Hatten 2009 in Europa etwa 100 Automobilzulieferer Insolvenz gemeldet, so waren es 2010 nur noch rund 25. In den USA sank die Zahl der Insolvenzen in der Branche von 55 Unternehmen im Jahr 2009 auf zehn im Folgejahr. Im gleichen Zeitraum gingen die Insolvenzmeldungen in Japan von 70 Unternehmen auf rund 25 zurück.
"Seitdem sich die Automobilmärkte weltweit stabilisiert haben, kommen immer mehr Unternehmen auf den Markt, die nicht aus einer Zwangslage - wie etwa einer Insolvenz - heraus verkauft werden", erklärt Marcus Berret, Partner bei Roland Berger Strategy Consultants. Von der Insolvenz waren im vergangenen Jahr vor allem Zulieferer betroffen, die sich schon im Besitz von Finanzinvestoren befanden und von der Unterstützung durch Automobilhersteller besonders abhängig waren.
Insolvenzen ohne Marktbereinigung
Auch die Zulieferer, die in den Krisenjahren Insolvenz anmelden mussten, wurden überwiegend weitergeführt und anschließend veräußert. Eine Konsolidierung im Sinne einer Marktbereinigung blieb weitgehend aus. "Verantwortlich dafür sind vor allem die Automobilhersteller", erklärt Berger-Experte Berret. "Denn ihre Strategie liegt darin, die Marktanteile jedes einzelnen Zulieferers je nach Produktsegment unter maximal 40 Prozent zu halten. Zu große Marktanteile in einem bestimmten Marktsegment würden zu einer Übermacht der Zulieferer führen. Entsprechend könnten Lieferanten die Produktpreise selbst bestimmen - zu Lasten der Abnehmer."
Neue Spielregeln für Übernahmen
Insgesamt nimmt die weltweite Zahl der M&A-Transaktionen in der Zuliefersparte weiter zu. Im Krisenjahr 2009 wurden 302 Übernahmen von Zulieferbetrieben weltweit abgeschlossen; im Jahr 2010 waren es 341 - Tendenz steigend. "Der Markt für M&A-Transaktionen hat sich erholt und mittlerweile das Vorkrisenniveau erreicht. Dies liegt hauptsächlich daran, dass sich die generellen Marktbedingungen für Übernahmen erheblich verbessert haben", erläuter Roland Berger Partner Berret.
Dabei zeichnet sich ein klarer Trend im Transaktionsmarkt ab: Waren vor der Krise noch die Finanzinvestoren die zentralen Spieler im Transaktionsgeschäft, verlagerte sich während der Krise der Schwerpunkt auf industrielle, strategische Investoren. "Grund dafür waren unter anderem die schlechten Erfahrungen der Automobilhersteller mit den Finanzinvestoren", sagt Dirk Kohlen, Principal bei Roland Berger. "Eine wichtige Rolle spielten außerdem die anfälligen Finanzierungsstrukturen vieler Zulieferer, die auf die hohe Schuldenlast reiner Finanztransaktionen aus der Vorkrisenzeit zurückzuführen waren."
Asiatische Investoren drängen auf den Markt
Vor allem strategische Investoren aus Asien - allen voran aus China - sind zunehmend daran interessiert, westliche Zulieferer zu übernehmen, um sich neue Marktanteile zu sichern und technologisches Know-How zu erwerben. Die OEMs setzen dem nur wenig entgegen, weil sie eine weitere Qualifizierung der chinesischen Zuliefererbasis durchaus wünschen. Gleichzeitig besteht die Hoffnung auf eine Kombination von chinesischen Low Cost-Ansätzen mit westlicher Technologie.
Während Übernahmen durch chinesische Investoren vor der Krise oft an mangelnder Zahlungsbereitschaft und Professionalität scheiterten, sieht es inzwischen anders aus, erläutert Berger-Experte Kohlen: "Chinesische Investoren haben verstanden, dass gute Unternehmen entsprechend viel kosten und sind mittlerweile bereit, dafür zu zahlen."
Die Expansion chinesischer Zulieferer auf dem europäischen Markt ist nicht zuletzt auf die Wirtschaftspolitik der Volksrepublik China zurückzuführen. So strebt die chinesische Automotive-Branche ein Jahreswachstum von mindestens zehn Prozent an. Bis 2012 soll die Automobilproduktion in China um 22 Prozent im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2007 zunehmen.
Die Studie können Sie kostenlos bestellen unter: www.rolandberger.com/pressreleases
|