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Donnerstag, 22. September 2011 Autoparadies Brasilien?

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Volkswagen Werk Anchieta (Brasilien)Volkswagen Werk Anchieta (Brasilien)

Brasiliens florierende Wirtschaft und der daraus resultierende Wohlstand der Bevölkerung wirken sich positiv auf den brasilianischen Automarkt aus. Die Anzahl der PKW-Verkäufe könnte daher bis 2020 auf 6,6 Millionen Fahrzeuge jährlich wachsen. Auch die Angebotsstruktur ändert sich: Die steigenden Ansprüche der Käufer generieren eine hohe Nachfrage im Premiumsegment. So werden im Jahr 2014 bis zu einer Millionen Premiumfahrzeuge in Brasilien verkauft. Davon können internationale Automobilhersteller und Zulieferer profitieren. Um globale Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen, müssen die Akteure auf dem brasilianischen Markt jedoch hohe Investitionen in vielen Bereichen der Wertschöpfungskette in Kauf nehmen. Denn eine mangelhafte Automation und eine niedrige Produktivität treiben derzeit die Produktionskosten in die Höhe. Dies zeigt die neue Ausgabe des Magazins think:act CONTENT der Strategieberatung Roland Berger mit dem Titel "Autoparadies Brasilien?".

 

"Brasilien entwickelt sich gerade zu einem hoch interessanten Standort für nationale und internationale Automobilhersteller", sagt Stephan Keese, Partner bei Roland Berger Strategy Consultants. "Durch das starke Wirtschaftswachstum und den steigenden Wohlstand der Brasilianer bekommt das Auto dort einen vollkommen neuen Stellenwert." Dies spiegelt sich auch in den Zukunftsprognosen der Experten wider: Bis 2020 könnten die PKW-Verkäufe in Brasilien auf rund 6,6 Millionen Fahrzeuge jährlich ansteigen. "Das ist doppelt so viel wie noch im Jahr 2010. Bei andauerndem Wachstum könnte Brasilien schon 2015 der drittgrößte PKW-Markt der Welt sein", sagt Keese. Gleichzeitig steigen jedoch auch die Ansprüche der Brasilianer. "Früher gaben sich brasilianische Konsumenten mit veralteter Technik zufrieden, heute verlangen sie preiswerte, aber hochmoderne Fahrzeuge." Besonders im Premiumsegment entwickelt sich der brasilianische Markt rasant: Wurden 2006 gerade einmal 150.000 Fahrzeuge verkauft, so waren es im Jahr 2010 schon rund 670.000. Für 2014 gehen die Experten von ca. einer Millionen verkauften Premiumfahrzeugen aus.

Zulieferer und Nutzfahrzeuge profitieren vom Wachstum Auch für die Zuliefer- und Nutzfahrzeugbranche bietet der wachsende brasilianische Markt hervorragende Chancen. "Die Zulieferer haben ihren Umsatz in den vergangenen zehn Jahren um den Faktor vier erhöht", sagt Keese. Bis 2020 rechnen die Experten mit bis zu 13 Milliarden Euro an zusätzlichem Umsatz. Dieser entsteht nicht nur aufgrund der wachsenden Nachfrage, erklärt Keese: "Moderne Fahrzeugplattformen setzen neue Technologien voraus und das generiert neuen Umsatz." Ähnlich positiv fallen die Prognosen für die Hersteller von Nutzfahrzeugen aus: Bis 2020 ist hier ein jährliches Wachstum von bis zu acht Prozent zu erwarten.

Starke Konkurrenz aus China und Indien

Doch etablierte Unternehmen auf dem brasilianischen Markt müssen sich auch auf neue Wettbewerber einstellen - allen voran aus China und Indien. "Besonders die Marktführer aus Europa und den USA werden die Konkurrenz deutlich spüren. Ihr Produktionsanteil lag in 2007 noch bei 84 Prozent. Für 2015 rechnen wir aber nur noch mit einem Anteil von 70 Prozent", sagt Keese. Mit Preisen von bis zu 30 Prozent unter den üblichen Angeboten setzen chinesiche und indische Automobilhersteller ihre Mitbewerber im Billigsegment unter Druck; bis 2020 könnten sie daher einen zehnprozentigen Marktanteil in Brasilien erobern.

Verbesserungspotenzial in der Produktion

Neben den positiven Aussichten bietet der brasilianische Automarkt aber auch großes Verbesserungspotenzial. Hohe Herstellungs- und Finanzierungskosten von mehr als 20 Prozent pro Jahr stellen für OEMs eine deutliche Hürde dar und führen dazu, dass der brasilianische Markt im internationalen Vergleich noch nicht wettbewerbsfähig ist. Denn noch treiben hohe Löhne, niedrige Produktivität und ein Mangel an Automatisierung die Produktionskosten in die Höhe. "Durch Investitionen zur Effizienzsteigerung und Automatisierung könnten die Hersteller aber bald mit der internationalen Konkurrenz mithalten", sagt Stephan Keese. Auch die Innovationskraft Brasiliens ist, gemessen mit anderen Nationen, immer noch schwach. "Während beispielsweise globale Zulieferer rund fünf Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung investieren, sind es bei brasilianischen Zulieferern nur etwa drei Prozent", sagt Keese. Dennoch sieht er großes Potenzial im brasilianischen Automarkt: "Unternehmen, die sich der Schwachstellen bewusst sind und ihre Strategie dementsprechend anpassen, können den Zukunftsmarkt Brasilien optimal für sich nutzen." Dafür sind Investitionen in moderne Produktionsstätten notwendig. So planen internationale PKW-Hersteller, bis 2014 rund zwölf Milliarden Euro in die Modernisierung ihrer Anlagen zu investieren.

Die Studie können Sie kostenlos downloaden unter: www.rolandberger.com/pressreleases

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