Lindemann: "Die deutsche Automobilindustrie und die Volksrepublik China haben sich nicht erst in der Phase des Aufschwungs entdeckt. Bereits seit Jahrzehnten sind wir in China präsent. Heute haben die deutschen Automobilhersteller einen Marktanteil von fast 20 Prozent." Das rasante Wachstum habe China innerhalb weniger Jahre zum "Big Player" auf der automobilen Weltkarte gemacht. "Während vor zehn Jahren erst 600.000 Fahrzeuge in China produziert wurden, sind es heute 11,3 Mio. Einheiten - Tendenz steigend", so Lindemann weiter. Für das laufende Jahr rechnet er in China mit einem Wachstum von 8 Prozent im Pkw-Segment. Das entspräche einem absoluten Niveau von über 12 Millionen Einheiten. Dieser Erfolg ist mit steigender Wertschöpfung vor Ort verbunden. "China ist mittlerweile der größte Produktionsstandort der deutschen Hersteller außerhalb der Heimat", so Lindemann. Allein im vergangenen Jahr stieg die Pkw-Produktion der deutschen Hersteller in China um 44 Prozent auf 1,8 Mio. Einheiten.
Wichtig für diese Fortschritte ist auch die zunehmende Marktöffnung, insbesondere nach dem WTO-Beitritt 1999. Sehr hohe Zölle wurden mittlerweile auf bis zu 25 Prozent abgebaut. Lindemann: "China hat seinen Markt in den vergangenen Jahren schrittweise geöffnet. Dies hat entscheidend dazu beigetragen, dass ausländische Investitionen in China deutlich gestiegen sind. Die Automobilindustrie in China wurde dadurch deutlich moderner und wettbewerbsfähiger.
"Das Wachstum in China war phänomenal", sagte der in den USA und in China lebende Verleger Wayne W.J. Xing. Er gibt die Fachpublikationen China Business Update und China Auto Review zum chinesischen Automobilmarkt heraus. In den vergangenen 25 Jahren habe sich die Mobilität in China rasant entwickelt. "Wir hatten 1985 in China keinen einzigen Streifen Autobahn, heute haben wir 74.000 Kilometer." Xing gab aber auch zu bedenken, dass der chinesische Markt weiter stark von politischen Entscheidungen beeinflusst sei: "China ist immer noch ein weitgehend geschützter Markt. China entwickelt sich aber immer mehr in Richtung Marktwirtschaft." In den kommenden Jahren erwartet Wayne eine Konsolidierung der chinesischen Automobilhersteller. Aus den derzeit 14 führenden chinesischen Automobil-konzernen würden in den Jahren zehn Gruppen werden. Der Verleger sieht allerdings auch Faktoren, die das weitere Wachstum gefährden könnten. "Die Emissionen der Autos sind eine Hauptquelle für Luftverschmutzung geworden. Die Regierung versucht daher strengere Abgasstandards durchzusetzen."
Björn Hauber, Executive Vice President Sales & Marketing, Mercedes-Benz China, beleuchtete die Entwicklung aus Sicht eines Herstellers. Zwischen 2005 und 2010 habe Mercedes-Benz seinen Absatz in China von 17.000 auf 147.000 Einheiten gesteigert. Vor zehn Jahren habe das Unternehmen 0,3 Prozent der Fahrzeuge in China verkauft, 2010 lag der Anteil schon bei 12 Prozent. "China ist enorm dynamisch. Dieses Wachstum zu planen ist nicht einfach, weil die Prognosen nicht eindeutig sind. Wir werden 2011 sicher das Vorjahresniveau sehr deutlich übertreffen." Hauber sieht in China noch erhebliches Potenzial gerade für Premiumhersteller. "Der Anteil der Premiumfahrzeuge am Gesamtmarkt ist in China noch vergleichsweise gering", so Hauber. Um den Erfolg im chinesischen Markt fortzusetzen, sieht der Manager mehrere Faktoren. "Wir können nur dann nachhaltig erfolgreich sein, wenn die lokale Produktionsbasis weiter gestärkt wird." Ebenso dringend sei der weitere Ausbau des Händlernetzwerks. Das Händlernetz in China werde im Wochenrhythmus ausgebaut. Zudem sei die Gewinnung von Nachwuchstalenten entscheidend. Hauber: "Gute Mitarbeiter sind unverzichtbar. Sie sind die treibende Kraft hinter unserem Markterfolg."
LPR
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