Während die deutschen, japanischen und koreanischen Hersteller deutlich wuchsen, kämpfen die südeuropäischen Hersteller PSA, Renault und Fiat (ohne Chrysler) mit sinkendem Umsatz und rückläufigen Verkaufszahlen: Die Zahl der verkauften Autos ging um 4 Prozent zurück, der Umsatz der drei Konzerne sank im dritten Quartal um 7 Prozent. Die japanischen Hersteller hingegen steigerten ihren Umsatz um 12 Prozent, die deutschen sogar um 18 Prozent.
Von der Schwäche auf dem westeuropäischen Absatzmarkt waren vor allem die südeuropäischen und US-amerikanischen Konzerne betroffen: Fiat, PSA und Renault verkauften in Westeuropa 15 Prozent weniger Pkw als im Vorjahr, bei den US-Konzernen lag das Minus sogar bei 17 Prozent. Die deutschen und japanischen Hersteller verbuchten ebenfalls Rückgänge, allerdings nur um 5 bzw. 6 Prozent. Lediglich die südkoreanischen Hersteller Hyundai und Kia konnten sich dem Negativ-Trend entziehen und steigerten ihren Absatz in Westeuropa um 7 Prozent.
Eine Entspannung der Lage in Europa erwartet Peter Fuß, Partner bei Ernst & Young, vorerst nicht - im Gegenteil: "Wir stehen vor mindestens einem weiteren Krisenjahr in Europa. Die europäischen Volumenhersteller müssen jetzt dringend alles tun, um die Kapazitäten massiv herunterzufahren - das schließt auch komplette Werksschließungen mit ein. Unausgelastete Fabriken kosten enorm viel Geld - Geld, das die Unternehmen nicht haben".
Derzeit scheuten sich die meisten betroffenen Konzerne aber, die notwendigen Schritte einzuleiten - aus Sorge vor dem Imageschaden, aber auch angesichts des massiven politischen Drucks, auf Stellenstreichungen zu verzichten. "Die Unternehmen verlieren Zeit und rutschen nur noch tiefer in die Krise", warnt Fuß. Letztlich führe das Aufschieben der Entscheidungen nur zu einer Verlängerung der Leidenszeit und zu einer Vertiefung der Krise.
Die schwierige Lage der südeuropäischen Hersteller sieht Fuß mit Sorge: "Das weitere Auseinanderdriften birgt erheblichen Sprengstoff. Die deutschen, koreanischen und japanischen Hersteller haben die Finanzkraft, die europäische Krise durchzustehen - die Südeuropäer stehen hingegen mit dem Rücken zur Wand". Neben sinkenden Absatzzahlen und stark rückläufigen Gewinnen kämpfen diese mit deutlich höheren Refinanzierungskosten. "Die deutschen Hersteller profitieren von dem niedrigen Zinsniveau und können sich problemlos refinanzieren. Sie können den Kunden daher sehr günstige Finanzierungskonditionen anbieten, ohne ihre Marge zu belasten - ein erheblicher Wettbewerbsvorteil". Die europäischen Volumenhersteller hingegen sind gezwungen, Rabatte zu gewähren und Verluste in Kauf zu nehmen, um wenigstens die Verkaufszahlen einigermaßen stabil zu halten. "Einige europäische Hersteller drohen an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit zu gelangen", fasst Fuß zusammen.
Die deutschen Autokonzerne sind bislang glimpflich durch die europäische Autokrise gekommen - dank des relativ stabilen deutschen Automarktes und vor allem dank der hohen Zuwachsraten in den USA und China. An dieser Grundkonstellation werde sich im kommenden Jahr wenig ändern, so Fuß: "In Europa wird es weiter abwärts gehen - aber dank der Absatzzuwächse in China und den USA dürften die deutschen Hersteller vorerst ohne größere Blessuren durch die Krise kommen".
Autokonzerne müssen flexibler werden
Zwar sei die Entwicklung in den USA derzeit schwer zu prognostizieren, da sie stark von politischen Entscheidungen abhänge, dennoch prognostiziert Fuß für den US-Markt eine weiterhin positive Entwicklung. Vor allem aber verspreche der chinesische Absatzmarkt deutliches Wachstum: "In China dürfte die Konjunktur im kommenden Jahr wieder an Dynamik gewinnen, wovon auch der Autoabsatz profitieren wird. Die Gewichte verschieben sich daher weiter: China und Nordamerika gewinnen immer stärker an Bedeutung, während Europa auf absehbare Zeit ein Restrukturierungsfall bleibt".
Zusätzliche Informationen: http://www.de.ey.com
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