Anders ist das im Sultanat Oman. Dort ist Lexus unangefochtene Leitmarke im Luxussegment mit deutlich mehr als 50 Prozent Marktanteil. Ein Händler in der Hauptstadt Maskat verkauft pro Jahr mehr Fahrzeuge mit dem „L“ am Grill als alle deutschen Lexus-Autohäuser zusammen.
Seit der eher bieder gezeichneten ersten LS-Generation im klassischen Drei-Box-Design hat Lexus eine atemberaubende Entwicklung hingelegt. Der „Luxury Sedan“ (dafür steht das Modellkürzel) ist zu einem Viertürer in Coupé-Form gereift, dessen gewordene Verwirklichung einer bemerkenswerten Aussage anmutet: „Keine langweiligen Autos mehr“, hatte der Chef des Mutterkonzerns, Akio Toyoda, kurz nach seinem Amtsantritt als oberste Maxime verkündet.
Wer gegen Audi A8, 7er-BMW und S-Klasse zu Felde ziehen will, sollte über ein Waffenarsenal verfügen, das gegen Ladehemmung immun ist. Obwohl 5,24 Meter lang und mit einem Radstand von 3,13 Metern ausgestattet, wirkt der LS 500 gar nicht wuchtig. Da der Raum zwischen den Achsen den des Vorgängers bereits um 25 Millimeter übertrifft, ist das Angebot einer zusätzlich gestreckten Variante nicht vorgesehen. Chefdesigner Koichi Suga, der die ersten Skizzen auf quadratischen gelben Klebezetteln anfertigte, ist ebenso stolz auf das geschmeidige Styling wie auf die fließende Cockpit-Architektur.
Hersteller von Luxus-Automobilen untermauern ihren gehobenen Anspruch gern durch Handarbeit, die als Akzent der Seriosität und Gediegenheit in Kontrast zu der Ansammlung von High-Tech eingesetzt wird, mit der der Fahrer die Teilnahme am Verkehr und die Bequemlichkeit der Insassen steuert.
Die Steuerung der vielfältigen Assistenz- und Komfortsysteme erfolgt, von wenigen Ausnahmen abgesehen, über den Zentralmonitor und die dort eingeblendeten Symbole. Sie werden per Cursor angeklickt, der manuell über einen auf der Mittelkonsole liegenden Touchscreen aktiviert wird.
Vier Einzelsessel mit kuscheligem Lederbezug, motorisch und pneumatisch anpassbare Polster, die natürlich auch Massagefunktion haben, auf Wunsch eine ausfahrbare Unterschenkel-Auflage bei einem Meter Beinfreiheit, die dem Passagier hinten rechts erholsame Nickerchen bei Autobahntempo ermöglichen soll – all das vermag der LS zu bieten.
Da Lexus keine Gelegenheit auslässt, seine Kompetenz in Sachen Hybridtechnik in den Vordergrund zu rücken, war die Abkehr vom V8-Motor für das Spitzenmodell eine logisch erscheinende Konsequenz. Analog zu dem im Coupé LC 500 verwendeten Antriebsstrang kommt ein V6-Alumotor zum Einsatz, der von einer Elektroeinheit ergänzt wird. Es kommt das so genannte Mehrstufen-Hybridsystem (MSHS) zum Einsatz, dem der Hersteller eine Reihe von Dynamik-Vorteilen gegenüber bisher bekannten Strom-Verbrenner-Kombinationen zuschreibt. Die Systemleistung beträgt 264 kW / 359 PS. Je nach gewählter Version wird diese Kraft per Heck- oder Allradantrieb auf die Straße gebracht. Während die offiziellen Daten über das Gesamtdrehmoment beider Systeme schweigen, darf man davon ausgehen, dass mit der Allradversion ein Spurtvermögen von 5,5 Sekunden von Null auf 100 Stundenkilometer erreicht wird.
Im Unterschied zu anderen Luxuslimousinen mit Stromunterstützung wie zum Beispiel dem Porsche Panamera bietet Lexus keine Auflademöglichkeit via Steckdose an. Die rein elektrische Reichweite ist nach Ansicht der Verantwortlichen auch keine aussagekräftige Größe, sondern es komme darauf an, welcher Anteil der Nutzungsdauer elektrisch zurückgelegt werde. Und dieser Anteil sei dank permanenter Aufladung durch den Verbrenner variabel. Die Verbrauchskontrolle nach NEFZ-Norm ergab einen Durchschnittswert von sieben Litern. In der Praxis, das belegte die ausgedehnte Testfahrt mit gleichmäßigem Tempo mit zwei Insassen und Gepäck, kann man mit zehn Litern kalkulieren. Der voll ausgestattete LS 500h ist halt auch kein Leichtgewicht: 2,5 Tonnen sind schon ohne Passagiere zu kalkulieren. (ampnet/afb)
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