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Montag, 24. Oktober 2016 Audi-Design: Bei Lichte besehen

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Marc Lichte.  Foto: AudiMarc Lichte. Foto: Audi

"Vorsprung durch Technik" ist einer der erfolgreichsten Claims aller Zeiten – doch am kometenhaften Aufstieg der Marke Audi besitzt nicht nur die Technik, sondern auch das Design großen Anteil. Der Aero-Look der 80er-Jahre oder der retrofuturistische TT waren von geradezu epochaler Bedeutung. Diese Zeiten sind vorbei, an den jüngsten Modellen entzündet sich deutliche Kritik: Die Volumenmodelle A4, A5 und Q5 sind für den Laien kaum von ihren Vorgängermodellen zu unterscheiden – und auch Q7 und R8 wirken blass und konservativ.
All diese Modelle sind entstanden, bevor Marc Lichte von Wolfsburg nach Ingolstadt wechselte. Einen Ausblick auf die Handschrift des neuen Chefdesigners gewährten die Prologue-Studien. 2017 kommen die ersten Lichte-Autos auf den Markt: Auf den A8 folgt Ende des Jahres der A7, 2018 bringt Audi den neuen A6 – und einen vollelektrischen Crossover. Mit diesen neuen Modellen will sich Audi die Designführerschaft zurückerobern.

 

Im Interview mit Jens Meiners spricht Lichte über seine Strategie.

Herr Lichte, was wird der erste Audi sein, der vollständig unter Ihrer Führung gestaltet wurde?

„Als ich im Februar 2014 bei Audi angefangen habe, hatte ich drei Monate Zeit, mich vorzubereiten. Ich habe die Zeit genutzt, um eine Designstrategie zu formulieren – und einen Entwurf für den nächsten A8 zu konzipieren. Wir sind damit den regulären Designprozess durchlaufen, und letztlich hat sich mein Entwurf gegen vier Alternativmodelle durchgesetzt. Der nächste A8 wird also der erste Audi, der meiner Philosophie für die Marke entspricht – und danach kommen neue Modelle in rascher Folge. Ich konnte aber auch noch bei der Frontpartie des Q2 Einfluss nehmen, um das Modell etwas stärker zu differenzieren.“

Sie haben für das Interieur-Design einen Sprung nach vorn angekündigt. Warum so rasch? Audi hat mit A4, A5 und Q7 gerade erst eine neue Formensprache im Interieur eingeführt.

„Unser nächster Schritt ist motiviert durch Smartphones und Touch-Screen-Benutzeroberflächen. Ich sehe hier einen klaren Trend, und wir werden das Thema Touch-Screen definitiv verfolgen. Unsere Nutzeroberfläche der Zukunft baut auf dem Interieur des A4 auf, wir haben mit der Fahrzeugstudie Prologue ein paar weitere Hinweise gegeben, aber ich verspreche Ihnen, dass das Serienmodell eine noch kraftvollere Aussage formulieren wird.“

Wo sehen Sie Audi im Vergleich mit den klassischen Wettbewerbern BMW und Mercedes-Benz?

„Klare Antwort: Unsere Marke definiert sich über die Werte Hochwertigkeit, Sportlichkeit und Progressivität. In unserem Wettbewerbsumfeld darf man Hochwertigkeit voraussetzen; für Sportlichkeit steht BMW genauso wie Audi, und auch Mercedes-Benz bewegt sich in diese Richtung. Der Differentiator ist deshalb die Progressivität: Audi wird extrem progressiv und hebt sich damit von der Konkurrenz ab. Und das gilt sowohl für die Gesamtproportion als auch für jedes einzelne Detail, bis hin zu den Tagfahrleuchten.“

Steht Audi für ein spezifisch deutsches Design?

„Mein Lehrmeister bei VW war Hartmut Warkuß, und ich stehe noch heute in Kontakt mit ihm. Unsere Grundstruktur wird immer noch deutlich durch Bauhaus-Ästhetik beeinflusst, wir unterstreichen heute aber einen stärkeren Charakter; unsere Autos sollen begehrenswert sein, sexy.“

Müssen sich die Audi-Typen in Zukunft stärker voneinander unterscheiden?

„Wir haben für unsere A-, Q- und R-Modelle eine neue Formensprache definiert, mit jeweils eigenständigem Gesicht und eigenständiger Seitenwand. Sie werden alle den Quattro-Antrieb visualisieren, aber auf eigenständige Weise. Und auch innerhalb der drei Fahrzeuggruppen werden sich die Autos deutlich unterscheiden. Jedes Modell wird seine eigene Identität besitzen.“

Sie sprechen von einer R-Familie, obwohl es derzeit nur den R8 gibt. Wird der eigenständige Ansatz auch RS- und RSQ-Modelle einbeziehen?

„Sie werden sich sehr deutlich von den A- und Q-Modellen unterscheiden. Details möchte ich allerdings noch nicht preisgeben.“

Wie sieht es bei den Elektroautos aus?

„Auch sie bekommen ihre eigene Identität. Sie werden anders und nochmals progressiver als die konventionell angetriebenen Audis aussehen. Unser erstes Modell, auf das wir mit der e-tron-Quattro-Studie einen Ausblick geben haben, erhält das Q-Gesicht, aber mit einem anderen Kühlergrill, anderen Beleuchtungseinheiten und extrem guter Aerodynamik. Das Serienauto wird deutlich radikaler als die Studie aussehen.“

Wie gehen Sie an das Thema "autonomes Fahren" heran?

„Es hat für mich eine sehr hohe Priorität. Wir arbeiten an Konzepten bis hin zu fahrerlosen Level-5-Fahrzeugen. Hier sprechen wir von komplett neuen Architekturen. Unsere Arbeit geht deutlich über das Entwurfsstadium hinaus. Ich glaube, wir sind schon sehr weit.“

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