So lauteten die Ergebnisse des ersten „Automotive Disruption Radar“ (Untersuchung zu Störungen der Automobilindustrie) der renommierten Beratungsgesellschaft Roland Berger mit Stammsitz in München. Die Studie, die erstmals im Mai erschien, soll Automobilunternehmen unter anderem bei Investitionsentscheidungen unterstützen. Jetzt veröffentlichten Roland Berger Strategy Consultants den zweiten Automotive Disruption Radar.
Danach stehen im weltweiten Ländervergleich die Niederlande an der Spitze, wenn es um die Anwendung neuer Mobilitätskonzepte geht. Zentrale Stichworte dabei sind „Shared Mobility“, autonomes Fahren, Digitalisierung und Elektromobilität sowie vor allem gesetzliche Rahmenbedingungen und die Infrastrukturen, die solche Innovationen ermöglichen. Hier sind die Niederlande vorbildlich aufgestellt. Deutschland rangiert mit Platz fünf nur noch im Mittelfeld, die USA landen auf Rang zehn.
Im Vergleich zur ersten Untersuchung zeigen sich vor allem Veränderungen beim Kundeninteresse, bei der Technologie und bei den regulatorischen Vorgaben. In allen drei Kategorien führen mit China, Singapur und Südkorea asiatische Staaten.
„Die Zukunft liegt im autonomen Fahren – in erster Linie in Asien“, sagt Marcus Berret, Partner und Leiter des globalen Competence Center Automotive von Roland Berger. „Während Staaten wie Singapur in der Gesetzgebung richtig Gas geben, sind traditionelle Automärkte wie Deutschland durch den Dieselskandal momentan eher mit Schadensbegrenzung beschäftigt.“
Auch bei der Elektromobilität zeigen sich die Autofahrer offen für Neues: Weltweit können sich 35 Prozent der Befragten vorstellen, als nächstes ein E-Auto zu kaufen. Und wieder ist Asien führend – hier würde die Hälfte der Befragten ein Elektromodell erwerben, in einzelnen Ländern sogar bis zu zwei Dritteln. In Westeuropa sind es nur 30 Prozent und in den USA gerade einmal 15 Prozent der Umfrageteilnehmer. Die Verkaufszahlen sind eindeutig. Plug-in-Hybrid- und Elektroautos verkauften sich im ersten Halbjahr 2017 in Asien fast doppelt so stark wie in Westeuropa und zweieinhalbmal so stark wie in den USA.
An einem Punkt sind sich die Verbraucher allerdings grenzüberschreitend einig: E-Autos sind ihnen nach wie vor zu teuer. Als zweitwichtigstes Argument gegen den Kauf eines Elektrofahrzeugs gilt die schlechte Ladeinfrastruktur. Als einziges westeuropäisches Land sind bei diesem Thema erneut die Niederlande führend. Obwohl die Verkaufszahlen für E- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge dort zuletzt wegen reduzierter Subventionen zurückgegangen sind, kann das Land eine fast lückenlose Ladeinfrastruktur vorweisen.
Führend im Bereich E-Mobilität sowie Carsharing zeigt sich auch China. Deshalb belegt das Land den zweiten Platz im Ranking – und hat noch gutes Entwicklungspotenzial. Dazu kommt: „China hat gute Chancen, nach der Elektromobilität auch beim autonomen Fahren ein führender Markt zu werden“, prognostizieren die Fachleute von Roland Berger. Ein wesentlicher Treiber für die Entwicklung des autonomen Fahrens seien die gesetzlichen Rahmenbedingungen in den einzelnen Ländern: China ist hier mit der geplanten Genehmigung von autonomen Automodellen und neuen Teststrecken auf dem Vormarsch.
Deutschland hinkt hier noch hinterher: Zwar hat die Ethikkommission des Bundesverkehrsministeriums die ersten Leitlinien für selbstfahrende Autos vorgestellt und für erste teilautonome Fahrzeuge wird es, ähnlich wie in anderen Ländern, Einzelgenehmigungen geben. Doch wie eine Typzulassung erfolgen kann, ist immer noch offen. „Wenn Deutschland und weitere europäische Länder den Anschluss nicht verlieren wollen, muss der Gesetzgeber schnell neue Verkehrskonzepte und innovative Mobilitätslösungen unterstützen“, sagt Marcus Berret. „Nur so kann sich der Markt entsprechend weiterentwickeln.“ (ampnet/hrr)
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