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Montag, 6. April 2009 Der falsche Mann und ein Hoffnungsschimmer

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Rick Wagoner Rick Wagoner

GM-Boss Rick Wagoner ging nicht freiwillig von Bord. US-Präsident Barack Obama himself hat diese Entscheidung gewissermassen getroffen, auch wenn er sie hat treffen lassen. Noch nie hat ein amtierender US-Präsident in eine Personalentscheidung eines eigentlich unabhängigen Unternehmens eingegriffen. Für die Konservativen ein schlimmer Fehltritt im Vaterland des freien Kapitalismus. Nüchtern betrachtet hat Obama aber recht. Und wir dürfen uns denken, wie ihm seine Berater gesagt haben, dass Rick Wagoner von Anbeginn an der falsche Mann an der GM-Spitze gewesen ist. Ein Cost Cutter, ein Erbsenzähler ohne den Hauch von automobiler Kompetenz und Leidenschaft.

 

Diese Art Management zieht sich durch die gesamte GM-Geschichte seit den Achtzigern. Eine Sparrunde überrundete die vorhergehende. Die Opel-Chefs wechselten im Zwei-Jahres-Turnus, immer darauf bedacht, beim Ergebnis noch eins draufzusetzen. Kaum einer der amerikanischen Opel-Chefs hatte das Interesse von Opel im Sinn, sondern nur Interesse für seine Karriere. Es war schon vermessen, Opel-Ingenieure Patente entwickeln zu lassen, sie an GM USA abzutreten und zur Nutzung dieser Patente durch Opel dann Lizenzgebühren zu verlangen. Was wiederum dazu geführt hat, dass die Gewinne in Deutschland und damit fällige Steuern sanken. Opel wurde als Melkkuh missbraucht, Neuentwicklungen wurden gestrichen, um die Bilanz für den aktuellen Boss zu schönen, Missmanagement pur.
Als Journalisten das 1994 geschrieben und immer wieder kritisiert haben, wurden sie des Kampagnen-Journalismus geziehen. Niemand bei Opel wollte einräumen, was alles schieflief. Insofern ist das heutige Opel-Drama ein von GM (nicht Opel!) hausgemachtes. Das Schlimme daran: Opel hat geniale Ingenieure und Produktionsfachleute, baut heute klar wettbewerbsfähige Autos in bester Qualität, leidet schon lange nicht mehr am Lopez-Syndrom und ist innovativ wie nie zuvor. Aber wer so eine Mutter hat, ist arm dran. Insofern ist der Wechsel von Wagoner zu Fritz Henderson kein radikaler Schritt und schon gar keine Verbesserung der Konzernpolitik.
Bei GM wurde immer nur saniert, anstatt mal daran zu arbeiten, dass grundsätzlich nicht mehr saniert werden muss. Auch als Henderson Chef von GM in der Schweizer Europazentrale wurde, ging es immer nur um Sanierung, das in der Branche wohl meist missbrauchte Wort. Insofern ist Sanierung das Beheben von Problemen, die durch die vorhergehende Sanierung entstanden sind.
Henderson fiel damals auch nichts anderes ein, als zu sanieren, Kosten zu sparen und 12'000 Arbeitsplätze zu streichen (die meisten übrigens bei Opel). Insofern ist Henderson lediglich ein jüngerer Wagoner, der genauso denkt wie sein Vorgänger. Wer statt Benzin im Blut nur Bilanzzahlen im Kopf hat, tut sich schwer mit der Konstruktion emotionaler Autos. Wie auch immer das Opel-Problem gelöst werden wird – Fritz Henderson wird nicht viel dazu beitragen. Und schon bald wird sich zeigen, dass bei GM nur die Köpfe ausgetauscht wurden, nicht die Denke.
Für die deutsche Autoindustrie hat das Jahr zwar schlimm begonnen, aber es gibt auch einen Hoffnungsschimmer, dass die Talsohle vor allem auf dem US-Markt erreicht sein könnte. Man muss sich ja heute sehr vorsichtig ausdrücken. Aber wenn Porsche in einer Pressemitteilung schreiben kann: "Erste Anzeichen für eine Stabilisierung der Lage auf dem nordamerikanischen Markt zeigt der Vergleich der Verkaufszahlen mit dem Vormonat: Die Auslieferungen lagen im März um 15 Prozent über den Februar-Werten", dann ist das die erste gute Nachricht seit Langem, wenn man vom Strohfeuer der Abwrackprämie auf dem deutschen Markt mal absieht.
Es geht wirklich nicht darum, eine Krise schönzureden. Aber es geht jetzt auch darum, die Psychologie des Redens von ihr zumindest aufzuhellen. Und da ist jedes positive Signal hoch willkommen. Vielen Dank, Porsche! (ar/PS/Hans-U. Wiersch)

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