„Das Plus an Neufahrzeugen durch die staatliche Prämie hat bislang keine signifikanten Auswirkungen auf die Mängelstatistik und wird sich erst in den Folgejahren bemerkbar machen“, so Rainer de Biasi, Geschäftsführer der GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung. „Insgesamt sind aber dank der Abwrackprämie rund vier Millionen Fahrzeugmängel in der Schrottpresse gelandet. Zudem hat sich der Sicherheitsstandard auf unseren Straßen durch die rund zwei Millionen Neufahrzeuge deutlich erhöht.“
Bei den von der GTÜ im Jahr 2009 im Rahmen der Hauptuntersuchung (HU) geprüften Pkws waren insgesamt 51,8 Prozent mit Mängeln unterwegs. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem leichten Rückgang von rund zwei Prozent. Angesichts der weiteren Zunahme der gravierenden Fahrzeugmängel auf 17,6 Prozent geben die GTÜ-Prüfingenieure jedoch keine Entwarnung. „Die Jahr für Jahr steigende Zahl der Pkws mit erheblichen Mängeln bis hin zur Verkehrsunsicherheit ist besorgniserregend. Diese Fahrzeuge erhöhen das Unfallrisiko erheblich“, gibt Rainer de Biasi zu bedenken. „So ist beispielsweise jedes sechste Fahrzeug auf unseren Straßen mit defekten Bremsen unterwegs.“
Erfreulich ist, dass im vergangenen Jahr mehr Fahrzeuge die Hauptuntersuchung ohne jegliche Beanstandung absolvierten. Die Zahl der mängelfreien Fahrzeuge stieg 2009 um zwei Prozentpunkte auf 48,2 Prozent (Vj. 46,3). Ein Indiz dafür, dass die Fahrzeughalter mit ihren Pkws zu Service und Reparatur wieder vermehrt in die Werkstatt fahren. „Einigen Autofahrern ist offenbar bewusst geworden, dass sich die Geiz-ist-geil-Mentalität in Sachen Sicherheit nicht auszahlt“, so der GTÜ-Geschäftsführer. Verschlechtert haben sich dagegen die nicht werkstattgeprüften Fahrzeuge, bei denen die Anzahl der Mängel pro Auto weiter stieg.
Mit 23,6 Prozent (Vj. 23,5) ist die Mängelgruppe „Beleuchtung und Elektrik“ klarer Spitzenreiter in der aktuellen GTÜ-Statistik – und das über alle Altersklassen hinweg. Auf Platz zwei folgen mit 18,1 Prozent (Vj. 17,7) die Mängel an der „Bremsanlage“. Den dritten Platz belegen „Achsen/Räder/Reifen/Aufhängungen“ mit 17,1 Prozent (Vj. 17,5). Danach kommen „Umweltbelastungen“ wie Motorabgase, Ölverluste, Lärmentwicklung etc. mit 16,6 Prozent (Vj. 16,7) auf Platz vier. Auf Platz fünf landen mit 13,1 Prozent (Vj. 13,6) „Sonstige Mängel“ (Scheibenwischer, Windschutzscheibe, Scheibenwaschanlage, Außenspiegel etc.). Schlusslicht auf der Liste sind Mängel an „Fahrgestell/Rahmen/Aufbau“ mit 11,5 Prozent (Vj. 11,1).
Das Durchschnittsalter der Pkws auf unseren Straßen ist leicht rückläufig und liegt aktuell bei 8,1 Jahren. Im Zuge der Abwrackprämie wurden rund zwei Millionen Fahrzeuge mit einem Durchschnittsalter von 13 Jahren verschrottet. Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil der erheblichen Mängel bei Personenwagen steil an. Wie schon in den vergangenen Jahren sind ältere Fahrzeuge über neun Jahre – das sind 17 Millionen Pkws – besonders auffällig. Von diesen Fahrzeugen waren im letzten Jahr 71,4 Prozent (Vj. 72,4) mängelbelastet, rund 25,8 Prozent (Vj. 25,1) mit erheblichen Mängeln oder sogar verkehrsunsicher; das ist ein gutes Viertel aller Pkws dieser Altersklasse!
Besonders deutlich wird die Diskrepanz zwischen alten und neuen Fahrzeugen im GTÜ-Mängelvergleich. Während die Prüfer der GTÜ bei Autos mit einem Alter bis drei Jahre an 100 Pkws knapp 20 Mängel fanden, spürten sie in der Altersgruppe über neun Jahre an die 230 Mängel pro 100 Fahrzeuge auf. Fast das Zwölffache! Über 71 Prozent dieser Fahrzeuge waren mit Mängeln unterwegs, davon sogar 26 Prozent mit gravierenden technischen Problemen. (auto-reporter.net/sr)
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