Die Anforderungen bei der Hatz zwei Mal rund um die Uhr auf der anspruchsvollsten Rennstrecke der Welt sind extrem hoch: Nicht nur schnell, sondern auch robust müssen die Renner sein – und es kommt auch darauf an, sie sekundenschnell bei Boxenstopps wieder klar machen zu können. Eine Aufgabe wie geschaffen für den langjährigen Opel-Einsatzpartner und absoluten Nürburgring-Experten Kissling Motorsport. Die Mannschaft um Helmut und Stefan Kissling, deren Sitz nur wenige Kilometer vom Nürburgring entfernt liegt, verfügt über reichlich Erfahrung beim 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife. Kompetente Unterstützung bekam das Eifeler Rennsport-Team von Technik-Spezialisten des Opel Performance Center, die sich mit schnellen Opel-Fahrzeugen bestens auskennen.
Mit seinem auffällig schwarz-gelben Design, dem dominanten Heckflügel und den markanten Aerodynamik-Anbauteilen lässt der Opel Astra OPC in Rennversion schon beim ersten Blick keinen Zweifel über seine Ambitionen aufkommen. Dieser Astra ist ein reinrassiger Renn-Tourenwagen, speziell gebaut für die heiß umkämpfte Klasse SP3T (Spezialfahrzeuge mit Turbomotoren, bis zwei Liter Hubraum) beim 24-Stunden-Rennen. Bereits vor zwei Jahren war das Team Kissling Motorsport als offizieller Opel-Partner für den Aufbau und Einsatz der beiden Rennautos des OPC Race Camp zuständig. „Mit dem alten Auto hat die diesjährige Version nichts mehr zu tun“, erklärt Stefan Kissling, der seit Anfang Dezember unzählige Stunden in das Projekt investierte. „Wir hatten so viele neue Ideen, dass wir wirklich mit dem sprichwörtlichen weißen Blatt Papier begonnen haben. Die Aerodynamik, die Radaufhängung, das sequentielle Getriebe, Vorder- und Hinterachse: alles ist neu. Eine Neu-Entwicklung ist ein komplexer Prozess, der einiges an Nachfolge-Arbeit bedingt, denn wenn man A macht, muss man zwangsläufig auch B machen, und dann folgen meistens auch noch C und D.“
„Wir wollten im neuen Auto nicht nur mehr Leistung, sondern auch eine bessere Fahrbarkeit realisieren“, fährt Kissling fort. „Gerade bei einem Langstreckenrennen spielt die Belastung der Fahrer eine wichtige Rolle, und je einfacher das Auto zu fahren ist, desto mehr kann sich der Fahrer auf das Renngeschehen konzentrieren.“ Für den aerodynamischen Feinschliff wurden viele Stunden im Windkanal verbracht. Anfang Dezember stand dann die endgültige Form der Anbauteile fest. Im Anschluss erfolgte der Einbau der Sicherkeitskäfige in die beiden Karrosserien. Parallel wurde der Zweiliter-Turbomotor weiterentwickelt: Das modifizierte Triebwerk bietet nicht nur mehr Leistung und ein höheres Drehmoment als der Vorgänger, die Kraftentfaltung erfolgt jetzt bei deutlich niedrigeren Drehzahlen, was sich wiederum positiv auf Verbrauch und Verschleiß auswirkt.
Der erste Funktionstest der neuen Rennautos, im Fachjargon „Roll-Out“ genannt, fand in der zweiten Februarwoche auf der Opel-Teststrecke in Pferdsfeld im Hunsrück statt. Der erste richtige Test erfolgte dann auf dem ehemaligen Grand-Prix-Kurs im niederländischen Zandvoort. „Mitte Februar war Zandvoort die einzige Strecke im weiten Umkreis, wo kein Schnee lag“, berichtet Stefan Kissling, der zusammen mit OPC-Chef Volker Strycek die erste Testfahrt absolvierte. „Leider wurden wir während des Tests dann auch in Holland vom Schnee überrascht. So gut es ging haben wir dennoch unser Programm abgespult. Klar hätten wir gerne mehr Zeit gehabt. Der strenge Winter hat unseren Plan insgesamt um fast drei Wochen nach hinten geschoben.
Ende Februar fuhren die Teammitglieder erstmals mit ihren neuen Einsatzautos auf der Rennstrecke von Monteblanco in Südspanien. Danach folgten zwei Testläufe im Rahmen der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring sowie weitere Testfahrten auf der Nordschleife.
|