Doch Regen kann einen Mitteleuropäer im BMW 220i Cabrio nicht schocken. Er weiß, dass das Stoffverdeck sich in 20 Sekunden bei maximal 50 km/h elektromotorisch schließen und später ebenso schnell auch wieder öffnen lässt. Unter der Mütze lässt sich auch der zitierte extrem kalte Winter aushalten, denn sie ist gut isoliert, übrigens auch gegen Schall. Auch ohne Dach ist das alles typisch BMW mit auf den Fahrer orientierten Bedienelementen und sportlich zugeschnittenen Sitzen. Die Türen öffnen weit, was zwar beim Parken zu Schwierigkeiten mit dem Nachbarn führen kann, aber einen einigermaßen guten Durchstieg auf die beiden Sitze im Fond gestattet. Der Kofferraum fällt mit 280 Litern bei geöffnetem Dach nicht gerade üppig aus. Aber in den Urlaub fährt man in einem solchen Cabrio wohl sowieso nur mit zwei Personen, und eine Durchlademöglichkeit zum Beispiel für Ski, hat BMW im Programm. Jeder Kontakt mit einem Cabriolet führt bei Testern unverzüglich zu der Frage: Wie hälst du es mit der Karosseriesteifigkeit? BMW behauptet, die sei um ein Fünftel besser als beim Vorgänger, dem 1er Cabrio. Da sich die Karosserie in schnell gefahrenen Kurven nicht etwa mit einem Knarzen bemerkbar gemacht hat, sind wir geneigt, die Zahl zu glauben. Die nächste Cabrio-Frage lautet: Wie sieht es mit dem Wind in der „Grenzschicht“ zwischen Körper und Himmel aus. Wir fanden, bei den extrem heißen Temperaturen hätte uns ruhig ein kräftigerer Wind trocknen können. Aber gerechterweise bleibt festzustellen: Bei geschlossenen Seitenscheiben geht es auch bei offenem Dach nicht zu wild zu. Angesichts des Zwei-Liter-Vierzylinders drängte sich uns eine weitere Frage auf: Wer vermisst hier eigentlich immer noch die Zylinder fünf und sechs? Der Twinturbo bietet schon ab 1250 Umdrehungen pro Minuten (U/min) sein maximales Drehmoment an. Ein glattes, müheloses Hochdrehen des Motors vom ersten Gasgeben an ist garantiert. Man könnte mit diesem Motor einen bisher ungeahnten Spaß am schaltfaulen Bummeln entwickeln, wenn die Sechs-Gang-Handschaltung nicht so viel zusätzlichen Spaß brächte. Das ist alte Münchener Schule: kurze Wege, müheloses, glattes Schalten. Wer sich von diesen Qualitäten davon überzeugen lässt, dass der wahre Cabrio-Spaß abseits der Autobahn stattfindet, der kann mit dem Benziner im 220i zu Verbrauchswerten um die sieben Liter schnurren. Wer allerdings auf der – wenn auch in diesem Fall vergeblichen – Suche nach Karosseriegeräuschen die BMW-Dynamik austesten und dabei die ganzen 184 PS spüren will, der muss sich mit zweistelligen Werten abfinden. Als Gegenwert erlebt er die Beschleunigung des leer nur gut 1,5 Tonnen wiegenden viersitzigen Cabrios in 7,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h, die gute Traktion und das hohe Maß an Querbeschleunigung, das auch dieser BMW trotz Cabrio-Bauweise erlaubt. Natürlich gehört zu jedem BMW das komplette Angebot an Fahrer-Assistenzsystemen. Und auch bei der Konnektivität lassen sich die Bayern nicht lumpen, wenn sich auch viele der Komfort-, Infotainment- und Sicherheitssysteme erst auf der Liste der Aufpreise finden. Der Notruf E-Call, der Fahrerlebnisschalter für die Wahl der Fahrprogramme, die Freisprecheinrichtung mit USB-Schnittstelle, Sitzheizung, ein exklusives Lichtpaket mit Farbwechel bei der Ambientebeleuchtung und die 17-Zoll-Räder gehören bei der Luxury Line schon einmal dazu. Mit seinen knapp 4,50 Metern Außenlänge, dem recht kleinen Wendekreis, dem griffigen Multifunktionslenkrad und der bei offenem Dach hervorragenden und sonst guten Rundumsicht ist das 220er Cabrio auch in Innenstädten und auf dem Boulevard daheim. Seine wahre Stärke zeigt er aber lieber beim Reisen über Land. Konfuzius sagt: „Der Weg ist das Ziel.“ Warum nicht? Im Zweifelsfall reist man ja gut behütet von elektrischem Dach, Fahrwerk, steifer Fahrgastzelle und den vielen elektronischen Helferlein. (ampnet/Sm)
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