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Dienstag, 11. Februar 2014 Bentley Continental GT V8 S: Das Prinzip 911

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Bentley Continental GT V8 S Cabrio.  Foto:Auto-Medienportal.Net/James LipmanBentley Continental GT V8 S Cabrio. Foto:Auto-Medienportal.Net/James Lipman

Im VW-Konzern greift das „Prinzip 911“ um sich und hat die Luxusmarken voll erfasst: Von einem Basisfahrzeug ausgehend, wird der Markt peu à peu mit Derivaten geflutet. Nach Lamborghini hat jetzt auch Bentley begonnen, mehr und mehr Modellvariationen anzubieten. Der Continental GT V8 hat eine „S“-Variante bekommen.

Das neue Fahrzeug soll eine sportlich orientierte Kundschaft ansprechen, ist deshalb optisch und ausstattungsmäßig etwas weniger auf erhabenen Luxus getrimmt als es bei den Zwölf-Zylinder-Modellen oder den Limousinen der Fall ist. Eine Leistungssteigerung um 21 PS gehört ebenso zum Paket wie eine sportlichere Abstimmung und leichte Karosserieveränderungen. Der Startpreis von 180 285 Euro für das Coupé steuert die Auslese zwischen Interessenten und tatsächlichen Kunden. Das ebenfalls im Juni auf den deutschen Markt kommende Cabriolet kostet noch einmal knapp 18 000 Euro mehr.

 

Die von den Bentley-Trainern verabreichte Leistungsspritze, entfaltet ihre Wirkung weit unterhalb anabolischer Doping-Exzesse. Die 21 Zusatz-PS gehen einher mit einem fast gleich großen Zuwachs an Drehmoment. Warum wird ein „S“ am vorderen Kotflügel nicht mit mehr Power aufgeladen? Da bei modernen Turbomotoren die zentralen Leistungsdaten wie Pferdestärken und Drehmoment fast beliebig variierbar sind, darf spekuliert werden. Theoretisch ist zwischen den 528 PS des GT V8 und den 575 PS des GT W 12 noch genügend Platz für einen vielleicht 550 PS starken GT V8 Speed oder Supersports.

Mit 309 bzw. 308 km/h (für das Cabriolet) übertreffen die beiden Newcomer die für die Marke nicht unbedeutende 300er-Schwelle. Kennzeichen sind unter anderem ein geschwärzter Wabengrill an der Front, eine zusätzliche Spoilerlippe am Bug sowie dezente Seitenschweller zwischen den Radhäusern. Spezielle 20-Zoll-Räder sorgen für Identität ebenso wie die schwarzen Außenspiegelkappen, am Heck wurde eine zusätzliche Schürze in gleicher Farbgebung installiert. Kontrastnähte, Karbonteile und ein farbiges Mittelteil im Dachhimmel werden im Innern verteilt, um weitere Unterscheidung zu gewährleisten.

Das Fahrwerk ist gegenüber dem „Normal“-V8 um zehn Millimeter abgesenkt. Das klingt sportlicher als es tatsächlich sichtbar ist. Leichtmetallräder mit speziellem Speichen-Design und 20 Zoll Größe sorgen für einen prallen Auftritt. Selbstredend ist eine Luftfederung für den kommoden Fahrkomfort zuständig, mittels einstellbarer Dämpfer will es der Hersteller dem Kunden überlassen, den Charakter des Fahrzeugs je nach Tagesform zu verändern. Freilich wäre es eine Überlegung wert, den Regelbereich der möglichen Spreizung zwischen komfortabel und dynamisch noch etwas zu vergrößern und damit stärker erlebbar zu machen.

Nach Auskunft der Ingenieure wurde außerdem die Übersetzung der Lenk-Servotronic so angeschärft, dass ein griffigeres und unmittelbares Einlenkgefühl entsteht. Nur 2,6 Umdrehungen braucht man mit dem lederbezogenen Volant, um von Anschlag zu Anschlag zu kommen. Der Allradantrieb teilt im Normalfall 60 Prozent der Antriebskraft der Hinterachse zu. Bedingt durch das hohe Gewicht ist in eilig genommenen Kurven ein zarter Anflug von Untersteuern wahrnehmbar. Gleichzeitig nimmt die Handlichkeit, mit der die schiere Masse dirigiert werden kann, aber auch einen beruhigenden Einfluss auf die Insassen.

Seinem Stammbaum nach repräsentiert der V8 S wie seine Schwestermodelle feine britische Lebensart, tatsächlich ist er ebenso wie sie ein absolut internationales Produkt. Die Karosserien liefert das sächsische VW-Werk in Mosel, das Vier-Liter-Aggregat stammt in seiner ursprünglichen Form aus Ingolstadt. Auf viel Erfahrung im Motorsport kann die englische Firma Alcon verweisen, die bis zu 420 Millimeter große Bremsscheiben nebst Acht-Kolben-Bremssätteln liefert. Eine fast 2,5 Tonnen schwere Wuchtbrumme wie das Cabrio will halt zuverlässig im Zaum gehalten werden. Auch wenn chinesische Kunden mehr auf Limousinen stehen, würden sie wohl Freude an den Zigarrenanzünder-Einsätzen „made in China“ haben.

Der von zwei Turboladern zwangsbeatmete Achtzylinder beherrscht alle Tonarten von sanftem Säuseln über verhaltenem Schnurren bis zu aggressivem Fauchen. Ein beherzter Tritt aufs rechte Pedal lässt in grimmig losbollern. Nahezu verzögerungsfrei setzt die ZF-Acht-Gang-Automatik die Fußbewegung in Vortrieb um. Ein Sprintwert von unter fünf Sekunden von null auf 100 km/h rechnet den „S“-Bentley eindeutig den Supersportwagen zu. Auch wenn freies Geläuf selten geworden ist auf dem Erdball, besteht die Möglichkeit, sie bis auf 309 bzw. 308 km/h (Cabrio) zu jagen.

Obwohl technisch und optisch mit eher überschaubaren Veränderungen versehen, erfüllt der Bentley Continental GT V8 S im Zusammenspiel mit seinen Markengefährten eine wichtige Funktion: Er trägt zur Differenzierung des Angebots bei. (ampnet/ab)

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