„Als globale Marke steht Audi für Vorsprung durch Technik – ein Anspruch, für den auch wir im Design hautnah dran sein müssen an Entwicklungen und Trends in den strategisch wichtigen Weltmärkten“, sagt Audi-Chefdesigner Marc Lichte. „Aus diesem Grund haben wir in China und in den USA eigene Designstudios, die uns direkt Input aus den Ländern liefern, aber auch konkrete Konzepte und Entwürfe.“
China ist weltweit der grösste Einzelmarkt von Audi. Das Land entwickelt sich mit rasanter Geschwindigkeit und eine junge, einkommensstarke Mittelschicht sorgt für hohe Nachfrage speziell im Premiumsegment. Der grösste Absatzmarkt der Welt schafft dabei seine eigenen Trends und Massstäbe. Deshalb gibt es seit 2011 ein eigenes Designstudio in Beijing. Der Standort liegt im prosperierenden Chaoyang-Bezirk der hektischen 22-Millionen-Metropole. Hier legt Designleiter Stephan Fahr-Becker mit seinem 13-köpfigen Team den Schwerpunkt auf den chinesischen Kundenkreis und unverwechselbares Design für den Markt. „In China für China entwickeln lautet unser Credo – sei es mit unseren Serienprojekten, Showcars oder Konzeptvisionen. Dazu müssen wir eine Beziehung zur Zukunft aufbauen, die drei bis fünf Jahre vor uns liegt“, sagt Fahr-Becker. Seit 2019 ist der Studioleiter fast 8‘000 Kilometer fern der deutschen Heimat Teil der Beijinger Designmannschaft. Am Standort arbeiten Entwurfsdesigner_innen, CAD-Grafiker_innen und „Color & Trim“-Expert_innen mit einem ganzheitlichen Ansatz am Fahrzeuginterieur und -exterieur der Zukunft. Mit dabei: Yunzhou Wu.
Mehr als ein Statussymbol „Für Chinesen ist das Auto Arbeitsplatz und Lebensraum in einem. Es ist nicht nur Transportmittel, sondern Verlängerung des eigenen Ichs und repräsentiert überdies Individualität und insbesondere Wohlstand“, erklärt Wu. „Das Erscheinungsbild der Fahrzeuge darf gewagter, farbiger und insgesamt auffälliger ausfallen als beispielsweise in Europa. Im Innenraum spielen neben Fahrerlebnis und Exklusivität vor allem Konnektivität und Interaktion eine immer wichtigere Rolle, wenn wir hier etwa während der Rushhour im Stau stehen“, sagt der Audi-Designer. „Die Chinesen sind sehr digitalaffin und technologieoffen. Das Smartphone ist ein unverzichtbarer Lebensbegleiter. Sie erwarten grosse Touchscreens, superklare Bilder, intuitive Bedienbarkeit, eine umfängliche Vernetzung und eigenes WLAN an Bord.“ Wu, der fliessend Deutsch, Englisch und Mandarin spricht, war sieben Jahre lang als Interieurdesigner bei Audi in Ingolstadt tätig. Nun lebt der 36-Jährige seit drei Jahren wieder in China als Koordinator des Interieur-Designteams.
Viele wertvolle Erkenntnisse für die Arbeit der Designer_innen liefert seit Jahren das benachbarte Audi Innovation Research Office (AIR): Die Trendforscher_innen und Datenspezialist_innen identifizieren und bewerten branchenrelevante Trends und verfolgen etwa, wie hiesige Vordenker den Premium-Begriff der Zukunft interpretieren. Mehr als 1‘000 chinesische Konsument_innen geben mehrmals im Monat Feedback zu Produktentwicklungen und digitalen Angeboten von Audi. Alles läuft innerhalb weniger Minuten und digital über die App WeChat. „Hier in Beijing spüren wir gemeinsam mit den Kolleg_innen von AIR den Puls des Landes“, sagt Fahr-Becker. „Als Designer_innen überführen wir den rasanten Geschmackswandel und Impulse in eine möglichst universelle Designsprache und letztendlich in konkrete Entwürfe und Produkte.“
Digitaler Kreativprozess über Kontinente hinweg Mit dem Designteam um Audi-Chefdesigner Marc Lichte ist Beijing eng vernetzt. Mittels VR-Brillen treffen sich die Teams aus Beijing und Ingolstadt regelmässig zu virtuellen Design-Meetings, in denen sie realistische und proportionsgetreue 3D-CAD-Modelle begutachten. Mehrere Nutzer_innen können sich gleichzeitig einloggen und erkennen sich als Avatare.
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