Selbst in diesem Umfeld, wo ähnlich dimensionierte Geländewagen wie Cadillac Escalade oder Lincoln Navigator die Straßen bevölkern, fällt der Maybach GLS auf. Und das liegt bei unserem Testwagen nicht nur an den eindrucksvollen 22-Zoll-Felgen, sondern vor allem an der majestätisch wirkenden Zweifarben-Lackierung, ein Extra, das in Europa 20.825 Euro kostet. Die großzügig verchromten Lufteinlässe wirken bei hellen Lackierungen harmonischer, während sie in Verbindung mit dunkleren Farben stark in den Vordergrund rücken. Ein schönes Detail ist der auf der Haube thronende Stern. Das gab es bei einem Mercedes-Geländewagen noch nie.
Wenn sich der Besitzer bei Dunkelheit dem Fahrzeug nähert, wird er durch eine Projektion des Maybach-Logos begrüßt – und durch ein automatisch ausfahrendes Trittbrett, an das man sich gewöhnen muss. So richtig verdient sich dieser Maybach sein Logo dann im Interieur. Die klare Auslegung als Viersitzer erlaubt es den Designern, alle Register zu ziehen. Dabei liegt der Fokus auf den rückwärtigen Sitzen, jedenfalls wenn der mit 4463 Euro relativ günstige First-Class-Fond bestellt wurde. Dann sitzt man tatsächlich wie in der ersten Klasse und kann von dort auch das Panoramadach und den seitlichen Sichtschutz sowie die verschiedensten Komfort-Funktionen steuern. Eine optionale Kühlbox bietet Raum für zwei Flaschen Erfrischung.
Die Kühlbox ragt allerdings störend in den Gepäckraum, der mit 520 Litern ansonsten ordentlich dimensioniert ist. Die Variabilität der anderen GLS-Modelle bietet der Maybach übrigens nicht. Immerhin passen auch mit Kühlbox mehrere Koffer problemlos hinein. Zu Testzwecken durfte auch unser Hund einmal kurz Platz nehmen; auch von Seiten dieses anspruchsvollen Testers wurden keine Beschwerden laut.
Das liegt sicher nicht nur an den Platzverhältnissen, sondern auch an den hervorragenden akustischen Qualitäten des Maybach GLS. Unter diesen Voraussetzungen kann sich die Burmester-Hifi-Anlage optimal entfalten; wir haben noch nie ein so überlegenes Audio-System erlebt. Die Connectivity funktioniert übrigens perfekt und in Rekordzeit; wir hatten das iPhone in 30 Sekunden verbunden.
Tatsächlich hat der Maybach GLS auch dem Fahrer einiges zu bieten. Die Rundumsicht entspricht den anderen GLS-Modellen, die Weitwinkel-Visualisierung der rückwärtigen Kamera erleichtert das Manövrieren erheblich. Mit dem großen Panoramadach lässt sich ein lichtdurchflutetes Ambiente schaffen. Und die Sitzposition ist perfekt. Die Haltegriffe an der Mittelkonsole erinnern daran, dass es sich noch immer um ein SUV handelt - das übrigens auch abseits befestigter Wege sehr weit kommt.
Unter der Haube des Maybach GLS 600 steckt ein 4,0-Liter-V8-Biturbo, der hier stolze 557 PS leistet; damit liegt er zwischen GLS 580 mit 489 PS und dem AMG GLS 63 mit 612 PS. Die Fahrleistungen können sich sehen lassen: In nur 4,9 Sekunden wird der knapp 2,8 Tonnen schwere Geländewagen auf 100 km/h katapultiert, und an der angegebenen Vmax von 250 km/h herrscht kein Zweifel. Die Neun-Stufen-Automatik schaltet sehr sanft, der Antrieb ist feinnervig und jederzeit zum Sprung bereit. Übrigens verfügt der Antrieb über einen elektrischen Booster, der bis zu 15 kW/22 PS ansatzlos zur Verfügung stellt. Der Verbrauch liegt im Zyklus bei 12 Litern pro 100 Kilometer.
Im Sport-Modus erinnert ein entferntes, subtiles Grollen gelegentlich daran, dass unter der Haube ein extrem starker Achtzylinder mit AMG-Genen auf Kommando wartet. Es gibt auch einen Comfort/Maybach-Modus, der für ein besonders sanftes Fahrerlebnis sorgt und den Komfort für die zweite Sitzreihe optimiert. Außerdem gibt es einen Off-Road-Modus, den wir nicht ausprobiert haben, und den Curve-Modus, mit dem sich der Geländewagen in die Kurve neigt. Uns gefällt diese Funktion, sie lässt das Auto geradezu mit der Fahrbahn verschmelzen. Aufpflasterungen und Schlaglöcher nimmt das Auto übrigens kaum zur Kenntnis, egal welcher Modus gewählt ist. (ampnet/sc)
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