Sofort versammeln sich Dutzende Mitarbeiter, zücken Smartphones, umrunden die Boliden. Auch die beiden Designer sind erst einmal nicht dazu zu bringen, wie geplant für den Fotografen zu posieren. Noch während der Monza Concept rangiert wird, öffnet Gallion die Heckklappe des GSE. „Das war ein kniffliges Ding“, sagt er und streicht über die filigrane Einfassung der Heckscheibe. „Sie macht den extrem schmalen Rahmen, den wir unbedingt wollten, steif genug“, erläutert er. „Von der Heckklappenverglasung“, sagt Engler, „haben wir uns beim Monza Concept inspirieren lassen.“ Und der steht jetzt in Position. Mit einem Fingerstreich über den hinteren Kotflügel öffnet Engler die riesige Flügeltür. Lautlos. Gallion nimmt Platz. Per Touchpad fährt Engler die LED-Projektion hoch. Das geschwungene, von Tür zu Tür reichende Cockpit, erwacht zum Leben. Auf der Cockpitfläche erscheinen virtuelle Schalter und Drehregler. „Alles kann hier eingeblendet werden. Ein CD-Cover, die Navi-Karte, eine Facebook-App, was du willst, wo du willst“, erläutert Engler.
Zehn Fragen an die Opel-Designer George Gallion und Friedhelm Engler
? Herr Gallion, Sie haben mit dem Monza A2 1983 Geschichte geschrieben. Es war das erste Auto mit einem digitalen Display. Was sagen Sie nun zu dieser neuen Form der Instrumenten-Anzeige?
GALLION: Manche Zeitungen nannten unser Display damals Mäusekino. Das gefiel mir gut. Das hier ist – was soll ich sagen: „Micky Maus goes Star Wars“. Ich bin fast ein wenig neidisch, wenn ich sehe, was heute möglich ist. Wie schön dieses Auto geworden ist.
ENGLER: Hey, George, du hast ja eine Gänsehaut. Diese Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine ist der Wahnsinn, oder? Diese Infotainment- und Instrumenten-Anzeige war ursprünglich viel kleiner, reduzierter geplant. Dann haben wir festgestellt: Das funktioniert richtig gut, wir können die multifunktionelle, personalisierbare Instrumententafel über die ganze Breite anlegen und sogar die Mittelkonsole einbeziehen. Es ist der letzte Stand der Forschung.
? Herr Gallion, Herr Engler, Sie beide waren von 1992 an gemeinsam bei Opel. Gab es Berührungspunkte?
Gallion: Aber klar doch. Friedhelm hatte sogar bei mir sein Bewerbungsgespräch.
ENGLER: Ich erinnere mich noch gut. Nach dem Gespräch hat mich George durchs Studio geführt und unter alle Abdecktücher schauen lassen. Das hätte er gar nicht gedurft. Aber das macht die Faszination von Opel aus: nahbar sein – damals wie heute.
? Wie hat sich die Arbeit der Designer verändert?
ENGLER: Am Anfang stehen die Vision, die Idee, dann Bleistift und gutes Papier – das ist geblieben, oder George?
GALLION: Ja. Das alte Klischee – der Designer sitzt im Café und skizziert mit Stift und Papier vor sich hin – es stimmt. Auch in Besprechungen hören Designer zwar zu – na ja meistens – aber sie zeichnen dabei.
ENGLER: Was sich geändert hat, sind die Werkzeuge – Computer-Entwicklung und 3D-Programme, Fräsmaschinen und Simulationen.
? Vor 48 Jahren präsentierte Opel auf der IAA als erster Automobilhersteller weltweit ein Konzeptfahrzeug, den Experimental-GT. In diesem Jahr ist es der Monza Concept. Wie wichtig sind Konzept-Fahrzeuge für die Evolution des Designs?
GALLION: Die Showcars sind dazu da, neue Design-Ideen zu zeigen. Sie müssen nicht unbedingt in ein Produkt münden, sie sollen eher eine Tendenz aufzeigen. Wir hatten bei Opel damals die erste Designabteilung in Europa, die nur forschen durfte, unabhängig von einer bestimmten Produktlinie.
ENGLER: Der Monza Concept ist die Vision der Marke Opel – auch für uns selbst, für Designer, Mitarbeiter und Kollegen. Es motiviert unheimlich, wenn man verfolgt, wie eine Vision Gestalt annimmt. Wir haben ja gerade gesehen, was hier vor dem Adam Opel Haus passiert ist. Kaum steht das Auto, kommen die Kollegen in Scharen, betrachten den Wagen, machen Fotos.
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