Die E-Mobilität blieb auch in den kommenden Jahren ein Thema der Rüsselsheimer Entwickler – das nächste Ausrufezeichen setzte Dr. Georg von Opel 1971 mit dem Elektro GT auf dem Hockenheimring. Die Fachzeitschrift „mot“ schrieb damals von einer „lautlosen Jagd“, als der jüngste Enkel Adam Opels mit einem zum Elektromobil umgebauten Opel GT auf der Grand-Prix-Strecke sechs Weltrekorde aufgestellt hatte. Die Höchstgeschwindigkeit erreichte der GT mit 188,86 km/h über den fliegenden Kilometer, und über zehn Kilometer kam der modifizierte Sportwagen auf einen Durchschnitt von 126,89 km/h.
Mit seinen Rekordfahrten war Georg von Opel seiner Zeit weit voraus. Er sah in der Elektromobilität bereits eine potenzielle Alternative zu den konventionellen Antrieben – schließlich warf die Ölpreiskrise erste Schatten auf den Verbrennungsmotor. Für die Großserie war die Technik damals jedoch noch nicht reif.
Die nächsten Schritte in Sachen Elektromobilität machte Opel mit dem Forschungsprojekt „Impuls“, das 1989 startete und bis 1999 lief. Zunächst bauten die Entwickler einen dreitürigen Kadett auf, der immerhin eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h erreichte und mit einer Batterieladung 80 Kilometer weit kam. Mit einem deutlich weiterentwickelten Antrieb nahm Opel an dem „Projekt Erprobung von Elektrofahrzeugen der neuesten Generation auf der Insel Rügen“ teil, das zwischen Herbst 1992 und Sommer 1996 auf der Ostseeinsel durchgeführt wurde. Ziel des von der Bundesregierung angetriebenen Großversuchs war die Untersuchung der Alltagstauglichkeit von Elektroautos. Die von Opel eingesetzten Astra Caravan „Impuls“ legten dabei insgesamt rund 300.000 Kilometer ohne Probleme zurück. Den Abschluss bildete eine Flotte von zehn Astra Caravan „Impuls 3“, die von 1997 bis 1999 im Rahmen eines EU-geförderten Projektes in Aachen, Lüttich und Maastricht erfolgreich eingesetzt wurden.
Ende der 1990er Jahre begann bei Opel auch die Entwicklung von Fahrzeugen mit Brennstoffzellentechnik. Erstes Modell war der Hydrogen1, der auf dem Van Zafira basierte. Es folgten noch zwei weitere Modelle: der Hydrogen3 (2002) und der Hydrogen4 (2006).
Aktuell wird der Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb in leichten Nutzfahrzeugen des Stellantis-Konzerns eingesetzt, zu dem Opel seit einigen Jahren gehört. In Rüsselsheim befindet sich zudem das Entwicklungszentrum für den Brennstoffzellen-Antrieb des Konzerns.
Neben dem Ausflug in die Welt des Wasserstoffantriebs entstand in Rüsselsheim ein neues elektrisches Antriebskonzept, das im Jahr 2009 auf dem Genfer Automobilsalon vorgestellt wurde und zwei Jahre später als Serienmodell bei den Händlern stand. Der Opel Ampera war das erste alltagstaugliche Elektromobil, das 2012 zum europäischen „Auto des Jahres“ gekürt wurde. Beim Ampera übernahm ein 111 kW (150 PS) starker Elektromotor den Antrieb und wurde dafür von einer 16 kWh starken Lithium-Ionen-Batterie unterstützt. Näherte sich der Ladezustand der Batterie einem bestimmten Grad, schaltete sich ein 86 PS (63 kW) starker Verbrennungsmotor zu und trieb einen Generator an, der die Stromversorgung übernahm. Der Ampera kannte also keine Reichweitenangst und erzielte Reichweiten von mehr als 500 Kilometern. Der Nachfolger Ampera-e kam 2017 als vollelektrisches Modell auf den Markt und fuhr nach der Messmethode WLTP mit einer Batterieladung 423 Kilometer weit. Die Batterie war flach im Unterboden platziert, so dass die Raumverhältnisse nicht eingeschränkt wurden. Mit dem Opel-e-Rally-Cup und dem Corsa wurde zudem vor drei Jahren der erste vollelektrische Rallye-Markenpokal der Welt geschsaffen.
Inzwischen bietet Opel in jeder Baureihe eine rein elektrische Version an. Die Palette reicht dabei vom kleinen Rocks Electric, den bereits 15-Jährige fahren dürfen, über Corsa, Combo, Astra, Mokka und den neuen Frontera und Grandland bis zum großen Zafira und den Transportern Movano und Vivaro, die auch mit Brennstoffzellenantrieb ausgeliefert werden... (aum)
|