Ab und zu tat sich auch Widersprüchliches auf. Dass sich sogar MINI der politisch nicht unbedingt korrekten Erkenntnis hingeben durfte, dass wildes Gasgeben Spass machen kann, ist nur ein Indiz dafür, dass die Amerikaner sich die Freude nicht nehmen lassen. Selbst Toyota, mit der Hybridphilosophie als umweltbewusste Automarke unterwegs, muss sich auf dieses ungebrochene Selbstverständnis einlassen. Mit der Vorstellung des gigantischen Tundra-Pick-ups mit einem 5,7-Liter-V8-Motor und 381 PS will die Marke nun auch in diesem Segment absahnen. Der Tundra wurde übrigens in Kalifornien designt, in Michigan entwickelt, wird in Indiana und Texas gebaut, der Motor kommt aus einem Werk in Alabama, das Getriebe aus North Carolina. Vielleicht ist das der Grund, warum der Tundra ein typisch amerikanischer Pick-up geworden ist. Bemerkenswert an diesem Fahrzeug ist also vor allem, dass auch ein Unternehmen wie Toyota auf die Kundenwünsche nach Power und grossvolumigen Motoren eingeht, um den Marsch an die Spitze der weltgrössten Autohersteller bald vollenden zu können. Mercedes-Benz punktete nicht nur mit der eigentlich bekannten, aber, so deutlich ausgesprochen, neu erscheinenden Botschaft, eines der grössten Angebote an allradgetriebenen Fahrzeugen zu haben. Und die viertürige Konzeptstudie einer offenen S-Klasse mit dem Namen "Ocean Drive" sollte keine Referenz an den milden Winter sein, sondern unter Beweis stellen, dass die Marke in Sachen Design das traditionelle Selbstverständnis mit zukunftsfähigem Trend- Creating zu verbinden versteht. Die Studie generierte auf den Pressetagen höchste Aufmerksamkeit. Sogar mehr als das neue Rolls-Royce-Cabrio, das im Gegensatz zum Ocean Drive eigentlich der Erwartung entspricht. Dass General Motors das Elektrofahrzeug neu zu erfinden versucht, war zwar ebenso eine Überraschung, aber so richtig ernst nehmen will die Idee niemand. Bei Volkswagen zeigte sich auf dem Messestand, dass sich wohl so richtig niemand drum gekümmert hat, hier optisch zu glänzen. Dass VW-Markenchef Wolfgang Bernhard nicht nach Detroit gekommen war, wurde mehr diskutiert als die für den US-Markt angekündigte BlueTec-Diesel-Initiative. Gelungener Auftritt auch von Audi mit einem sehr beeindruckenden Stand. Der neue Audi-Chef Stadler präsentierte nicht nur sehr gute Zahlen, sondern auch zwei Super-Highlights: den Q7 mit V12-Diesel und 500 PS und den Q7 3.0 TDI mit BlueTec für alle 50 US-Staaten ab 2008. Dass alle deutschen Hersteller in den USA gegen den Trend wachsen, davon konnte VDA-Präsident Prof. Dr. Bernd Gottschalk berichten. Auch er signalisierte hohe Erwartungen an die deutsche Dieselinitiative in Nordamerika. Die Exporte aus Deutschland in die USA hätten sich in den letzten zehn Jahren nahezu verdreifacht. 2006 seien 560'000 Einheiten von Pkws und Light Trucks in die USA exportiert worden. Immer ist es Detroit mit der ersten grossen Automesse des Jahres. Und immer ist es Detroit, wo der Optimismus Hoffnung macht. Auch für 2007 gilt in Sachen Autoindustrie: Das Jahr fängt gut an.
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