Donnerstag, 30. November 2006 LA Auto Show: Im Westen nichts Neues
Volkswagen Tiguan. Foto: UnitedPictures
Das Fazit der Los Angelos Auto Show ist aus europäischer Sicht rasch gezogen: Vor den Kulissen gab es mit dem Audi TT Roadster eine echte Weltpremiere, VW zeigte erstmals mit der Studie Tiguan, wie das Wolfsburger SUV ab 2008 aussehen wird, und BMW feierte dem den X5 und das Wasserstoffauto BMW 7 Hydrogen als Premieren. Bei den Amerikanern fällt auf, dass sie durch die Bank gefälliger gestaltet, kleiner und wertiger sind als bisher - mit den üblichen Ausnahmen à la Hummer, Dodge und Konsorten.
|
Hinter den Kulissen wurden von den Deutschen zwei Themen heftig und kontrovers diskutiert: Ist Los Angelos für die deutschen Hersteller wichtiger als die bisher als Leitmesse gehandelte Motor-Show in Detroit? Und was wird mit Bluetec, der gemeinsamen Diesel-Initiative von Audi, Jeep, Mercedes-Benz und Volkswagen? Doch beginnen wir mit den harten Fakten, gepresst in Blech. Dort sticht dem Betrachter natürlich der Tiguan ins Auge. Von sachkundiger Seite war zu hören, dass die Karosserie bis zur Serie sich nur noch in Details ändern werde. Schade, dass dieses zweite "5000-mal-5000"-Projekt nach dem Touran noch so lange bis zu seiner Verwirklichung braucht. Die deutschen Hersteller verkaufen ihre Fahrzeuge an der Westküste und an der Ostküste. In der Mitte beherrscht immer noch der Truck die Szene. In Kalifornien sitzt das Geld. So verkauft zum Beispiel Lamborghini 40 Prozent seiner Fahrzeuge in den USA und mehr als ein Drittel davon in Kalifornien. Kein Wunder, dass der Volkswagenkonzern beschlossen hat, für sich die Messe in LA aufzuwerten. Schliesslich sitzt das Geld in Detroit längst nicht so locker wie an der Westküste. Die LA Auto Show ist eine Publikumsmesse mit hohen Besucherzahlen. Die Show wird damit zu einem wichtigen Schaufenster für die Zielgruppe. Das Medieninteresse kann sich aber längst noch nicht mit dem in Detroit messen. Es wird daher wohl ein langer Weg werden, bis LA der Messe in Detroit den Rang ablaufen kann, zumal die anderen Deutschen nicht mit voller Kraft und die amerikanischen Hersteller noch weniger nachziehen. Doch das hat auch Vorteile, wie man am Echo auf die Bekanntgabe der Bluetec-Allianz für den sauberen Diesel sehen konnte. Das warf in LA die Frage auf, warum BMW sich diesem Erstauftritt der Allianz verschlossen hat. Die einen sagen, BMW hätte sich beteiligt, wenn der grosse Knall nicht in LA, sondern Anfang Januar nächsten Jahres in Detroit geplant worden wäre. Die anderen sehen generelle Zurückhaltung bei den Münchnern. So erklärte ein Sprecher auf unsere Frage, ob BMW sich in Zukunft an der Blutec-Initiative beteiligen werde nur, das sei nicht auszuschliessen. Das klingt sehr nach langer Bank und lässt die Vermutung zu, dass BMW wieder einmal einen Sonderweg gehen wird, wie wir es ja schon beim Elektronischen Stabilitätsprogramm (ESP) erlebt haben. Damals hatte Mercedes-Benz auf seine Rechte an diesem Namen verzichtet, um die Durchsetzung des Systems zu beschleunigen und den Kunden nicht mit unterschiedlichsten Namen zu verwirren. Mercedes-Benz hatte allen die Erlaubnis gegeben, den Namen ESP zu verwenden, deren System bestimmte Mindestvoraussetzungen erfüllte. Genauso wird das jetzt zwischen den Allianz-Partner auch gehalten. Wer die strengen US-amerikanischen Abgasvorschriften erfüllt, darf sich der Initiative anschliessen und die Marke Bluetec verwenden. Beim ESP hatte sich BMW für Dynamic Stability Control oder DSC entschieden. Heute kündigten die Münchner als Retourkutsche für Bluetec an, sie kämen 2008 mit einem "Advanced Diesel" auf den Markt. Vielleicht nennen sie den dann AD oder Greentec. Ironie beiseite - es bleibt bedauerlich, dass nicht alle deutschen Unternehmen, die in den USA Marktbedeutung haben, sich an Bluetec beteiligt haben. Aber noch ist nicht aller Tage Abend, und Entscheidungen lassen sich auch korrigieren. ES ist vielleicht zu viel verlangt, dass BMW sich einreiht, wo doch das Unternehmen so viel Wert darauf legt, anders zu sein.
|