Bereits am Freitag, 5. Oktober, war die Festveranstaltung mit einem Konvoi vom VWN-Werk in Hannover, wo der Bulli mit den Baureihen T1 bis T5 seit 1956 vom Band rollt, zum Messegelände eröffnet worden. Streng bewacht und unter einer Glasabdeckung hatte Volkswagen dort auch das Notizbuch mit der Skizze ausgelegt, die der niederländische VW-Importeur Ben Pon 1947 nach einem Besuch im Wolfsburger Werk angefertigt hat. Dort hatte er den von VW-Arbeitern auf Käfer-Basis gefertigten so genannten Plattenwagen zum Materialtransport entdeckt und einen ersten flüchtigen Entwurf für den Bulli gezeichnet. Der ging dann im Frühjahr 1950 mit bescheidenen 24,5 PS tatsächlich in Produktion und erfreut sich seit fünf Modellgenerationen millionenfach nicht nur bei Familien, Handwerkern, Rettungskräften, Globetrottern und Taxiunternehmern ungebrochener Beliebtheit. In drei Themenpavillons hatte Volkswagen zur 60-Jahr-Feier die breite Einsatz- und Technikpalette seines Erfolgsautos und Alleskönners dargestellt. Neben einem Versuchsträger aus dem Jahre 1972 mit Gasturbine im Heck gab es zum Beispiel einen T2-Bulli als Sattelschlepper der Stadtwerke Hannover, zahlreiche Campingbusvarianten und diverse Behördenaufbauten zu sehen. Für die originellsten und schönsten Fahrzeuge sorgten die Teilnehmer selbst: Zu sehen gab es unter anderem einen schwimmfähigen VW Bus, einen T3 mit Porschemotor im Heck, einen Bulli, der sich selbst noch einmal im Massstab 1:1 und aus Polyester auf dem Dachgepäckträger spazieren fährt sowie ein 750 Kilogramm schweres Holzmodell in Originalgrösse, das Insassen der der Justizvollzugsanstalt Attendorn in 5200 Arbeitsstunden gebaut haben. Moderatorin Barbara Schöneberger führte am gestrigen Haupttag auf der befahrbaren Bühne durch das Programm und stellte unter anderem die Preisträgerfahrzeuge der unterschiedlichsten Wettbewerbe vom originellsten bis originalsten VW Bus vor. Das älteste Fahrzeug stammte vom August 1950, der ungewöhnlichste Umbau war der um gut eine Fahrzeuglänge gestreckte T1 des Belgiers Bob van Heyst. Kinder bauten den ganzen Tag über und mit enthusiastischer Unterstützung ihrer Eltern Hunderte von Bullis aus Pappkartons nach. Am Abend sorgte der Auftritt der legendären Rockgruppe "The Who" für den Höhepunkt im Rahmenprogramm. Ihr Lied "Magic Bus" aus den sechziger Jahren bezieht sich zwar auf einen Linienbus, trifft vom Titel her aber genauso gut auf den Bulli zu. Fans in aller Welt haben ihm unterschiedliche Spitznamen gegeben, die deutsche Bezeichnung Bulli geht wahrscheinlich auf die für damalige Verhältnisse bullig wirkende Front und auf das Zusammenziehen der Worte Bus und Lieferwagen zurück, wobei das zweite L zur einfacheren Aussprache dazukam. VWN-Vorstandssprecher Stephan Schaller zeigte sich gestern überwältigt von der Resonanz, die die Erwartungen von Volkswagen Nutzfahrzeuge bei weitem übertroffen hat. Künftig, so kündigte Vertriebsvorstand Harald Schomburg an, werde VWN den Status des Bulli als Kultmobil und klassenlosen Wagen stärker in seine Marketingstrategie mit einbinden. Schliesslich gibt es bis heute wohl kein anderes Auto auf der Welt, das so viele verschiedene Fahrzeuge in sich vereint wie der VW Bus.
Von Jens Riedel
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