Die amerikanischen Hersteller, seit gut zwei Jahrzehnten in Sachen Marktanteil im Sinkflug, setzen auch in diesem Jahr auf einen grünen Tarnanstrich. Sie sind mehrheitlich noch weit davon entfernt, wirklich Abschied zu nehmen von übergroßen Pick-ups und üppig motorisierten Limousinen. Auch wenn in deutschen Medien zuweilen der Eindruck erweckt wird, dass die Amis auf Hybride abfahren, dass es nur so rauscht, sieht die Wirklichkeit anders aus: Gerade einmal sechs Prozent von rund 16 Millionen Neufahrzeugen sind mit alternativen Antrieben ausgestattet, wobei die Amerikaner statistisch auch Dieseltrucks zu alternativen Antrieben zählen. Dass die gesetzlichen Ansprüche in den USA in Bezug auf den Kraftstoffverbrauch, gemessen an der europäischen 120-g-CO2-Regelung, weit entfernt von uns sind, ist daher nicht verwunderlich. 2020 sollen nach geltendem Recht die Fahrzeuge im Schnitt 6,75 Liter auf 100 Kilometern verbrauchen dürfen. Das schaffen selbst renommierte Premiumhersteller aus Deutschland locker bereits heute. Genau hier liegt auch die Chance für die deutschen Hersteller: Wenn sich erst einmal herumgesprochen hat, dass die neuen Diesel aus deutschen Landen sowohl Dynamik als auch Umweltfreundlichkeit im Verbrauch bedeuten, wird es kein Halten mehr geben. Das Marktforschungsunternehmen J.D. Power liegt mit seiner Schätzung von 15 Prozent Diesel-Marktanteil bis 2012 mit Sicherheit weit daneben. Die Diesel-Optimisten unter den Marktexperten halten 20 bis 25 Prozent in den nächsten zehn Jahren für realistisch. Amerikanische Marktforscher haben herausgefunden, dass die Käufer von Neufahrzeugen zwar gern ein sparsames Auto kaufen wollen, weil der Benzinpreis drastisch (auf etwa die Hälfte europäischen Niveaus!) gestiegen ist, aber einen hohen Mehrpreis wollen sie dafür nicht hinlegen. Die Gruppe der überzeugten "grünen" Kunden, die mit ihrer Fahrzeugwahl auch deutlich machen wollen, wie sie denken und dass sie dem politisch korrekten Menschen entsprechen, ist eher die Ausnahme. Beiden Gruppen testieren die Marktforscher: Die Kunden wollen zwar sparsame Autos fahren, aber weder auf Komfort noch auf Leistung verzichten. Der Diesel dürfte also auf längere Sicht erfolgreich werden, allen Unkenrufen zum Trotz. Und weil sich Parallelen mathematisch irgendwo in der Unendlichkeit treffen, wird sich auch der Diesel mit dem Hybridantrieb zusammenfinden, um vielleicht zur optimalen Synthese zu werden. Die Frage bleibt offen, ob der Kunde diese komplexere und damit teurere Technologie auch zu bezahlen bereit ist. Das Schöne am amerikanischen Automobilmarkt und der Detroiter Motorshow ist aber auch in diesen frostigen Tagen, dass dort weder in den Medien noch von der Politik aufs erfolgreichste Transportmittel der menschlichen Zivilisation eingeschlagen wird wie in Europa. Schon der legendäre ehemalige BMW-Chef Eberhard von Kuenheim brachte es brillant auf den Punkt: "Das grösste Problem des Automobils ist sein Erfolg." Und weil die winterlichen Temperaturen in Detroit ebenfalls keinen Hinweis auf eine drohende Klimakatastrophe zulassen, beginnt das Autojahr wie immer: optimistisch. - Und es ist kein Zweckoptimismus. Wer weiss, was die internationale Autoindustrie in der Pipeline hat, erkennt, dass sie auch die anstehenden Herausforderungen bewältigen wird. Liebe Autogegner, es tut mir furchtbar leid, es sagen zu müssen: Am Erfolg des Automobils wird keine Ideologie der Welt etwas ändern können. (ar/PS/HU)
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