In Genf versichert Matthias Wissmann, der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), man wolle die aus Brüssel kommende 120-Gramm-Kohlendioxid-Grenze einhalten, fordert wieder eine faire Regelung ein, bei der nicht nur die Deutschen den Löwenanteil leisten müssen, während sich die anderen Europäer recht sorgenfrei auf die Zukunft zu bewegen können. Wissmann mahnt auch gerechte Preise für die an, die die geplante Grenze überschreiten. 25 Mal mehr für eine Tonne CO2 als andere Industrien zu bezahlen, sei die Automobilindustrie nicht bereit. Während der VDA-Präsident am ersten Pressetag vor Journalisten wieder einmal die Politik auffordert, nun endlich mit der CO2-basierten Kraftfahrzeugsteuer zu Potte zu kommen, suchen unten in den Hallen die Journalisten und die Fotografen nach den neuen Autos. Sie finden sie in vielen Fällen erst, wenn sie sich durch die Phalanx der grünen und blauen umweltverträglichen Derivate bestehender Modelle hindurchgearbeitet haben. Während bei der VDA-Presskonferenz der Präsident mit Stolz darauf verweist, dass 2007 in Deutschland 57 Prozent mehr Fahrzeuge mit einem Durchschnittsverbrauch von weniger als fünf Litern gekauft hätten, sitzen in der Halle Journalisten an Computern, die ihren Strom aus Brennstoffzellen beziehen. Natürlich fragt niemand, ob das energetisch oder umwelttechnisch sinnvoll ist. Hier geht es um ein Symbol. Andere finden andere Symbole, grüne und blaue. Mit den Ausnahmen weniger Exoten, sind sich alle einig: Es geht ums grüne Auto. Nur wenige Exoten mit Sportwagen-Einzelstücken verschwenden keinen Quadratmeter ihrer kleinen Stände und kein Wort an die Umwelt und den Spritverbrauch ihrer Boliden. Für ihre Kundschaft liegen sie mit dieser Positionierung sicher genau richtig, für den Zeitgeist aber voll daneben. Die Konzentration auf das umweltverträgliche Auto bei der überwiegenden Mehrzahl liegt voll im Trend. Damit kommen die Hersteller nicht nur ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nach, sie folgend auch der Bewusstseinsänderung beim Autokauf. Denn allen Unkenrufen zum Trotz mehren sich die Zeichen, dass der Autokäufer in Deutschland das Thema Umwelt höher hängen als bisher. Nicht nur die 57 Prozent von Matthias Wissmann sprechen dafür, auch Umfragen zeigen den Wandel. Für die Creditplus-Bank fand das europäische Meinungsforschungsinstitut Ipso heraus, dass Männer die Umweltfreundlichkeit eines Autos gleich nach dem Anschaffungspreis (23 Prozent) mit 20 Prozent noch vor der Sicherheit als Kaufkriterium sehen. Bei den Frauen geht die Sicherheit mit 31 Prozent immer noch vor. Der Umweltschutz liegt mit 20 Prozent noch hinter dem Anschaffungspreis (21 Prozent). Bei den Frauen hat sich das Kaufkriterium Umweltverträglichkeit seit der letzten Befragung sogar um zwei Prozentpunkte verschlechtert. Auch aus Sicht des Marketings sind die Hersteller offenbar auf dem richtigen Weg. Sorge sollte Ihnen allerdings die Tatsache bereiten, dass laut dieser Studie die Marke bei den Männern mit zwölf Prozent nach der Qualität nur den fünften Rang einnimmt. Die Frauen beweisen mit neun Prozent der Marke auch nicht gerade eine beruhigend hohe Attraktivität. (ar/Sm)
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