Für einen in Frankfurt verwöhnten Auto-Menschen, der Genf und Paris in Sachen Auto als flächenmässig kleine Messeplätze eher erlebt, für den bedeutet Detroit mit seiner Auto-Messe eine Enttäuschung. Die Cobo-Hall ist nicht grösser als eine grosse Halle in Frankfurt. Betrachtet man den Markt und fragt sich, wo Automobile in Massen verkauft wurden, dann zählen Detroit und umliegende Ortschaften nicht zu den Regionen, in denen sich der Erfolg eines Autoanbieters entscheidet. Detroit ist weder als Messeplatz, noch als Markt noch als Stadt ein Umfeld, in dem man Zukunft mühelos begreifbar darbringen könnte. Dieser Platz ist morbide und bietet sich als Kulisse für Endzeit-Szenarien à la Hollywood an, und nicht für eine Glamour-Show rund ums Auto. Pessimisten sagen der Stadt heute ein Endzeit-Szenario voraus, ausgelöst durch den Niedergang der amerikanischen Automobilgiganten. Das werde zu neuen sozialen Verwerfungen führen und könne bürgerkriegsähnlichen Zustände wie zuletzt in den 60-ger Jahren auslösen Porsche hatte sich schon 2007 aus Detroit abgemeldet. Porsche-Kunden wohnen nicht in Detroit. Andere Nicht-Amerikaner dachten Ähnliches. Man ging lieber an die West- oder an die Ostküste. Mit der Krise kommen nun noch ganz andere Argumente auf den Tisch. Doch die Messe kämpft. Die NAIAS meldet in diesen Tagen sogar steigende Ausstellerzahlen und wieder ein paar Weltpremieren mehr. Die steigenden Ausstellerzahlen ergeben sich aus einer Entwicklung, wie man sie bei Nissan sah. Seit das Unternehmen ausstieg, wollen seine Händler wieder rein und sich auf der Nissan-Fläche an der Show beteiligen. Auch die Stadt wehrt sich. Im Moment tobt ein Streit um Cobo Hall. Der Gouvernor will die Ausstellungfläche um rund ein Viertel erweitern und für die knapp 300 Mio US-Dollar Kosten die Schnaps- und die Übernachtungssteuer für Hotelgäste erhöhen. In der Stadtverwaltung selbst will man sich auf eine Modernisierung der bestehenden Halle beschränken. Die beiden Seiten sollten abwarten, wie die NAIAS 2009 läuft, die für die Medien am Sonntag, 11. Januar 2009, die Pforten öffnet und für das Publikum ab Sonnabend, 17. Januar 2009, offen steht. Wer im November die Auto-Show in Los Angeles erlebt hat, trägt das Horrorbild schlechter Selbstdarstellung von Automobilherstellern in der Erinnerung mit nach Detroit. Als LA begann, lief auch die erste Runde der Hearings in Senat und Repräsentatenhaus, bei der sich die Chef der Grossen Drei aus Detroit bis auf die Knochen blamierten, weil sie nicht erklären konnten, wie sie mit den Krediten, um die sie baten, ihre Unternehmen retten wollten. Dadurch griff offenbar auch bei deren Kommunikatoren Panik um sich. Auf dem Chrysler-Stand standen die Autos wie auf einem Parkplatz - ohne Messebau, ohne Licht und ohne Personal. Bei GM war wenigstens das Licht eingeschaltet. Nur bei Ford, dem Unternehmen der Drei, das nicht auf Riesen-Verlusten sitzt, gab es einen intakten Messestand zu besichtigen. Im vergangenen Jahr trieb Dodge (eine Marke von Chrysler) noch eine grosse Rinderherde nach Cowboy-Art durch die Innenstadt von Detroit. Das sollte für die grossen Pick ups werben, die mit den grossen Geländefahrzeugen und den grossen Sports Utility Vehicles - alle mit grossen Benzinmotoren - die beliebtesten Vertreter der spritfressenden vier- bis sechsrädrigen Dinosaurier aus Detroit darstellen. Bei den Kreditgesprächen hat die Politik den Herstellern mit auf den Weg gegeben, sie sollten sparsame Autos bauen. Dafür haben die Drei auch schon die Kreditzusagen von 25 Mrd US-Dollar in der Tasche. Doch seit sich der Preis für Benzin mehr als halbiert hat, ziehen die Verkaufszahlen für diese Spritfresse wieder leicht an. Man darf deswegen umso mehr darauf gespannt, was sich die Industrie schon zur Verbrauchsvermeidung hat einfallen lassen. Mitte Januar wissen wir mehr. (ar/Sm)
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