Mittwoch, 4. März 2009 Genf 2009: 'Warten auf neue Botschaften aus Tokio'
Pressetag am Genfer Automobilsalon. Foto: UnitedPictures
Es war früher voller am ersten Pressetag des Genfer Automobilsalons. Und schon werden alle Messen in Frage gestellt. Die berühmte Detroit Motor Show im Januar fand nur noch ausgedünnt statt. Barcelona wurde abgesagt, Leipzig leidet unter wahrscheinlich tödlicher Auszehrung, Frankfurt bekommt auch schon die ersten Absagen rein – alles im Zeichen der Krise. Da darf man wohl davon ausgehen, dass hinter den Kulissen längst weitere Messen auf dem Prüfstand gestellt werden. Es wäre spannend, zu erfahren, nach welchen Kriterien über das Wohl und Wehe eines Messeplatzes entschieden wird.
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Idealerweise findet eine Messe natürlich mitten im Markt statt, sozusagen als grosses Schaufenster für die Produkte. Wenn dann auch noch die Ansicht dazukommt, man müsse aus strategischen Gründen an einer Messe teilnehmen, dann müssten die wesentlichen Kriterien eigentlich erfüllt sein.
Das gilt für Genf. Der Markt in der Schweiz und in umliegenden Gauen ist zwar nicht riesig, aber umsatzstark. Darüber hinaus spielt Genf als erste Messe auf europäischem Boden eine besondere Rolle, die sich nicht allein aus der Tradition erklärt. Die Automobilwelt mag Genf, trotz der überhöhten Preise. Also: Wahrscheinlich keine Gefahr.
Leipzig liegt zwar auch mitten im Markt, und dennoch hat sich im Laufe der Jahre keine grosse Liebe zu diesem Messestandort entwickelt. Es müssen eben beide Hauptkriterien passen.
Wie aber sieht es mit Messen aus, die stattfinden, obwohl es keinen nennenswerten Markt in ihrem Umfeld gibt? Detroit ist so ein Fall. Zwar haben die deutschen Hersteller in diesem Jahr den Amerikanern die Show gestohlen, doch was hilft’s? Im Detroiter Umland beherrschen die Amerikaner den Markt, wenn er denn da ist. Porsche hat schon vor zwei Jahren seine Konsequenzen daraus gezogen. Die anderen deutschen Hersteller suchen sich Messen in ihren Märkten: Los Angeles, New York, Chicago.
Was aber, wenn es in der gesamten Region keinen Markt gibt? So wie in Japan? Die Japaner haben europäische Produkte seit Jahrzehnten von ihrer Insel ferngehalten. Und dennoch sind auch die Deutschen jedes Mal wieder mit grossem Aufgebot nach Japan gereist, wohl in erster Linie, um Flagge zu zeigen. Auf die Frage der Branchen-Informationsdienstes "PS-Automobilreport", ob auch der Termin für die Tokio Motor-Show zur Disposition stehe, antwortet Mathias Wissmann, Präsident des Verbands der Automobilhersteller: "Ich weiss es nicht. Ich hoffe, dass wir von unseren japanischen Freunden hier in Genf neue Botschaften bekommen."
Wie man aus Japan hört, sieht es für Tokio 2009 nicht gut aus. Warum sollten sich die Europäer Tokio noch leisten? Wo es doch sinnvoller ist, sich auf die Märkte konzentriert, die auch Stückzahlen versprechen. Zum Beispiel China. Wie man das mit der Absage auf die Reihe bringt, hat der Japaner Nissan zu gerade vorexerziert: Sie sagten Detroit, Leipzig und Frankfurt kurz entschlossen ab. (ar/Sm)
Von Peter Schwerdtmann
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