In den kommenden fünf bis sechs Jahren müssten die Kosten in diesem Segment deshalb um 20 Prozent gesenkt werden, um den Preisverfall zu kompensieren und wettbewerbsfähig zu sein, betonte Malorny. Dies sei nur möglich, wenn die Autos für den chinesischen Markt komplett vor Ort entwickelt und produziert werden. Ausserdem müssten in viel stärkerem Masse als bisher lokale Zulieferer beauftragt werden. "Damit werden auch etablierte Zulieferer in Deutschland unter einen verschärften Konkurrenzdruck aus China geraten", erwartet der Experte.
Insgesamt rechnet McKinsey, dass von 80 lokalen und internationalen Automarken in China nur rund zehn bis 15 Hersteller die Konsolidierung überstehen, wobei deutsche Herstellern über eine gute Ausgangsposition verfügten. Gegenwärtig liege das durchschnittliche Preisniveau in China 30 bis 40 Prozent unter dem in Europa. Zugleich erwarteten die chinesischen Kunden eine mit europäischen Modellen vergleichbare Funktionalität. Im Volumensegment mit Fahrzeugpreisen zwischen 6000 und 15'000 Euro werde sich die Nachfrage nach Neufahrzeugen laut McKinsey von zwei Millionen auf vier Millionen Einheiten bis 2018 verdoppeln. Das Luxussegment mit Preisen über 30'000 Euro wird McKinsey zufolge von gut 200'000 auf mehr als 560'000 Fahrzeuge bis 2018 wachsen, wobei hier eher stabile Preise zu erwarten sind. Genau in diesem Luxussegment sehen die deutschen Hersteller eine ihrer Stärken und gute Chancen. Nicht umsonst hat sich Porsche dazu entschlossen, den ersten Viersitzer seiner Sportwagen-Baureihen nicht etwa in den USA und schon gar nicht in Deutschland, sondern jetzt in Shanghai vorzustellen. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ)" nannte das in ihrer Freitagausgabe: "Porsche & Co. hoffen auf die roten Reichen." Diese Hoffnung teilen die Zuffenhausener mit ihren Nachbarn aus Stuttgart und Afalterbach, und auch die Ingolstädter werden sich hier nicht zurückhalten. Mercedes-Benz tritt mit dem S 400 Hybrid an, AMG mit dem E 63 AMG, Audi mit dem Facelift des Q7. Und auch sonst werden sich diese Häuser nicht lumpen lassen, wenn s darum geht, den Chinesen zu zeigen, was die deutschen Premiumhersteller alles zu bieten haben. China hat heute eine Fahrzeugdichte wie die USA 1925. Es gibt also viel Raum für Verbesserungen. Der Absatz wird von der chinesischen Regierung deswegen kräftig unterstützt. Besonders fördert die chinesische Regierung den Verkauf von kleineren Fahrzeugen mit Hubräumen unter 1,6 Litern. Zusätzlich wird die Landbevölkerung beim Fahrzeugkauf gefördert. Experten meinen, China werde seinen Automobilmarkt bis 2014 verdoppeln.
Für die "Auto Shanghai 2009" sind 13 Weltpremieren angekündigt, überwiegend von chinesischen Marken. Der Hersteller Geely will 22 neue Modelle präsentieren und dabei auch gleich drei neue Marken vorstellen, die diese Modelle tragen werden: Gleagle, Emgrand und Shanghai Englon. Die FAZ berichtet, der Volkswagen-Partner SAIC wolle in Shanghai nicht nur ein Elektroauto vorstellen, sondern auch den Rover-Nachfolger Roewe mit einem Hybrid-Antrieb. Volkswagen konnte übrigens seine Auslieferungen in China im ersten Quartal um sechs Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres auf 285'000 Fahrzeuge steigern. Laut AZ war der März für den Konzern mit einem Ansatz von 112'000 Fahrzeugen der beste, seit VW in China aktiv ist. Bis 2018 will VW den Absatz in China auf zwei Millionen Fahrzeuge verdoppeln.
Die Prognose von McKinsey gilt in ihrer Grundtendenz sicher nicht nur für China. Die momentane Absatzkrise besonders in den reifen Märkten, die erhebliche weltweite Überkapazität werden zu einem harten Wettbewerb führen. Jedes Unternehmen hat den Ehrgeiz, in diesem Wettbewerb nicht nur zu überleben, sondern weiterzukommen. Dabei werden die deutschen nicht nur mit Premiumangeboten überleben können. Die Masse macht’s , und die darf nicht nur von Chinesen oder Indern angeboten werden. (ar/Sm)
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