Alles in allem wechselten mehr als 790 Fahrzeuge zu einem Durchschnittspreis von 590.000 Dollar den Besitzer. Die Auktionen in Monterey gelten weltweit als wichtigster Test für den Markt klassischer Fahrzeuge und zeigten diesmal mehr als deutlich, dass bei wohlhabenden Sammlern automobiler Pretiosen trotz (oder wegen?) Rezessionsangst und schwächelnder Börse der jüngsten Aktienmärkte die Dollars locker saßen. Mehr als 110 Autos wurden an einem einzigen Wochenende für jeweils mehr als eine Million Dollar verkauft.
„Sollte noch jemand Zweifel gehegt haben, dass 2022 ein starkes Jahr für Oldtimer-Versteigerungen sein würde, musste diese Woche einsehen, dass eher Optimismus angebracht war. Die Nachfrage in allen Segmenten von Sammlerautos war ausgesprochen stark“, ließ sich McKeel Hagerty, Chef des auf Versicherungen klassischer Autos spezialisierten Unternehmens vom US-Fernsehsender CNBC zitieren. Zuvor waren einige Experten der Ansicht gewesen, die Preise für Oldtimer hätten eine Korrektur nach unten nötig. Mehrere Sammler hatten nämlich größere Teile ihrer Kollektionen in Monterey angeboten, was als Zeichen dafür gedeutet wurde, dass sie auf die Schnelle noch schnell Kasse machen wollten, bevor die Preise fallen würden.
Doch davon war vor Ort nichts zu spüren, wenn auch der Ferrari 410 Sport Spider als Spitzenreiter den vom Versteigerer RM Sotheby’s erhofften Betrag von bis zu 30 Millionen Dollar erheblich verfehlte. Die Hitliste der zehn teuersten Chromjuwelen sah am Ende so aus:
- 1955er Ferrari 410 Sport Spider, 22.005.000 Dollar. - 1937er Bugatti Type 57 Atalante Coupé, 10.345.000 Dollar. - 1937er Mercedes-Benz 540 K Roadster, 9.905.000 Dollar. - 1924er Hispano-Suiza H6C Torpedo, 9.245.000 Dollar. - 1957er Ferrari 500 TRC Spider, 7.815.000 Dollar. - 1966er Ferrari 275 GTB/C Coupé, 7.595.000 Dollar. - 1954er Ferrari 375 America Vignale Cabriolet, 7.595.000 Dollar. - 1953er Ferrari 375 MM Spider, 7.485.000 Dollar. - 1938er Talbot-Lago T 150-C SS Teardrop Coupé, 7.265.000 Dollar. - 1958er Ferrari 250 GT Cabriolet, 6.825.000 Dollar.
Also dieselbe Prozedur wie jedes Jahr?
Nicht ganz. McKeel Hagerty konnte zwar feststellen, dass bei den Auktionen alle Generationen vertreten waren, aber mehr und mehr die Millennials, also die zwischen 1981 und 1995 geborenen Jahrgänge das Bieter-Kommando übernehmen. Jene Generation, die durch Start-ups, Software und das Internet nebst lukrativen Begleiterscheinungen zu Reichtum gekommen war. Sie fiel insbesondere durch Spontankäufe nach dem Motto „kommen, sehen, zuschlagen“ auf.
„Wir konnten einige ‚Buy-it-now-Bieter‘ beobachten“ erzählte Hagerty, „die auf den Auktionen erschienen, von jetzt auf gleich das Auto ihres Herzens sahen, so lange boten bis der Hammer fiel und am nächsten Morgen zur Bank gingen, um die entsprechende Summe per bestätigtem Scheck zu holen. Mit dem ersteigerten Auto fuhren sie dann nach Hause. Das gab es bislang eher selten und sagt viel über die heutigen Bieter der neuen Generation aus, die auf der Stelle haben wollen, was ihnen gefällt.“ (Hans-Robert Richarz/cen)
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