Sonntag, 10. März 2019 Devinci: Retromobile mit Elektroantrieb
Devinci DB 718. Foto: Auto-Medienportal.Net/Devinci
Der Genfer Automobilsalon ist nicht nur die Bühne für die Großen der Branche, die hier im Scheinwerferlicht glänzen und die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich ziehen, auch kleine und kleinste Manufakturen nutzen jedes Jahr die Möglichkeit, ihre mitunter ausgefallenen Ideen am Genfer See zu präsentieren. In diese Kategorie fällt ohne Zweifel die französische Manufaktur Devinci, die eine Lücke füllt, deren Existenz bisher wenigstens weitgehend unbekannt war – oder hat sich irgendjemand Gedanken gemacht, wie man Elektromobilität und Retrodesign auf vier Rädern vereint?
|
Firmengründer Jean-Philippe Dayraut hat genau darüber nachgedacht, und als Ergebnis hat der ehemalige Rennfahrer eine kleine Manufaktur im Südosten Frankreichs aufgebaut, die seit Firmengründung vor zwei Jahren immerhin 30 Modelle an Kunden ausgeliefert hat.
Inzwischen steht die Marke, die sich die Dienste des ehemaligen Rallye-Weltmeisters Ari Vatanen als technischem Berater und Botschafter gesichert hat, vor einer gewaltigen Produktionssteigerung. Bis zum Ende des Jahres sollen 200 Exemplare des neuen Modells DB 718 verkauft sein. Aktuell sind bereits 50 Exemplare reserviert. „Wir wollen die Identität der klassischen Sportwagen mit dem Komfort der modernen Fahrzeuge zusammenbringen indem wir einen vollelektrischen Antrieb integrieren“, beschreibt die Manufaktur ihr Ziel. Auf diese Idee muss man erst einmal kommen. Gebaut werden die Nostalgie-Stromer in Saint Sulpice sur Tarn, einem verschlafenen Städtchen im ländlichen Okzitanien.
Der in Genf gezeigte DB 718 spielt ganz bewusst mit den Stilelementen aus einer längst vergessenen Zeit, als die Sportwagen auf Speichenrädern rollten, wuchtige Trittbretter das Einsteigen erleichterten, Kotflügel höchstens als Option lieferbar und die Lenkräder noch aus Holz gefertigt waren. Doch unter der langen Motorhaube wummert kein potenter Achtzylinder, sondern ein bescheiden dimensionierter 20 PS (15 kW) starker Elektromotor, der mit einer 15,3 kWh starken Batterie kombiniert ist. So ausgerüstet erreicht der nostalgische Zweisitzer eine Reichweite von 150 Kilometern. Der gegen Aufpreis lieferbare 23 kWh starke Energiespeicher verlängert den Aktionsradius auf 230 Kilometer. Wer ganz sicher gehen will, die nächste Ladesäule zu erreichen, kann außerdem eine Reichweitenverlängerung ordern, die weitere 50 Kilometer Fahrstrecke ermöglicht.
Die Fahrleistungen des DB 718 können dann doch nicht unbedingt die Erwartungen, die seine sportliche Karosserie verspricht, erfüllen. Zwischen null und 100 km/h vergehen acht Sekunden – klingt ganz gut, doch bei Tempo 110 km/h ist die Höchstgeschwindigkeit bereits erreicht. Die Piloten können über den Bordcomputer drei Fahreinstellungen (Eco, Normal und Sport) wählen. Für Rekordfahrten ist der Devinci also nicht entwickelt worden – eher für den Auftritt auf den Boulevards an der Riviera und den anderen Treffpunkten der Schönen und Reichen. Es ist gewiss kein Zufall, dass einer der aktuell sechs Händler der Marke in Cannes angesiedelt ist. Daneben bieten Stützpunkte in Paris, der Schweiz, Mailand, Barcelona und Toulouse die Nostalgie-Modelle an. Weitere Verkaufsstellen in Europa sind geplant.
Der DB 718 wird in drei Grundvarianten angeboten, die sich allerdings nach den Wünschen der Kundschaft in so gut wie allen Bereichen individualisieren lassen. Die Basis bildet dabei das Modell Brigitte für 49 500 Euro, von dem, so die Planungen 100 Exemplare hergestellt werden sollen. Lucie (95 Modelle) kostet 67 900 Euro, und das exklusive Topmodell Adele ist für 99 900 Euro bestellbar. Von den fünf geplanten Exemplaren ist eins bereits reserviert. Und auch, wenn der DB 718 nicht unbedingt für längere Touren ausgelegt ist, können die Kunden ein maßgeschneidertes Kofferset bestellen – wie in den guten alten Zeiten. (ampnet/ww)
|