Montag, 4. Oktober 2010 Flotte Sprüche, gute Laune und wachsende Erwartungen
Jaguar zeigt in Paris das Sportwagen Konzept C-X75. UnitedPictures.COM
Keine Frage, motivierende und positive Impulse hat der gerade eröffnete Pariser Autosalon der zuletzt angeschlagenen Branche schon im Vorfeld der glitzernden Auto-Show gegeben. Die zukünftigen Erwartungen der Automobilhersteller werden als erfreuliche Meldungen formuliert, die daraus resultierende gute Laune lässt sich kaum ein Auto-Boss nehmen. Scheint die Krise endgültig überwunden zu sein? Hier ist Vorsicht geboten, auch wenn das Selbstbewusstsein der Hersteller noch so groß ist, das Ende der Krise kann auch schnell wieder zum Anfang der Krise werden. Dennoch der unaufhaltsame Aufbruch ist in Paris förmlich spürbar, an interessanten Neuvorstellungen, die auch einen technologischen Ausblick geben, mangelt es nicht. Wer in der Krise an den richtigen Stellschrauben gedreht hat und am starken Markenbild gearbeitet hat, der fährt jetzt gestärkt in die Zukunft – insbesondere gilt es auf Nachfrageschwankungen flexibler in Produktionsabläufen zu reagieren.
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Mit einem prestigeträchtigen Blick nach vorne hat Mercedes-Benz, „der Erfinder des Automobils“ wie das Unternehmen sagt, seine Aktivitäten zum 125. Geburtstag des Automobils im kommenden Jahr gestartet. Am 29. Januar 2011 jährt sich zum 125. Mal der Tag, an dem Carl Benz das erste Automobil, das dreirädrige „Tricycle“, zum Patent anmeldete. Parallel entwickelte Gottlieb Daimler den ersten vierrädrigen Kraftwagen. Damit legten die beiden Erfinder unabhängig voneinander den Grundstein für das moderne Automobil und den motorisierten Individualverkehr. „Die Erfindung von Daimler und Benz hat die Welt verändert und dabei nahezu alle Bereiche des täglichen Lebens tangiert“, sagte Dr. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und Leiter Mercedes-Benz Cars, während der Präsentation zum Jubeljahr im Premierenkino UCG Normandie auf den Champs-Elysées. Das Unternehmen hat Paris genutzt, die Feierlichkeiten zum 125. Geburtstag einzuläuten.
Von schwäbischer Understatement keine Spur: „Nun erfinden wir das Automobil zum zweiten Mal. Und die Auswirkungen werden wieder revolutionär sein.“ Unter dem Motto: „Liberté, Egalité, E-Mobilité“ kündigt Zetsche die Rolle des Automobils in der Gesellschaft, den automobilen Nachholbedarf in Wachstumsmärkten, wie China, Russland oder Indien und Lösungsansätze von Mercedes-Benz für nachhaltige Mobilität an. Der Schritt eine S-Klasse mit einem Vierzylinder-Dieselmotor auf den Markt zubringen, erscheint hier wie der wirtschaftliche Versuch Exklusivität mit sparsamer Zurückhaltung zu verknüpfen. Deshalb ist die Achtzylinder-S-Klasse noch lange nicht uncool.
Ist Mercedes-Benz bestrebt sein Modellprogramm Schritt für Schritt weiter auszubauen und zu erneuern, so greift der Volkswagen-Konzern nach einer zielorientierten Ausweitung seiner Markenvielfalt. Die Kernmarken VW, Audi, Skoda, Seat und VW Nutzfahrzeuge sollen neben Bentley, Lamborghini, Bugatti und Porsche helfen, das konzernstrategische Ziel zu beschleunigen, die Nummer unter den Automobilherstellern bis 2018 zu werden. Volkswagen-Konzern-Chef Martin Winterkorn bestätigte in Paris, dass schon in diesem Jahr bis September bereits fünf Millionen Fahrzeuge weltweit ausgeliefert wurden und kündigte an, dass „es im Gesamtjahr deutlich mehr werden.“
Sind die Interessen der einzelnen Unternehmen an den jeweiligen Stellschrauben zu drehen, noch so unterschiedlich, so gelten die Worte von Opel-Chef Nick Reilly für alle Autobauer: „Wir gehen in die Offensive und setzen unseren Wachstumsplan konsequent um.“ Nur mit dem entscheidenden Unterschied: Wer wird aus diesem knallharten Wettbewerb als strahlender Sieger hervorgehen? (Auto-Reporter.NET/Peter Hartmann)
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