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Montag, 26. Januar 2015 Resümee aus Detroit: Amerika, die unbekannte Autowelt

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Ford GT.  Foto:Auto-Medienportal.Net/Manfred ZimmermannFord GT. Foto:Auto-Medienportal.Net/Manfred Zimmermann

Traditionell eröffnet die „North American International Auto Show“ (NAIAS) im Januar den Reigen der internationalen Automessen innerhalb eines Jahreszyklus. Am Sonntag schließt die jüngste Schau in Detroit nach zwei Presse-, zwei Fachbesucher- und neun Publikumstagen ihre Pforten. Mit mehr als 17 Millionen Neufahrzeugen, die amerikanische Kunden im Verlauf von 2015 auf die Straße bringen werden, ist der US-Automarkt, nach dem chinesischen, noch immer der wichtigste der Welt. Doch auch nach dieser NAIAS steht fest: Das automobile Amerika tickt immer noch vollkommen anders als der Rest der Welt.

Mehr als 800 000 Besucher lockte die jüngste NAIAS in das Messezentrum von Detroit, wo sich die amerikanische Autowelt traditionell seit 1907 trifft. Damit rangiert die jährlich stattfindende Messe in der Publikumsgunst auf ähnlichem Niveau wie die Internationale Automobilausstellung in Frankfurt. Die große deutsche Auto-Biennale zog 2013 bei ihrer letzten Ausgabe 881 000 Besucher an.

 

Der Bedeutung des amerikanischen Markts huldigten die Aussteller mit 45 Welt- und nationalen Premieren. Die tiefe Verbeugung der weltweiten Branche vor ihren amerikanischen Kunden kam von Herzen. Der US-Automarkt wächst unverändert dynamisch, wie die gesamte Wirtschaft des Landes – ein wichtiges Signal in Zeiten, in denen die chinesische Wirtschaft die geringste Wachstumsrate seit 25 Jahren vermelden musste.

Den Schwung der amerikanischen Autowirtschaft belegen eindrucksvolle Zahlen. 2009 hatten Banken- und Wirtschaftskrise ein tiefes Tal der Tränen in die Autokonjunktur gegraben. Mit 10,4 Millionen Neufahrzeugen war der Absatz förmlich eingebrochen. 2013 waren es bereits wieder 15,582 Millionen Neufahrzeuge gewesen und im abgelaufenen 2014 schon 16,531. Die Analysten erwarten für das laufende Jahr 17,11 Millionen Einheiten, für 2018 ist das Knacken der 18-Millionen-Grenze angepeilt.

Die magische Zahl, die die aktuelle Entwicklung des amerikanischen Automarkts und damit auch die jüngste Autoshow in Detroit prägte, lautet: 50 Cent. Auf dem durchschnittlichen Niveau eines halben US-Dollars bewegt sich aktuell der Preis eines Liters Benzin, mithin 43 Euro-Cent. Der Rausch des billigen Kraftstoffs hat die extrem ölabhängige USA bereits wieder voll erfasst. Die Neuheiten von Detroit, die 2015 in Erinnerung bleiben werden, protzten mit Pferden, als gäbe es kein Morgen.

Da drehten sich auf den Ständen Sportwagen wie der Honda NSX oder Ford GT in der Leistungsklasse 550 PS Plus. Wobei die Amerikaner als erfolgreichste Marke in Amerika mit dem Mustang Shelby GT oder dem F-150 Raptor zwei weitere Ikonen der Leistung mit jeweils 500 PS präsentierten. In der gleichen Leistungsklasse will sich der Lexus GS-F künftig gegen AMG-E-Klasse und Co wehren.

Audi feierte die Weltpremiere von Generation 2 seines großen SUV, Mercedes zog mit dem GLE mit BMW gleich und VW wollte den US-Markt mit dem Cross Coupé GTE, einer 4,95 langen SUV-Studie, auf ein entsprechendes Serienmodell ab 2016 einstimmen. Durfte es noch etwas mehr sein? Bitte schön: Die Hochleistungslimousine Cadillac CTS-V oder die Über-Corvette Z06 mit aufgeladenen 6,2-Liter V8 und 477 kW / 649, beziehungsweise 480 kW / 659 PS.

Der billige Sprit rückte nicht nur kleine und kompakte Neuheiten an den Rand, auch alternative Antriebe füllten nur noch die Rollen gefühlter ökologischer Feigenblätter aus. Ford und General Motors meldeten ein deutlich erlahmendes Interesse der Kunden an solchen Fahrzeugen. Die beiden großen US-Hersteller fahren die entsprechenden Produktionskapazitäten 2015 deutlich zurück.

Wie sehr sich die amerikanische Autowelt von der uns bekannten unterscheidet, unterstreichen einige statistische Angaben. Rund 250 Millionen Autos rollen aktuell auf Amerikas Straßen. Nur 130 Millionen davon sind Personenwagen. Das liegt an den Vorlieben der US-Kunden. Die drei beliebtesten Modelle in den Neuzulassungsstatistiken sind alles Pick-ups. Und die firmieren offiziell nicht als Pkw und leichte Nutzfahrzeuge. Die müssen nicht die wesentlich strengeren Sicherheitsauflagen von Pkws erfüllen und können somit entsprechend preiswert angeboten werden.

Die unangefochtene Nummer Eins in den USA ist der Ford F-150 mit 753 851 Neuzulassungen in 2014. Einstiegspreis: 25 420 US-Dollar (21 819 Euro). Dahinter folgt der Chevrolet Silverado mit 529 755 Neufahrzeugen vor dem Dodge Ram aus dem Hause Chrysler mit 439 789 Neuwagen im vergangenen Jahr. Erst auf Platz Vier erscheint mit 428 606 Einheiten des Toyota Camry eine klassische Limousine.

Die aktuellen Tiefstände bei den Rohölpreisen bilden freilich weder ein mittel- und schon gar kein langfristiges Energiemodell für die Zukunft ab. Alle Experten sind sich einig: Der Ölpreis steigt früher oder später wieder. Die Analysten von „wallstreet online“ berufen sich aktuell auf „führende Wirtschaftsorganisationen“ und sehen „einen steigenden Preistrend für die nächsten 15 bis 20 Jahre“. (ampnet/tl)

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