Montag, 7. März 2016 Genfer Automobilsalon: 110 Jahre Premierenfieber
Premiere in Genf: Jaguar XK 120 im Jahr 1951. Foto:Auto-Medienportal.Net/Jaguar Land Rover
Der Genfer Automobilsalon gehört seit 1905 zu den wichtigsten Automessen der Welt. Seit gestern die Hallen am Lac Leman zum 86. Mal für das Publikum ihre Tore öffneten, präsentiert die Autobranche wie in den Jahren zuvor eine Flut von Premieren. Ob Maserati Levante, Seat Alteca, Mercedes C-Klasse Cabrio oder Porsche 718, die Aussteller lüften zu Dutzenden die Schleier von ihren Neuheiten. Spektakuläre Premieren gehören zur Genfer Salon wie die Dauerstaus in der Stadt, atemberaubende Preise und Taxis mit Dritte-Welt-Standard. Ein Streifzug durch 110 Jahre Genfer Messepremiere. 1905 fand im schweizerischen Genf in einem Wahllokal am Boulevard Georges-Favon die erste sogenannte „Nationale Automobil- und Fahrradausstellung“ statt. So junge wie die Messe, war auch eine Automarke aus Böhmen, die in Genf ihr erstes Auto präsentierte. Laurin & Klement stellte seinen Typ A vor. Mit einem sieben PS starken Zweizylinder begann die Geschichte der späteren Automarke Skoda.
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Die Messe entwickelte sich in ihren frühen Jahren nur langsam. Eine autofeindliche Stimmung der Genfer vertrieb die Messe 1907 nach Zürich. Zwischen 1908 und 1922 fand keine Ausstellung statt. Doch danach boomte der Salon. 1924 präsentierte beispielsweise Fiat den 502, eine Mittelklasse Limousine mit 22 PS. Der Opel 4 PS, im Volksmund „Laubfrosch“ genannt, debütierte in Genf im folgenden Jahr als erstes deutsches Auto, das auf einem Fließband entstand. Den besonderen Reiz des Genfer Salons macht seit jeher die Mischung aus Großserienfahrzeugen, Exoten, Supersportwagen und Studien aus. In die Kategorie Supersportwagen passte beispielsweise 1928 der Mercedes SSK. Ein Kompressor verlieh dem Reihenachtzylinder mit 6,1 Liter Hubraum kurzfristig eine Höchstleistung von bis zu 200 PS. Nur 33 Kunden kamen in den Genuss, 185 km/h Höchstgeschwindigkeit zu verkosten. In den Dreißigern bestaunten die Messebesucher unter anderem die Zeppelin-Modelle von Maybach. Die knapp 30 Liter, die sich die 150 PS starken Zwölfzylinder pro 100 Kilometer genehmigten, galten damals weniger als umweltfrevlerisch. eher als statusbildend. Was heute unter dem Label „Exoten“ wie Koenigsegg, Gumpert oder Spyker firmiert, war in den frühen Dreißigern die französische Marke Voisin. Gegründet vom Automobil- und Flugzeugkonstrukteur Gabriel Voisin, der 1906 das erste europäische Motorflugzeug gebaut hatte. Nach 1919 konzentrierte sich Voisin auf den Bau von Automobilen, die sich in erster Linie durch technische Exzentrik wie Schiebermotoren auszeichneten. Der 1932 in Genf vorgestellte Voisin C23 sollte in der oberen Mittelklasse reüssieren. Der Dreiliter-Knightmotor mit 66 kW galt als durchaus standesgemäß. 1934 erstaunte der Chrysler Airflow als erste Limousine der Welt mit aerodynamisch geformter Karosserie. Technisch nicht weniger revolutionär erschien im folgenden Jahr der Citroen Traction Avant, der dem Frontantrieb bei PKW zum Durchbruch verhalf, zumal die französische Limousine diese Antriebsform mit einer der ersten selbsttragenden Karosserie verband. Trotz der Messepause zwischen 1940 und 1946 durfte sich der Citroen noch oft in Genf dem Publikum präsentieren, denn die Produktion endete erst 1957. Revolutionär war 1937 der Fiat 500 „Topolino“, ein Kleinwagen, der für Italien die Massenmotorisierung einleitete, quasi als „italienischer Käfer“. 1938 stellte Mercedes den 540 K als Nachfolger des Supersportler SSK vor. Der Opel Kapitän war ein Star des letzten Vorkriegssalons 1949 buchten zunehmend wieder deutsche Hersteller Hallenfläche für ihre Stände. Das Wirtschaftswunder begann zu keimen. So staunten Messegäste beispielsweise über den Borgward Hansa 1500, der in Genf seine Weltpremiere feierte. Als erste deutsche Serienlimousine mit der damals neuartigen und modernen Pontonkarosserie. Der 1,5-Liter-Vierzylinder leistete 48 PS. Zwei Jahre später sorgte Jaguar für eines der Messe-Highlights mit dem XK 120. Der englische Roadster mit seinem 160 PS starken Doppelnockenwellen-Motor, war im Jahr zuvor mit einer Stahlblechkarosserie in Großserie gegangen und verführte bis 1954 7373 Kunden. In den Sechzigern zählten unter anderem der XK-Nachfolger von Jaguar, der E-Typ von 1961 für Furore. Zwei Jahre später definierte der Mercedes 230 SL mit seinem pagodenförmigen Hardtop ein neues Sportwagenideal. Exotik wie Supersportlerstatus verband 1966 der Lamborghini Miura, als erster Mittelmotorsportwagen der Welt, dessen quer eingebauter V12 350 PS mobilisierte. Die 280 km/h Höchstgeschwindigkeit stachen in jedem Autoquartett jener Jahre. Die Siebziger des letzten Jahrhunderts beschleunigten die Premierenschlagzahl in Genf so signifikant, dass nur noch Platz für Stichproben bleibt.
Unvergessen bleiben auch der Ferrari FF, 2011, oder die jüngste A-Klasse, die Mercedes 2012 erstmals vor den Augen der Welt enthüllte. Die Show wird weitergehen, dieses Jahr bis einschließlich Sonntag, . (ampnet/tl)
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