Die Wüste beginnt nur wenige Kilometer entfernt, das üppige Grün wuchert dank intensiver Bewässerung nicht nur auf dem Golfplatz, und Millionäre geben sich hier die Klinke in die Hand: das „Arizona Biltmore Resort & Spa“ gilt als eines der besten Hotels zwischen Las Vegas und der US-Grenze zu Mexiko, auch wenn sich ab und an ein Skorpion in die Lobby verirrt, worüber sich kürzlich ein Gast auf einem Reiseportal im Internet beschwerte. Diesen giftigen Tierchen gilt allerdings kaum das Interesse der Besucher, wenn das Auktionshaus Sotheby's in der letzten Januarwoche dort zur Versteigerung lädt. Dann stehen eher drei Cobras im Focus. Die tragen alle den Vornamen Shelby, haben vier Räder, einen äußerst giftigen Motor und sollen – wie Sotheby's hofft – zu Preisen zwischen 0,9 Millionen und 3,3 Millionen Dollar (ca. 0,83 Millionen und 3,05 Millionen Euro) unter den Hammer kommen. Sie machen freilich nur zehn Prozent der Fahrzeuge aus, die das Auktionsunternehmen bei seiner ersten Veranstaltung 2016 auf einen Wert von mehr als einer Million Dollar taxiert. Insgesamt sollen in Phoenix 149 Autos neue Besitzer finden, davon zumeist Exemplare aus der Reihe der üblichen Verdächtigen: 26 Ferrari, 14 Porsche, elf Mercedes-Benz und acht Rolls-Royce. Ihr Alter liegt zwischen einem Jahr (Porsche 918 Spider) und 105 Jahren (Lozier Model 51 Seven-Passenger Touring). Der wertvollste Wagen kommt aus Stuttgart, ein Mercedes-Benz 540 K. Diese Modellreihe wurde als Nachfolger der Typen SS/SSK im Februar 1934 auf der 24. Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung in Berlin vorgestellt. Zu seiner Zeit galt ein 540 K als eines der prestigeträchtigsten und schönsten Autos überhaupt. Sein Acht-Zylinder-Reihenmotor mit 5401 Kubikzentimetern Hubraum und zuschaltbarem Roots-Gebläse brachte es im Saugbetrieb auf 85 kW / 115 PS, beim Betrieb mit Kompressor auf 132 kW / 180 PS. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 170 km/h, der Preis betrug in Deutschland 28 000 Reichsmark, in den USA 14 000 Dollar. Das waren immerhin 40 Prozent mehr als der teuerste Cadillac damals in den Staaten kostete. Der Mercedes ging nach seiner Ankunft in New York Ende April 1937 bis heute durch die Hände mehrerer Sammler, die ihn hegten, pflegten und offenbar wenig bewegten. Sein Zustand wirkt wie neu und sein Meilenzählerzähler, von dem Experten überzeugt sind, dass er original ist, steht auf 10 277 (16 500 km). Kein Wunder, dass laut Sotheby's der Wert des Autos zwischen zehn Millionen und 13 Millionen Dollar liegt (9,2 Millionen bis 12 Millionen Euro). Zweiter in den Sotheby's Arizona Charts ist mit weitem Abstand ein Duesenberg Model J von 1929. Von diesem Cabriolet-Kraftprotz (6,9-Liter-Achtzylinder, 198 kW / 270 PS) wurden lediglich sechs Exemplare produziert. Das Fahrzeug, das jetzt versteigert wird, gehörte zunächst David Gray aus Santa Barbara in Kalifornien, dessen Familie Anfang des 20. Jahrhunderts ein Vermögen mit Ford-Anteilen gemacht hatte: Die 1903 für 10 000 Dollar gekauften Aktien brachten 16 Jahre später 26 Millionen ein. 1933 verkaufte Gray das Auto, das später in Hollywood-Filmen zu bewundern war, an einen Anwalt in Los Angeles, spätere Besitzer waren – so wie er – Sammler betagter Karossen. Sotheby's schätzt den Wert des einzigen, weltweit zum Verkauf anstehenden Exemplars auf rund 3,5 Millionen Dollar ( 3,2 Millionen Euro).
Es geht aber auch billiger. Als „Kronjuwel einer jeden Volkswagen-Sammlung“ bezeichnet der Auktionskatalog die Nummer 211, einen VW Typ 1 Standard aus dem Jahr 1952 mit geteilter Heckscheibe. Ein Käfer aus der Zeit also, als der Käfer noch gar nicht Käfer hieß. Das Fahrzeug gehörte zunächst einem Angehörigen der amerikanischen Luftwaffe, der in Deutschland stationiert war und ihn später in die Staaten mitnahm. Es wurde von Grund auf überholt, verschlissene Teile wurden gegen Originale von damals ausgetauscht. Der Schätzpreis des Autos beträgt bis zu 80 000 Dollar (74 000 Euro). (ampnet/hrr)
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