Für Audi gibt es 2009 noch ein weiteres Jubiläum zu feiern: 75 Jahre Silberpfeile. 1934 tauchten die legendären deutschen Silberpfeile erstmals auf den Rennstrecken der Welt auf. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 machten, bis auf wenige Ausnahmen, die Autos und Rennfahrer von Auto Union und Mercedes-Benz in ihren bis zu 500 PS starken Rennwagen die Siege unter sich aus. Mit den futuristisch anmutenden silbernen Boliden, die der Konkurrenz weit voraus waren, begründeten diese beiden Teams einen Mythos: die Ära der Silberpfeile. Fahrer wie Rudolf Caracciola, Manfred von Brauchitsch, Hermann Lang (Mercedes-Benz) oder Bernd Rosemeyer, Hans Stuck und Tazio Nuvolari (Auto Union) schrieben sich auf ewig ins Buch der Rennsportgeschichte ein. Mit den Silberpfeilen sind Geschichten und Legenden verbunden, die von Mut, Waghalsigkeit und Draufgängertum erzählen. Von Autos, die Endgeschwindigkeiten wie in der heutigen Formel 1 erreichten, aber auf Straßen fuhren, denen jede Sicherheitsvorkehrung fehlte. Von „Rennfahrer-Helden“, die mit Lederhaube auf dem Kopf und Baumwoll-Overall am Leib jede Sekunde ihr Leben riskierten – und es mitunter auch tragisch verloren.
Die Silberpfeile der 1930er Jahre gehören zu den faszinierendsten und wertvollsten Automobilen der Welt. Zudem besitzen sie eine eindrucksvolle Ästhetik. Die Verbindung von Technik und Kraft im Überfluss, Purismus und Eleganz sind wohl bei keinem anderen Fahrzeug in dieser Ausprägung vorhanden. Ein weiteres Faszinosum: Während Mercedes-Benz seine Originalautos weitestgehend heute noch in seinem Besitz weiß, gingen die Auto Union Silberpfeile fast ausnahmslos verloren. Da sie in der späteren sowjetischen Besatzungszone stillgelegt worden waren und von den neuen Machthabern in einer Bergwerkshalle bei Zwickau entdeckt wurden, gelangten die Rennwagen der Auto Union nach dem Zweiten Weltkrieg in russischen Besitz. Dort sollte sich ihre Spur bald verlieren. Mit Glück konnten einige wenige dieser Wagen gerettet werden, andere wurden nach Originalfotos und Plänen wieder aufgebaut.
Noch nie in der Geschichte des Audi museum mobile standen derart hochkarätige Exponate in einer Ausstellung zusammen. Die Präsentation hält sich zurück, sie ist nahezu puristisch. Dazu Stefan Felber, der die Schau „Familiensilber – Die Auto Union Silberpfeile und ihre Konkurrenten“ konzipiert hat: „Die Ästhetik der Silberpfeile muss nicht unterstützt werden, die Ausstellungsgestaltung bleibt im Hintergrund – sie überblendet die Fahrzeuge nicht, sondern ist wie die Wagen selbst puristisch und elegant. Der Silberpfeil als Skulptur, als Kunstwerk auf einem Sockel.“ Wie bei einem Rennstart werden alle Automobile auf schwarzen Bühnen in einer Richtung aufgestellt. Zu jedem Fahrzeug zeigt eine eigene Stele technische Erläuterungen und historisches Filmmaterial, das den jeweiligen Wagen im Renneinsatz vorführt.
Audi Tradition lädt für diese Sonderausstellung wieder ehemalige Konkurrenten ein und freut sich diesmal sehr auf drei Original-Silberpfeile von Mercedes-Benz. Den 8-Zylinder-Rennwagen W 25 von 1934, mit dem Manfred von Brauchitsch das Eifelrennen 1934 gewann, den 12-Zylinder-Rennwagen W 154, der in der Saison 1939 in sieben Rennen fünf Siege einfuhr und der 12-Zylinder-Rekordwagen W 25 von 1936, den der dreifache Europameister Rudolf Caracciola zur damaligen neuen Weltrekordmarke von 372 km/h trieb.
Aus der Auto Union-Geschichte werden sieben Silberpfeile ausgestellt, fünf davon aus dem Besitz von Audi Tradition. Nur noch als Wiederaufbau existieren der legendäre Auto Union Typ C 16-Zylinder-Rennwagen, in dem Bernd Rosemeyer 1936 Europameister wurde, der Auto Union Typ C 16-Zylinder-Stromlinienrekordwagen von 1937, in dem Rosemeyer die magischen 400 km/h durchbrach und 1937 einen neuen Weltrekord aufstellte und der Auto Union Typ D Doppelkompressor 12-Zylinder-Rennwagen von 1939.
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