Für Unfallopfer ist die Ungewissheit über mögliche Verletzungen und das Gefühl, lange und allein auf professionelle Hilfe warten zu müssen, am schlimmsten. Genau da können Unfallzeugen helfen. Sie sollen die Verunglückten spüren lassen, dass sich jemand bewusst um sie kümmert. Das wirkt auch gleich der Schockwirkung entgegen. Konkrete Hilfen, die den Beteiligten direkt angeboten werden, sind dabei am nützlichsten. Wer ankündigt, den Rettungswagen zu verständigen oder Decken und Kissen zu organisieren, macht Mut und zeigt auch, dass er sich kümmert. Auch das Halten der Hand oder beruhigende Worte signalisieren, dass der Betroffene nicht allein gelassen wird. Die Helfer sollten auf keinen Fall Hektik verbreiten, denn diese überträgt sich schnell auf den Verunglückten. Ruhe ist enorm wichtig für den Abbau von Angst und Hilflosigkeit direkt nach dem Unfall. Das stellt damit auch die beste Voraussetzung für eine langfristige Verarbeitung des Geschehens dar. Das Bewusstsein, dass der letzte Erste-Hilfe-Kurs schon Ewigkeiten her ist, verunsichert jeden Unfallhelfer. Aber es sollte sich jeder darüber im Klaren sein, dass noch nie jemand verurteilt worden ist, weil er als medizinischer Laie am Unfallort etwas falsch gemacht hat. Dagegen ist unterlassene Hilfeleistung auf jeden Fall strafbar. Deshalb sollte sich der potentielle Helfer darüber im Klaren sein, dass der Schaden der durch Nichtstun entsteht eigentlich immer grösser ist als das Risiko, als Ersthelfer etwas Falsches zu machen. Die Helfer sollten dafür sorgen, dass eine Rettungsgasse für den Notarztwagen freigehalten wird. Dabei ist es durchaus angebracht, neugierige Passanten zum Verlassen der Unfallstelle oder wenigstens zum Zurückweichen aufzufordern. Dies dient schliesslich auch deren eigenem Interesse, denn durch abgelenkte Zuschauer entstehen häufig Folgeunfälle. Wenn die Rettungsprofis eingetroffen sind, müssen diese auf dem schnellsten Weg zu den Verletzten geleitet werden. Wenn die Verunglückten versorgt sind, sollten sich die Unfallhelfer als Zeugen zur Verfügung stellen und der Polizei mit entsprechenden Auskünften weiter helfen, so der Appell des Überwachungsvereins. Es kommt immer wieder vor, dass Zeugen oder Helfer nach einem Unfall die schlimmen Bilder nicht mehr vergessen können und Probleme damit haben, sich selbst wieder hinters Steuer zu setzen. Posttraumatische Belastungsstörungen, so der psychologische Fachbegriff, können jeden treffen. Es werden entsprechende Beratungen angeboten, die dazu beitragen, den Unfall zu verarbeiten, und um langfristigen Folgen für Gesundheit und Lebensqualität zu verhindern.
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