Verlockend für viele der Gedanke, doch gleich hier an der Rastanlage den ersten Übernachtsstopp einzulegen, ist dank des Jedermannsrechts nicht verboten und außerdem gratis. Kann aber teuer zu stehen kommen und führt für manchen zu einem bösen Erwachen. So genannte Wegpiraten entern Wohnmobile und finden in den Fahrerkabinen nicht selten reichlich Beute: Laptops, Fernseh- und GPS-Geräte, Handys, Kameras, Bargeld. Bis Mitte Juli hat die schwedische Polizei 64 Fälle registriert. Alle entlang der Autobahn E6 an der Westküste. Doppelt so viele wie im gesamten Jahr zuvor (im Jahr 2005 waren es knapp 100 Fälle), "und die Saison 2007 ist noch lange nicht zu Ende", gibt der Sprecher der Polizei in der Region Västra Götaland, Thomas Fuxborg, zu bedenken. Ein Drittel aller in diesem Jahr Betroffenen waren deutsche Touristen, weist seine Statistik aus. Allein fünf Wohnmobile mit deutschem Kennzeichen wurden in nur einer Nacht Mitte Juni auf einem Rastplatz in Bohuslän nicht weit von Stenungsund aufgebrochen und ausgeraubt, während die Urlauber hinten in ihrem Wohnmobil schliefen. Mitunter gelingt es der Polizei die Täter dingfest zu machen, doch es sei – so Fuxborg - schwierig, denn sie arbeiteten schnell und es gebe in den seltensten Fällen Zeugen. Mit einer Aufklärungskampagne begannen Polizei, Strassenverkehrsbehörde, die touristischen Verbände und Reedereien vor drei Jahren verstärkt mit Schildern, Flugblättern und Aufklebern davor zu warnen, an öffentlichen Rastplätzen zu übernachten. Doch gerade ausländische Touristen ignorieren die Hinweise mitunter und machen es den Kriminellen zudem immer noch zu leicht, hat Kriminalinspektor Per-Arne Nilsson, der die Kampagne von Seiten der Polizei koordiniert, beobachtet. Viele liessen Wertsachen völlig arglos und gut sichtbar in den Fahrerkabinen liegen. "Und es bedarf keiner grösseren Gewalt, die Wohnmobile aufzubrechen", sagt Fuxborg. Oft genüge ein Schraubenzieher, um die Beifahrertür zu öffnen - gängige Praxis in 90 Prozent aller Fälle. Dabei könne man es den Tätern schon mit einfachen Mitteln erschweren, in die Wagen einzudringen. Beispielsweise mit einem durch beide Türen gezogenen Spannband oder mit Hilfe der Sicherheitsgurte. Am sichersten sei es dennoch, die Campinganlagen den Rastplätzen vorzuziehen, betont der Polizeisprecher, will aber nicht unnötig Unruhe verbreiten. 130'000 Wohnmobile und –wagen rollten alljährlich über Schwedens Strassen, davon 90'000 aus dem Ausland. So erreiche die Zahl der vom Diebstahl Betroffenen nicht mal die Promillegrenze, aber jeder Einzelfall gerade im Urlaub sei eben mehr als ärgerlich. Karl S. aus dem Ortenaukreis, der gerade mit seinem Wohnmobil, genauso wie ein befreundetes Ehepaar, von Oslo kommend auf dem Heimweg ist, und einen Zwischenstopp bei Göteborg einlegt, folgt von jeher den Ratschlägen der Polizei. Er ist schon oft durch Schweden gereist und hat die Warnhinweise immer Ernst genommen: "Wir übernachten immer auf dem Campingplatz, nie an der Autobahn."
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