Nach einer Untersuchung des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) helfen weder Duftzäune, noch Reflektoren oder akustische Reize nachhaltig gegen die Wildgefahr. Der Autofahrer kann sich nur auf sich selbst verlassen. Vor allem während der Erntezeit und der Brunftsaison von September bis Januar besteht erhöhte Alarmbereitschaft. Über das Jahr verteilt gibt es Spitzen bei den Wildunfällen im Mai sowie im Oktober und im November. Die Abweichungen zwischen den Monaten ist aber so gering, dass Vorsicht ist das ganze Jahr über geboten ist. Häufigste Gefahr sind Rehe, die an etwa 80 Prozent aller Wildunfälle beteiligt sind. Jedes fünfte in Deutschland erlegte Reh wird nach Angaben des Deutschen Jagdschutz-Verbands von einem Auto zur Strecke gebracht. Bei etwa jedem zehnten Unfall kreuzt ein Wildschwein die Strasse. An Strassen, die durch Waldgebiete oder Felder führen, ist gedrosselte Geschwindigkeit oberstes Gebot, denn wo ein Wald ist, ist meistens auch ein Reh. Nachfolgende Autofahrer sollten daher auch in solchen Gefahrenbereichen besonders auf ausrichtenden Sicherheitsabstand zum Vordermann achten. Dabei muss nicht immer erst ein entsprechendes Verkehrszeichen vor dem Wildwechsel warnen. Besonders zur Erntezeit sowie zur Brunftsaison zwischen September und Januar kommt es zu vermehrtem Wildwechsel. Die Gefahr, die von einer Kollision mit einem Tier ausgeht, wird häufig unterschätzt. Ein Reh mit 20 Kilo Gewicht hat nach Angaben des ADAC bei 100 km/h ein Aufschlaggewicht von etwa einer Tonne. Der Strassenrand und angrenzende Gebiete sollten daher aufmerksam beobachtet werden. Experten raten, nachts in bewaldeten Gebieten so weit wie möglich mit Fernlicht zu fahren. Die Augen der Tiere wirkten so wie Rückstrahler und sie sind so früher zu erkennbar. Sobald ein Wildtier am Strassenrand oder auf der Fahrbahn auftaucht, empfiehlt sich stark abzubremsen, abzublenden und kräftig auf die Hupe zu drücken. Wenn ein Zusammenstoss trotzdem nicht mehr zu vermeiden ist, hilft nur noch eine Vollbremsung mit fest umgriffenem Lenkrad. Im Zweifelsfall ist es sicherer, frontal auf das Tier zuzuhalten, als ein riskantes Ausweichmanöver zu fahren. Ein Crashtest des ADAC mit einem 55 Kilogramm und 93 Zentimeter grossen Wildtierdummy haben ergeben, dass zwar die Motorhaube bei einem Aufprall mit 40 km/h stark eingebeult wird, die Windschutzscheibe aber intakt blieb. Der Fahrer wäre unverletzt geblieben. So führen vor allem immer wieder falsche Reaktionen zu für den Autofahrer schweren Unfallfolgen. Experten schätzen sogar, dass rund ein Drittel aller Baumunfälle außerorts durch Wild verursacht werden. Wildunfälle sollten immer bei der nächsten Polizeistation gemeldet werden, die den Jagdpächter informiert. Nur so kann flüchtiges oder verletztes Wild aufgespürt und gegebenenfalls auch von seinem Leiden erlöst werden. Auf keinen Fall sollte ein angefahrenes Tier wegen der Gefahr einer Tollwutübertragung angefasst werden. Gleichzeitig wird der Fall durch die Benachrichtigung der Polizei auch für die Kfz-Versicherung dokumentiert. Um eine problemlose Schadensabwicklung zu ermöglichen, sollte sich der Fahrer am besten von den Beamten oder dem Jagdpächter eine entsprechende Bescheinigung ausstellen lassen. Nach Berechnungen des ADAC beläuft sich der Schaden, der jährlich durch Wildunfälle entsteht, auf rund 425 Millionen Euro. (ar/jri)
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