Die Zahlen verdeutlichen die erhöhte Verletzbarkeit von Senioren: Im Jahr 2007 waren unter den 45'070 verunglückten Senioren 1153 Getötete (2,56 Prozent). Unter den 242'638 verunglückten 25- bis 64-Jährigen waren es dagegen 2535 Getötete (1,04 Prozent).
Ältere Verkehrsteilnehmer versterben nicht nur als Kraftfahrzeugführer. In Deutschland stellten 2007 Fussgänger und Radfahrer zusammen mit den Kfz-Mitfahrern fast zwei Drittel aller getöteten Senioren. Zum Vergleich: Bei 25- bis 64-Jährigen betrug dieser Anteil nur ein Viertel, wie die Unfallforscher Jörg Kubitzki und Timmo Janitzek feststellten. Als Fussgänger werden Senioren überwiegend innerorts Opfer von Unfällen mit tödlichem Ausgang. Gefährdet sind radfahrende Senioren hingegen innerorts und ausserorts gleichermassen. Das Unfallgeschehen spielt sich insgesamt überwiegend bei Tag ab. Bei kritischen Fahrsituationen wie Nachtfahrten oder glatten, nassen Strassen verursachen Senioren weniger Unfälle als jüngere Fahrer.
"Es muss unser gesellschaftlicher Anspruch sein, dass die Wahlfreiheit zwischen den Mobilitätsalternativen Auto, Rad, Fussverkehr oder öffentlicher Nahverkehr auch im Alter erhalten bleibt", erklärt Dr. Karl-Walter Gutberlet, Vorstand der Allianz Versicherungs-AG. "Wir müssen zudem verstärkt an das defensive Verhalten und auf die Rücksichtnahme aller Autofahrer appellieren. Darüber hinaus empfehlen sich freiwillige ärztliche Untersuchungen und Mobilitätsberatungen älterer Fahrer, aber auch technische Massnahmen am Fahrzeug wie die Nutzung bestehender und die Weiterentwicklung geeigneter Fahrerassistenzsysteme, um die Sicherheit der Senioren zu verbessern."
Das Vorurteil, dass ältere Fahrer eher als Geisterfahrer unterwegs sind oder einen Herzinfarkt am Steuer erleiden, konnte durch die Untersuchung nicht belegt werden. Das kalendarische Alter allein ist daher aus Sicht der Allianz noch kein ausreichender Grund, die bestehenden rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland zu ändern. "Nach unseren Untersuchungen sehen wir ältere Verkehrsteilnehmer eher als Opfer denn als Verursacher von Unfällen", erklärt Gutberlet. "Eine generell restriktive Handhabung der Fahrerlaubnis für Ältere z.B. durch Zwangstests trägt kaum dazu bei, die Verkehrssicherheit zu verbessern. Zudem fordert das Fahrerlaubnisrecht in Deutschland schon heute, dass der Fahrer im Zweifelsfall die zum Führen eines Fahrzeuges erforderliche Eignung durch eine Begutachtung nachweisen muss."
Die Allianz Studie entstand in Zusammenarbeit mit dem European Transport Safety Council (ETSC). Nach dessen Erkenntnissen ist für über 64-Jährige die Wahrscheinlichkeit, im Strassenverkehr zu sterben, in Europa um 16 Prozent höher als für alle anderen Verkehrsteilnehmer. Schon heute sterben europaweit jährlich etwa 8000 Senioren - bis zum Jahr 2050 wird ein Drittel aller Getöteten auf Europas Strassen älter als 64 Jahre sein. Die Allianz ist Unterzeichnerin der EU Charta für Strassenverkehrssicherheit mit dem Ziel, die Zahl der Getöteten im Strassenverkehr bis 2010 zu halbieren. Sie sieht in der Verbesserung der Seniorensicherheit einen wichtigen Ansatz zur Erreichung dieses EU-Ziels und hat hier in der Forschungsarbeit des Allianz Zentrum für Technik (AZT) einen ihrer aktuellen Arbeitsschwerpunkte gelegt. Dr. Christoph Lauterwasser, Geschäftsführer der AZT Automotive GmbH, erklärt: "Die Studie soll dazu beitragen, die Gesellschaft für die individuelle Risikosituation der Senioren zu sensibilisieren und dabei helfen, ein zielgerichtetes Risikomanagement anzustossen."
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