Negativ bewertet wurde in Bern die fehlenden Nachtverbindungen von Sonntag bis Mittwoch (ab Donnerstag gibt es Moonlinerkurse), das häufige Fehlen von Linienplänen und keine reservierten Sitzplätzen für Benachteiligte und Schwangere in den Fahrzeugen. Bemängelt wurde zudem, dass die Bezahlung oft nur mit Münzen oder Geldkarte möglich und ein Billettkauf in den Testfahrzeugen nicht möglich war. Nicht im Test berücksichtigt wurden die baldige Einführung der neuen Billettautomaten, die sowohl den Fahrpreis nach Eingabe der Start- und Zielhaltestelle automatisch berechnen als auch praktisch alle Kreditkarten akzeptieren sowie die Infosysteme, mit denen viele neue Trams erst nach dem Test ausgerüstet wurden.
Neben Bern wurden folgende Städte unter die Lupe genommen: Amsterdam, Barcelona, Brüssel, Budapest, Frankfurt, Hamburg, Helsinki, Köln, Kopenhagen, Leipzig, Lissabon, Ljubljana, London, Madrid, München, Oslo, Paris, Prag, Rom, Warschau, Wien und Zagreb. Zwei Städte, nämlich Ljubljana und Zagreb, bilden dabei mit der Bewertung "mangelhaft" und "sehr mangelhaft" das Schlusslicht. In Zagreb wurde vor allem das langsame Vorankommen von Bus und Tram im Stadtzentrum aber auch die schlechte Fahrgastinformation kritisiert. Neun Mal gabs die Note "ausreichend", darunter auch die Städte Paris und London. Elf Mal konnte die Note "gut" vergeben werden. Testsieger wurde München, dank schnellen Verbindungen, einem guten Informationssystem und einem Plus an Barrierefreiheit.
Hauptkritikpunkt im Test war vor allem die Fahrgastinformation. In rund einem Drittel der gestesteten Fahrzeuge aller überprüften Städte wurden die fehlenden wechselnden, dynamischen Anzeigen bemängelt. Auch im Internet führte nicht jeder Klick zum Erfolg. Kann London mit einer Website in 16 Sprachen aufwarten, so gibt es in Lissabon keine gemeinsame Website der verschiedenen Betreiber. Selten waren die Informationen überall komplett, übersichtlich und verständlich zugleich.
Zum Ärgernis wurde im Test auch das Thema Fahrkartenkauf, vor allem für gelegentliche oder nicht einheimische Fahrgäste. In nur rund einem Drittel der getesteten Städte gab es die Möglichkeit mit einer Chipkarte zu zahlen, bei der sich der Fahrgast keine Gedanken mehr über das richtige Billett oder die richtige Anzahl Zonen machen muss. Ein Paradebeispiel für ein solches System ist Amsterdam oder London, wobei in der britischen Hauptstadt das Fahren mit dem öffentlichen Verkehrs so teuer ist wie in keiner anderen Testsstadt.
Test-Methodik
Mit der Durchführung des Tests wurde der Lehrstuhl für Verkehrsplanung und Verkehrsleittechnik der Universität Stuttgart beauftragt. Für den praktischen Test vor Ort wurden in jeder Stadt nach einem einheitlichen Schema zwölf Haltestellen ausgewählt, die sich in Fahrgastaufkommen, Umsteigefunktion und Anzahl der Verkehrssysteme unterschieden. Bewertet wurden folgende Kriterien: Reisezeit (Gewichtung 35%), Umsteigen (Gewichtung 15%), Information vor und während der Fahrt (Gewichtung 25%) sowie Angebot von Fahrkarten und Kosten für die Fahrt (Gewichtung 25%).
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