Alkoholisiert an der Algarve, brettern am Brenner, oder chatten an der Costa Brava - wer im Ausland die Verkehrsregeln missachtet, muss mit wesentlich höheren Summen rechnen als hierzulande. Die Bußgelder und Strafen werden in der Regel vor Ort fällig. Glück hatte bisher der, der ein Ticket fürs Falschparken an der Windschutzscheibe fand oder wegen Geschwindigkeitsübertretung geblitzt wurde. Das ändert sich nun: "Das Gesetz zur Vollstreckung von Bußgeldern aus ganz Europa ist auf den Weg gebracht und tritt voraussichtlich noch in diesem Jahr, wahrscheinlich ab dem 1. Oktober, in Kraft", erläutert Philip Puls von TÜV SÜD. Damit setzt der Gesetzgeber eine EU-Rahmenvorgabe aus dem Jahr 2005 in nationales Recht um. Achtung: Weil nicht der Tatzeitpunkt, sondern die Zustellung des Bußgeldbescheids ausschlaggebend für die Vollstreckung ist, könnten durchaus auch Vergehen vor dem Inkrafttreten des Gesetzes geahndet werden. Bisher erreichten einen Knöllchen und Co. nur aus Österreich - auf der Basis eines Sonderabkommens.
Viel zu schnell: Unsere europäischen Nachbarn sind gar nicht entspannt, wenn die Geschwindigkeit stark übertreten wird. Besonders teuer wird es in Großbritannien: Wer mehr als 50 Stundenkilometer über dem Limit liegt, zahlt dort bis zu 5.500 Euro. Achtung auch in Österreich: Dort sind in diesem Fall bis zu 2.180 Euro fällig. Selbst in Frankreich, wo ein vergleichsweise milder Gesamt-Strafen-Katalog gilt, wird es für den teuer, der zu viel Gas gibt: 1.500 Euro - egal ob 55 oder 85 Sachen zu schnell. In Kroatien wird zu hohes Tempo mit bis zu 680 Euro Strafe belegt; bekannt streng sind die Regeln in der Schweiz. Dort werden bereits Übertretungen von 10 Stundenkilometern mit 100 Euro geahndet. In Polen dagegen herrscht noch Gnade für Gasfüße: hier beginnen die Bußgelder überhaupt erst, wenn man mehr als 50 Stundenkilometer zu schnell ist. Dann sind 100 Euro fällig.
Zu schnell: Selbst wer das Limit nur mäßig überschreitet, wird kräftig zur Kasse gebeten. Wer bis zu 20 km/h zu schnell unterwegs ist, der sollte sich dabei ebenfalls nicht in Schweden, Dänemark oder Italien erwischen lassen. In Italien wird tagsüber ein Bußgeld ab 155 Euro verhängt, in Dänemark kann es bis zu 270 Euro kosten und ebenfalls in Schweden trifft die Buße von mindestens 280 Euro Verkehrssünder empfindlich. Entspannter sind die Österreicher beim leichten Übertritt: ab 20 Euro.
Zu alkoholisiert: Feiern und fahren - auch im Ausland versteht die Polizei keinen Spaß in Bezug auf Alkohol am Steuer. In den meisten Ländern gilt eine Promillegrenze von 0,5 Promille. In Schweden und Polen liegt die Grenze bei 0,2 Promille und in Tschechien und Kroatien gilt sogar absolutes Alkoholverbot - Strafen: Tschechien ab 970 Euro, Kroatien ab 135 Euro. Wer in Italien alkoholisiert Auto fährt, zahlt tagsüber mindestens 540 Euro. Nachts steigen die Bußsätze nochmals um gut ein Drittel. Auch in Dänemark wird das ohnehin teure Bier noch einmal teurer, wenn es vor dem Fahren getrunken wurde: Die Strafe kann sogar bis zu einem Monatsverdienst ausmachen. Zum Vergleich: In Deutschland beginnen die Strafen bei einem Promillewert von 0,5 ab 500 Euro. In Frankreich fällt ein Glas Rotwein zu viel weniger ins Gewicht: Bußgeld ab 135 Euro. Auch in Belgien (ab 140 Euro) und Luxemburg (ab 145 Euro) ist Alkohol am Steuer ein vergleichsweise geringeres Vergehen.
Zu geschwätzig: Andare e parlare - wer in Italien mit dem Handy am Steuer erwischt wird, zahlt mindestens 155 Euro Strafe. In Deutschland fällt das Bußgeld mit 40 Euro vergleichsweise gering aus, allerdings wird zusätzlich ein Punkt in Flensburg eingetragen. Auch in den Benelux-Ländern kann die Minuteneinheit beim Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung sehr teuer werden: In den Niederlanden werden 150 Euro fällig, in Belgien mindestens 100 Euro. Zum Nulltarif gibt es die volle Mobilität beim Telefonieren in Schweden, hier gibt es kein ausdrückliches Handy-Verbot am Steuer.
TÜV SÜD
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