Nirgendwo fliegen die Rallye-Piloten so weit wie auf Colin’s Crest, einem Sprunghügel 24 Kilometer entfernt von der nächsten größeren Stadt Sunne, der im Rahmen der Rallye Schweden auch 2016 zweimal zu nehmen war. Auch in diesem Jahr gab es wieder Rekordweiten. Eyvind Brynildsen zum Beispiel sprang mit seinem Ford Fiesta R5 zur neuen Bestmarke von 45 Metern. Genau das wollen die Fans hier sehen. Jahr für Jahr ziehen sie zu Tausenden an diesen mit rund 200 Metern eher kurzen Streckenabschnitt in den Wald. Dort herrscht fabelhafte Stimmung. Am Colin’s Crest – benannt nach dem verstorbenen Rallye-Recken Colin McRae – hat die WRC Rallye Schweden einen ihrer Höhepunkte.
Bereits am Dienstag campierten in diesem schneearmen und mit wenigen Graden unter Null extrem warmen Jahr die ersten Freaks am Streckenrand. Ziel: Die besten Plätze sichern, um Ihren Helden Ogier, Latvala, Ostberg und Co beim Fliegen zuzusehen. Wer am Renntag selbst rechtzeitig da sein will, sollte sich allerdings früh in die endlosen Auto-Kolonnen einreihen, die den Parkplatz, gut einen Kilometer vor Colin’s Crest, ansteuert. Zu Fuß, oder auf einem der Stehplätze auf den von Quads gezogenen Anhängern, erreicht man schließlich das „schwedische Mekka des Rallye-Sports“.
Wikingerkostüme und sonstige faschingsähnliche Kopfbedeckungen gehören für viele einfach dazu. Die „Waldmenschen“ wärmen sich an kleinen Lagerfeuern und sorgen mit eher mehr als weniger Hochprozentigem für die nötige innere Wärme. Gut, wer Grillgut dabei hat, wenn er nicht in einem der Pavillons Unterschlupf findet, die die Sponsoren für kurze Zeit in den Wald gebaut haben. Volkswagen zeigt hier regelmäßig besonders Flagge und hatte sich in diesem Jahr mit dem „Snowareg“ etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Ein Touareg mit vierfachem Kettenantrieb, dort, wo sonst die Räder sitzen. Dass der „Snowareg“ zum Showdown der WRC Rallye am Colin’s Crest als Standort für bessere Sicht der Zuschauer umfunktioniert wurde, wird Volkswagen nicht gestört haben. Schließlich holte sich Weltmeister Sébastien Ogier seinen zweiten Saisonsieg und baute die Führung in der Fahrer- und Herstellerwertung für die Wolfsburger aus.
„Wir haben vom ersten bis zum letzten Meter einfach alles gegeben. Wir wussten, dass wir auf einigen Prüfungen viel Zeit verlieren würden, weil wir nach dem Schneefall über Nacht die Route eröffnen und damit den losen Schnee für die Nachfolgenden von der Strecke fegen mussten“, beschrieb Sébastien Ogier die Herausforderungen und weiter: "Da wir unsere Führung bis ins Ziel verteidigen wollten, ließ das keinen Platz zum Taktieren.“
Für die Mannschaft von Ford lief es in Schweden ebenfalls gut. Der dritte Platz von Mads Ostberg läßt die Mannschaft um Teamchef Malcolm Wilson zuversichtlich auf die anstehenden Überseerallyes in Argentinien und Mexiko blicken. Citroën lieferte sich auf den Plätzen hinter der Spitze spannende Positionskämpfe. Allerdings fehlten auch in Schweden erneut die Mittel, um ganz vorne mitzuhalten. (ampnet/tw)
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