Auch zur 29. Ausgabe hat sich wenig geändert: Die Dakar ist noch immer lang und hart. Auch in Sachen Spektakel bleibt sich die "wilde Wüsten-Wallfahrt" treu. Pünktlich zu Weihnachten sorgte wieder einmal eine Terrorwarnung für Aufsehen und erste Änderungen an der Route. Also wurde die nach langer Abstinenz für den 16. und 17. Januar geplante Schleife in Mali geändert. Die Herausforderung wird dadurch kaum kleiner. Bei allen motorsportlichen Duellen zwischen Werksmannschaften und Amateuren, zwischen Allrad-Prototypen und Buggy mit Heckantrieb oder Frauenpower gegen echte Männer, der Focus richtet sich vor allem auf das Duell an der Spitze: Beim Zweikampf zwischen Herausforderer VW und Dauersieger Mitsubishi kommt es auch zum Prestigeduell der Motorenkonzepte Diesel und Benziner. Gerade für VW geht es beim fünften Anlauf um viel. Nicht nur weil Audi im Vorjahr mit dem historischen Diesel-Erfolg in Le Mans vorlegte und der Wolfsburger Sieg aus der Dakar-Urzeit mit dem Militärableger Iltis (1980) längst in Vergessenheit geraten ist. Nach Rang drei 2005 und Platz zwei im Vorjahr schickt VW diesmal vier, in allen wesentlichen Bereichen (Motor, Antrieb, Fahrwerk) weiterentwickelte, Race Touareg 2 (2,5l-Fünfzylinder TDI, ca. 285 PS) ins Rennen. Am Steuer der ehemaligen Rallye-Champion und vierfachen Dakar-Sieger Ari Vatanen, der zweimaligen Rallye-Weltmeister Carlos Sainz sowie Giniel De Villiers (im Vorjahr Zweiter) und der US-Amerikaner Mark Miller. Einzige Aufgabe des internationalen Quartetts: den historisch bedeutenden ersten Diesel-Sieg bei der Dakar - koste es was es wolle. Die eingespielten Dauersieger von Mitsubishi halten mit der Erfahrung aus über 20 Dakar-Jahren dagegen. Mit einem völlig neuen Pajero Evo (4l-Sechszylinder Saugmotor, ca. 285 PS) peilen die Roten den siebten Erfolg in Serie (12 insgesamt) an. Neben Vorjahressieger Luc Alphand greifen für die französisch-japanische Equipe Hiroshi Masuoka, Nani Roma und Stéphane Peterhansel, allesamt mit zwei oder vier Rädern schon sieggreich, ins Lenkrad. Jutta Kleinschmidt, die bisher als einzige Frau die Dakar gewinnen konnte, ist ebenfalls mit von der Partie. Nach Differenzen wechselte sie vom VW Race Touareg in einen BMW X3 CC (3l-Sechszylinder Turbodiesel mit ca. 285 PS) des hessischen X-raid Teams und teilt sich das Cockpit wieder mit Tina Thörner. Zwar sieht man sich bei der privaten BMW X-raid Mannschaft in der Aussenseiterrolle, aber mit Kleinschmidt, dem arabischen Allrounder Nasser Al-Attiyah sowie dem französischen Jungtalent Guerlain Chicherit ist auch die zweite deutsche Diesel-Truppe bestens besetzt und könnte VW den angestrebten ersten Selbstzünder-Sieg wegschnappen. Neben den vier Werks-Mitsubishi, den vier Werks-VW plus einem weiteren Race Touareg mit dem portugiesisch-deutschen Duo Carlos Sousa/Andreas Schulz und den drei X-raid BMW darf noch der exzentrische Altmeister Jean-Loius Schlesser mit seinem heckangetriebenen Buggy (5,6l-Achtzylinder Saugmotor, ca, 300 PS) zum Favoritenkreis gezählt werden. Alle anderen müssen kleinere Brötchen backen und sind froh, überhaupt das Ziel zu erreichen.
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