Sie hatten den Schlusstag als Zweite mit einem Abstand von lediglich 3,7 Sekunden auf den Führenden in Angriff genommen, wurden aber durch ein Hydraulikproblem gehandicapt. Latvala – noch beflügelt von seinem Heimsieg beim Rallye-Klassiker in Finnland – hatte nach der Freitagsetappe Rang vier inne, katapultierte sich aber am Samstagmorgen mit einer starken Vorstellung auf den durchgehend trockenen Schotterpisten in den Wäldern südlich von Sapporo auf Rang eins. Erst eine gebrochene Antriebswelle vorne rechts warf ihn wieder zurück. „Auf den letzten drei Wertungsprüfungen des Tages konnten wir nicht mehr angreifen“, rapportierte der zweifache Saisonsieger. „In schnellen Passagen war es kein Problem, aber das Herausbeschleunigen aus engen Kurven – so wie bei den beiden Durchgängen auf dem Zuschauerkurs im Sapporo-Dome – vergiftete unsere Zeiten.“
Aufhalten ließ sich der Finne von diesem Rückschlag nicht: Bei der zweiten Passage der mit 17,23 Kilometern längsten Prüfung des Sonntags stanzte er eine Fabelzeit in den Schotter und übernahm wieder den dritten Rang, den er mühelos bis ins Ziel verteidigte. „Ich fand einen guten Rhythmus, alles lief fast wie von selbst“, staunte Latvala. „Ich hatte schon nicht mehr mit einem guten Resultat gerechnet, aber jetzt stehe ich auf dem Podium – damit muss ich zufrieden sein.“ Mikko Hirvonen und Jarmo Lehtinen hatten sich am Freitag bis auf den zweiten Platz nach vorne gekämpft. Trotz eines Drehers am Samstagmorgen – der gut zehn Sekunden kostete – konnte der 30-Jährige seinen Rückstand auf den Führenden vor dem Sonntag auf 3,7 Sekunden verkürzen.
Ein Defekt im Hydrauliksystem beeinträchtigte jedoch auf den acht Wertungsprüfungen der letzten Etappe seine Punktejagd: „Die halbautomatischen Gangwechsel und auch das zentrale Differenzial funktionierten nicht richtig, das hat uns speziell in den engen Passagen und beim Anbremsen von Kurven beeinträchtigt“, so der Finne. „Unterhalb von 5000 Umdrehungen konnte ich die Schaltwippen am Lenkrad nicht mehr benutzen, sondern musste auf die mechanische Version zurückgreifen. Dennoch bin ich nicht unzufrieden: Nach einigen für mich eher schwierigen WM-Rallyes war es eine Genugtuung, dass wir hier in Japan auf den ersten beiden Etappen um Platz eins streiten konnten. An der Spitze ging es so eng zu, dass für taktische Spielereien kein Platz war, alle fuhren 100 Prozent am Limit. Dabei wieder mitzumischen, macht großen Spaß.“
Malcolm Wilson, Direktor des Teams BP Ford Abu Dhabi: „Das Tempo, das Jari-Matti Latvala heute vorlegte, war einzigartig. Aber ich ärgere mich sehr über die gebrochene Antriebswelle, die uns hier in Japan den Sieg gekostet hat. Auch Mikko Hirvonen konnte mit Prüfungsbestzeiten unter Beweis stellen, dass er zur Weltspitze gehört. Mit etwas mehr Glück hätten wir hier gewonnen.“ Eine Ansicht, die Ford Europa-Motorsportchef Gerard Quinn teilt: „Auf der einen Seite war es sehr erfreulich, dass wir diese Rallye anführen konnten. Auf der anderen Seite ist es natürlich umso enttäuschender, dass uns trotzdem der Sieg verwehrt blieb. Aber wenn ich die Performance betrachte, mit der sich Jari-Matti Latvala den dritten Rang zurückerobert und mit der Mikko Hirvonen wieder seine Topform unterstrichen hat, dann haben wir die Konkurrenzfähigkeit unseres Ford Focus RS WRC nicht nur durch sieben gewonnene Wertungsprüfungen bewiesen.“ (Auto-Reporter.NET/pha)
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