Audi-Motorsportchef Rolf Michl hatte seiner Mannschaft eine klare Vorgabe gemacht: „Unsere Technik, das gesamte Team und unsere Fahrer und Beifahrer haben das Potenzial, ganz vorne zu fahren. Das haben unsere Etappenergebnisse bewiesen. Umso ärgerlicher war es, dass uns Reifenschäden und andere kleine Probleme im Januar zurückgeworfen haben. Nun gilt es, Lösungen zu finden. Unser systematisch angelegter Test war nach der theoretischen Analyse der nächste wichtige Schritt auf diesem Weg.“ Das Team Q Motorsport und die drei Fahrer Mattias Ekström, Carlos Sainz und Stéphane Peterhansel haben zu diesem Zweck in der dritten Maiwoche mehrere Tage in Saudi-Arabien gearbeitet.
Mit zwei verschiedenen Reifentypen von Einheits-Reifenlieferant BF Goodrich hat die Mannschaft die Leistungsfähigkeit verglichen und versucht, erneut die Bedingungen für die Schäden vom Januar zu schaffen, um Gegenmassnahmen zu erarbeiten. Dabei standen verschiedene Strecken zur Verfügung: Auf einer Sprintstrecke von knapp 13 Kilometern Länge mit Schotter und Sand untersuchten die Ingenieure Performance-Aspekte. Über eine Distanz von rund 110 Kilometern auf einem steinigen Parcours ging es um Haltbarkeit und Schadensbilder. Ebenso stand die Arbeit mit den Stossdämpfern auf dem Programm, da sich das Fahrwerk auf den rauen Untergründen zuverlässig, aber auch konstant und leistungsfähig verhalten muss. Mess-Sensorik im Fahrwerk für Lasten und Beschleunigungen unterstützte diese Analyse.
Sven Quandt, Teamchef von Q Motorsport, resümierte: „Die Testorganisation war durchaus anspruchsvoll. Audi Sport hat diese Erprobung perfekt unterstützt. Bei den Läufen konnten wir Reifenschäden reproduzieren, was insofern erfreulich ist, als wir damit die Bedingungen und Umstände sehr gut analysieren können, die uns im Januar Kopfzerbrechen bereitet haben. Eng verbunden damit sind die Fahrwerkseinstellungen, die wir variiert haben.
Noch haben wir keine einhundertprozentige Lösung erarbeitet, aber der Test war wertvoll und wir befinden uns auf dem richtigen Weg.“ Carlos Sainz war nach seinem Unfall im Januar wieder voll einsatzbereit und trat mit Stamm-Copilot Lucas Cruz an. Auch Stéphane Peterhansel nahm an dem Test teil, allerdings ebenfalls mit Copilot Lucas Cruz. „Es war die richtige Entscheidung, Stéphanes regulären Beifahrer Edouard Boulanger nach seinen Verletzungen vom Januar noch nicht wieder einzusetzen, da die Teststrecken physisch sehr anspruchsvoll waren. Denn jeder weitere Tag ohne extreme Belastung unterstützt den weiteren Heilungsprozess“, so Rolf Michl. Mattias Ekström war standardmässig mit Beifahrer Emil Bergkvist eingebunden.
In Saudi-Arabien erlebte das Team Audi Sport Temperaturen von bis zu 42 Grad Celsius und wiederholt starke Winde. Für die Belegschaft waren die Bedingungen entsprechend anspruchsvoll. Der Audi RS Q e-tron mit elektrischem Antrieb und seinem mit reFuel betriebenen, emissionsarmen Energiewandler absolvierte den Test klaglos. Dieser zuverlässige Lauf über eine Distanz von 2.568 Kilometern bestätigte nicht nur die Ausgereiftheit des innovativen Konzepts. Er erlaubte es auch, das arbeitsreiche Programm systematisch zu komplettieren. Neben technischen Erkenntnissen profitieren Ingenieure und Fahrer auch bei der Entscheidungsfindung und im Hinblick auf den Fahrstil von der produktiven Erprobung in Saudi-Arabien. Nach der Rückkehr steht eine umfassende Analyse aller erfassten Daten an. So bereiten Audi und Q Motorsport die nächsten Schritte bei Entwicklung und Organisation für die Rallye Dakar 2024 weiter vor.
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