Rückblende ins Glücksgefühl
Halbfinale des Qualifyings in Berlin: Nico Müller wurde in die Box geschoben und sah in die Gesichter seines Teams. „Die Luft hat geknistert. Man konnte das Funkeln in den Augen der Mechaniker und Ingenieure sehen – das war Glücksgefühl pur“, beschreibt der Schweizer Pilot des ABT CUPRA Teams die Szenen nach dem Erreichen des Qualifying-Finals beim Rennen in Berlin Ende April. In Rom möchte das ABT CUPRA Team an diesen Erfolg anschliessen. Was dafür nötig ist, wissen Nico Müller und Teamkolllege Robin Frijns nur zu gut.
Die Vorbereitung auf das Rennen in Rom begann für Nico Müller bereits kurz nach dem Ende des letzten Rennens in Portland (USA). „Die Analyse des letzten Rennens gehört schon zur Vorbereitung. Man nimmt die Lektionen mit, die man gelernt hat“, erklärt er. Vor dem tatsächlichen Rennwochenende geht es dann zunächst in den Simulator, ehe die Anreise stattfindet. Ein erstes Gefühl für den realen Kurs bekommen die Piloten bei der Streckenbegehung. „Da haben die Teams einen Slot, bei dem man die Strecke zu Fuss abgeht. In der Formel E gibt es keine permanenten Rennstrecken, deshalb ist die Begehung enorm wichtig. Man achtet auf jedes Detail: wo sich der Asphalt verändert, oder wo vielleicht eine Bodenwelle ist, die man aus dem Cockpit nicht sieht“, beschreibt Nico die akribische Begutachtung.
Vertrauen in das Fahrzeug bekommen
Ist die Strecke verinnerlicht, geht es um die optimale Abstimmung des Rennwagens. „Das Fahrzeug wird bis zum Rennen permanent abgestimmt und das Set-Up verfeinert, um es optimal auf die Streckenbedingungen und meinen Fahrstil anzupassen. Zusammen mit den gesammelten Daten ist mein Input dabei sehr wichtig, denn ich bin es, der das Fahrzeug am Limit bewegt und das Vertrauen ins Material haben muss. Ich bin da in enger Abstimmung mit den Renningenieuren und dem Performance-Ingenieur.“
Nico nennt diese einzelnen Schritte „Warm-Up“ für das Rennen. Dazu gehört auch das Abschirmen von der Aussenwelt, um „in den Tunnel“ zu gelangen. „Man muss an einem Rennwochenende alles andere links liegen lassen. An einem Renntag ist kein Platz für irgendetwas anderes. Man ist 100 Prozent bei sich, beim Team und beim Rennwagen und versucht, das Maximum aus dem Paket herauszuholen.“ Selbst den Kontakt zur Familie beschränkt er auf ein Minimum. „Morgens frage ich kurz nach, ob zu Hause alles in Ordnung ist, dann erst nach dem Rennen wieder, aber dazwischen ist tatsächlich sehr wenig Zeit, um sich auszutauschen, weil man sich voll und ganz dem Renntag widmet.“
Die letzten Rituale vor dem Start
Um auch körperlich voll einsatzfähig zu bleiben, ist die Ernährung genau auf die Fahrer abgestimmt. „Die Essenspausen sind fest terminiert und das Essen wird dazu angeliefert. Es gibt immer das gleiche: Morgens ist es meist Brot, Ei und eine Banane. Mittags glutenfreier Reis, mit gekochtem Gemüse und Hähnchen. Es soll genug Energie liefern, aber nicht schwer im Magen liegen“, erklärt Nico. Der 31-jährige Schweizer trinkt zudem manchmal vor dem Rennen noch einen kleinen Wachmacher. „Ich bin ein grosser Kaffee-Fan. Wenn ich mich noch ein bisschen mehr pushen möchte, dann trinke ich noch einen Espresso. Das entscheide ich situativ.“
Das Rennen: Wenn der Strom unter Volllast fliesst
Nach den Briefings mit den Fahrern, Mechanikern und Ingenieuren werden die letzten Anpassungen am Set-Up des Rennwagens gemacht. Jetzt liegt es in den Händen der Piloten, die vorangegangene Teamarbeit zu veredeln und in die Punkte zu fahren. Ein kleines Ritual vor dem Einstieg ins Monocoque behält Nico sich vor. Gut zehn Minuten, bevor es losgeht, stellt sich der Rennpilot vor sein Fahrzeug und beginnt mit einem körperlichen Warm-Up. „Ich habe zwei, drei Übungen zum Aufwärmen. Dabei gehe ich immer denselben Bewegungsablauf durch. Das hilft mir, in den Tunnel zu kommen.“ Unmittelbar vor dem Rennen geht’s dann noch mal schnell um die Ecke.
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