Doch etwas Waffenbegeisterung ist geblieben. Im Inneren bilden Türgriff sowie ein Teil der Verkleidung die Form einer Pistole. Der Wagen ist für Jäger, Förster und Landwirte, die sich oft abseits geteerter Straßen bewegen, konzipiert. Die Bodenfreiheit beträgt zwischen 23 und 33,5 cm. Bis zu 90 cm Wassertiefe machen dem E-Auto nichts aus. Allrad-Antrieb ist hier wörtlich gemeint: Jedes Rad wird von einem E-Motor angetrieben. An beiden Achsen arbeiten jeweils zwei Motoren. Sie lassen sich separat oder gekoppelt betreiben, je nach Beschaffenheit des Untergrunds. Es gibt spezielle Fahrmodi für Matsch, Geröll, Sand, Wasser und Schnee. In Summe leisten die vier Motoren 800 kW (1.088 PS) und ein Drehmoment von 1.400 Newtonmetern.
Vermutlich wird man den M-Hero 1 nicht nur auf Feldwegen, sondern auch in Innenstädten antreffen. Doch die Parkplatzsuche wird bei 5,10 m Länge und 2,08 m Breite ohne die Außenspiegel zur Herausforderung. Auch das Gewicht von 3,4 Tonnen wird beim Bürgersteigparken sowie in einigen Parkhäusern zum Problem. Das Auto ist 1,94 m hoch, so dass man ausklappbare Trittbretter benötigt, um einsteigen zu können. Doch für seine Größe ist der M-Hero 1 erstaunlich agil. Das liegt an der Hinterradlenkung. Die Räder schlagen bis zu 10,6 Grad ein. Der Wendekreis beträgt 10,2 Meter. Im Krebs-Modus bewegt sich das E-Auto seitlich vorwärts.
Auf geteerten Straßen beschleunigt der M-Hero 1 in 4,2 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Die Motoren sind bei Tempo 180 abgeregelt. Mit der 142,7 kWh fassenden Batterie soll er bis zu 450 km (WLTP) weit kommen. Leider springen die Chinesen beim Laden zu kurz. An der Wallbox lädt der Wagen mit 11 kW Wechselstrom. Beim Gleichstrom am Schnelllader liegt die Leistung bei maximal 100 kW. In Regel gehen Hersteller bis zum doppelten Wert der Batteriekapazität. Das wären in diesem Fall 284 kW. Somit dauert ein Ladevorgang 47 Minuten. Doch bezieht sich die Herstellerangabe auf eine Schnellladung von 30 auf 80 Prozent Ladezustand.
Die maximale Zuladung beträgt beim M-Hero 1 rund 500 kg. Für einen Fünfsitzer ist das nicht viel. Der Kofferraum fasst 452 Liter und 1137 Liter, wenn die Rückbank elektrisch umgelegt wird. Das Einladen schwerer Gegenstände ist nicht einfach, da die Ladekante extrem hoch liegt. Über einen Knopf im Kofferraum kann man das Heck dank der Luftfederung einige Zentimeter absenken.
Auf der Außenseite der seitlich öffnenden Hecktür befindet sich eine abschließbare Box, die noch mal 20 Liter Stauraum bietet. Auf dem Dach dürfen mit Trägern bis zu 150 kg transportiert werden. Mit der optionalen Anhängerkupplung zieht der Offroader bis zu 2500 kg. Das dürfte allerdings die Reichweite wie Grün-Tee-Eis in der Sonne schmelzen lassen. Die große Batterie im Boden gibt auch Energie ab. Wer in der Natur, fern jeglicher Steckdosen, ein elektrisches Gerät betreiben möchte, nutzt den 220 Volt Anschluss im Kofferraum. Allerdings entsprach der im Testfahrzeug noch dem chinesischen Standard.
Der Innenraum steht im starken Kontrast zu den kantigen Linien und der militärischen Anmutung der Karosserie. Hier dominieren Leder mit aufwändigen Ziernähten, Holz und satinierter Stahl. Ein Hochleistungsfilter, Ionisator und Duftspender sorgen für angenehme Luft im Innenraum. Mit 2,95 Metern Radstand, genießen Passagiere auf der Rückbank viel Beinfreiheit. Die Sitze sind beheizt oder belüftet. Auf Wunsch gibt es eine Massage. Im Fonds lassen sich aus dem Rücken der Vordersitze zwei massive und stabile Tisch ausklappen, die jeden Bahnfahrer vor Neid erblassen lassen.
Außen gefährlicher Drache, innen Salon-Atmosphäre, lautet das Fazit. Das hat natürlich seinen Preis: Der liegt bei umgerechnet 153.000 Euro. Der Importeur Noyo startet nun mit dem Verkauf in der Schweiz, doch im Laufe des Jahres folgen Deutschland sowie weiteren europäische Länder. (aum)
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