2011 ist das vierte und letzte Einsatzjahr des aktuellen A4 DTM, der von Audi Sport unter dem Projektnamen "R14" ursprünglich für die Saison 2008 entwickelt wurde. 2009 erfolgte ein technisches Update zum "R14 plus". Beide Modellvarianten sind auch in diesem Jahr weiter im Einsatz, denn seit August 2009 ist die Technik der DTM-Fahrzeuge eingefroren. Weiterentwicklungen sind nicht erlaubt. Während bei Audi Sport in Ingolstadt und Neckarsulm bereits fieberhaft am intern "R17" bezeichneten Nachfolger für das ab 2012 gültige neue Reglement gearbeitet wird, standen die Techniker für die Saison 2011 vor einer ganz anderen Herausforderung: Sie mussten den A4 so gut wie möglich an die Reifen des neuen DTM-Exklusivausrüsters Hankook anpassen, ohne dabei die Technik des Fahrzeugs grundlegend verändern zu dürfen. Wie groß der Einfluss der Reifen in der DTM ist, bekam Audi in der vergangenen Saison schmerzhaft zu spüren. Die neue Konstruktion des damaligen Ausrüsters harmonierte nicht mit dem A4 DTM. Im Bereich der Vorderachse klagten die Audi-Piloten über zu wenig "Feedback" und an der Hinterachse konnte der Reifen nicht wie in den Jahren davor belastet werden. "Wegen der eingefrorenen Technik waren uns die Hände gebunden", denkt Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich mit Unbehagen an die Saison 2010 zurück, in der Audi nach drei DTM-Titeln in Folge nur zwei Rennen gewinnen konnte. Entsprechend sensibilisiert waren die Techniker von Audi Sport, als in der DTM – genau wie in der Formel 1 – der Wechsel des Reifenausstatters auf der Agenda stand. Bei den gemeinsamen Entwicklungstests mit dem neuen koreanischen Partner war es das oberste Ziel aller Beteiligten, für die Saison 2011 einen Reifen zu konfigurieren, der keinen Hersteller benachteiligt – trotz Technik-Freeze. Aufgrund der bisherigen Testergebnisse scheint dies gelungen zu sein. "Wir müssen Hankook loben", sagt Mattias Ekström, DTM-Champion der Jahre 2004 und 2007. "Das Unternehmen hat zum ersten Mal einen Reifen für solch anspruchsvolle DTM-Rennwagen wie unseren A4 DTM konstruiert. Der Pneu funktioniert hervorragend. Großes Kompliment an Hankook." Ekström gibt sowohl für eine schnelle Runde als auch für das Rennen gute Noten: "Der Reifen funktioniert im Qualifying von der ersten Runde weg. Im Rennen erwarten wir eine sehr lange Lebensdauer. Deshalb werden meines Erachtens die Rennen noch einmal spannender. Ich glaube, dass das Feld längere Zeit dichter zusammenbleiben wird." Wie bisher gibt es in der DTM nur einen Reifentyp für trockene Strecken, die sogenannten "Slicks", und einen weiteren für Regen. Bei den Testfahrten vor Saisonbeginn ging es für die Audi Sport Teams Abt Sportsline, Phoenix und Rosberg vor allem darum, mit den neuen Reifen die optimalen Bedingungen für Qualifying und Rennen zu entwickeln – denn angesichts der großen Leistungsdichte in der DTM ist die optimale Nutzung der Reifen der Schlüssel zum Erfolg. Über die in den vergangenen Monaten gewonnenen Erkenntnisse herrscht bei den Teams und bei Audi Sport eisernes Schweigen. Niemand will sich vor dem Saisonstart in die Karten blicken lassen. Nur so viel: "Man muss das Auto schon anders abstimmen und den Fahrstil anpassen", sagt Mattias Ekström. "Das ist mir bisher ganz gut gelungen." Das Urteil seiner Markenkollegen fällt ähnlich aus. Behalten sie recht, dann steht den DTM-Fans eine spannende und ausgeglichene Saison ins Haus, bei der die Reifen die Grundlage für einen ausgeglichenen Wettbewerb liefern.
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