"Es wird interessant sein, zu sehen, wie sich die für vier Jahre homologierten Motoren der verschiedenen Hersteller beim ersten Kräftemessen im Wettbewerb bewähren", sagt Norbert Haug, Mercedes-Benz Motorsportchef. "Da der Mercedes-Benz V8-Formel-1-Motor im vergangenen Jahr als höchstdrehender im Feld bereits über 20'000 Umdrehungen pro Minute erreichte, musste das Aggregat im Rahmen der von der FIA erlaubten Retuning-Massnahmen modifiziert werden", erläutert Haug. Die Motoren-Entwickler stehen in der Formel 1 nun nicht mehr im Mittelpunkt. Luca Marmorini, Technischer Direktor Motor im Toyota Panasonic Racing Team, ist nicht sonderlich glücklich: "Wir haben noch viele Ideen, aber die FIA hat die Möglichkeiten stark beschränkt, das heisst, dass viel Entwicklungsarbeit am Motor gestoppt werden musste. Als Ingenieur mag man so was natürlich gar nicht." 2007 muss ein V8-Triebwerk an zwei Renn-Wochenenden gefahren werden - mit Ausnahme beim freien Training am Freitag vor dem Renn-Sonntag. Hintergrund: Die beiden Trainingseinheiten am Freitag (nicht mehr 60 sondern nun 90 Minuten lang) sollen für die Zuschauer an Attraktivität gewinnen. Zusätzlich hat die FIA noch ein drittes freies Training am Sonnabend ins Programm gehoben, bevor um 14 Uhr das Zeittraining für die Startaufstellung ausgefahren wird. Nachdem die Entwicklung am Formel 1-Motor eingefroren ist und die Einheitsreifen montiert werden müssen, liegt das Entwicklungspotenzial noch stärker in Richtung Aerodynamik. Freitags stehen den Teams jetzt 90 Minuten pro Testsitzung zur Verfügung. Dabei dürfen maximal zwei Formel 1-Rennwagen eines jeweiligen Teams auf der Strecke fahren. Insgesamt kann das Team an dem Tag acht Reifensätze verwenden, die anschließend zurückgegeben werden müssen. Am Sonnabend erhält jeder Fahrer zehn neue Reifensätze von Bridgestone, mit denen er den Rest des Wochenendes bestreiten muss. Im Rennen müssen die Teams beide Spezifikationen der neuen Einheitsreifen von Bridgestone verwenden. Die unterschiedlichen Reifen werden so markiert sein, dass die Wahl auch für die Zuschauer nachvollziehbar sein soll. Aus dieser strategischen Aufgabe ergibt sich eine zusätzliche Unbekannte vor der Saison, die nach zahlreichen Personalwechsel und Neuerungen an Spannung ohnehin kaum zu überbieten scheint. In Deutschland stellen sich die zahlreichen Fans von Michael Schumacher die Frage: Wer wird die Lücke schliessen? Das der siebenfache Formel 1-Weltmeister Michael Schumacher nach dem Ende seiner Karriere eine Lücke hinterlässt, ist für die Fans klar. Wird es ein abflachendes Interesse für die Formel 1 in Deutschland, ähnlich wie beim Rückzug von Boris Becker im Tennis, geben? Experten glauben nein. "Wir sind sehr gut aufgestellt, ich mache mir überhaupt keine Sorgen um die Formel 1 in Deutschland", kommentiert Mario Theissen, BMW Motorsport Direktor, die Diskussion, "dass in Monza im vergangenen Jahr zwei deutsche Hersteller hinter Michael Schumacher auf dem Podium standen, war doch genau das richtige Signal für die Zukunft." Und Fernando Alonso, zweifacher F1-Weltmeister und McLaren-Mercedes Werksfahrer sagte während der FIA Pressekonferenz in Melbourne: "Ich glaube nicht, dass ich ihn vermissen werde."
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