Der damalige Rennleiter Alfred Neubauer holt den jungen Rennfahrer zur Saison 1954 ins Team, nachdem Herrmann erste Testfahrten erfolgreich gemeistert hatte. Neubauer hatte damals an den Vorstand berichtet: "Herrmann ist unbedingt ein Naturtalent und ein sehr ausdauernder Fahrer." Er bekommt einen Platz in einem der Silberpfeile (Typ W 196 R), die für den Wiedereinstieg in die Formel 1 entwickelt worden sind. Bei den Test- und Probefahrten demonstriert Herrmann immer wieder seine schnelle und sichere Fahrweise. Ein Trainingsunfall im Mai 1954 in Hockenheim verläuft glimpflich, und rasch kommt der grosse Tag heran. 4. Juli 1954. Die neuen Silberpfeile treten in Reims zu ihrem ersten Grand-Prix-Rennen an. Hans Herrmann startet aus der dritten Reihe, seine Teamkollegen Juan Manuel Fangio und Karl Kling von den Startplätzen 1 und 2. Nach wenigen Runden hat Herrmann mehrere Fahrer hinter sich gelassen. Dabei fährt er sogar noch Rundenrekord - 2:32,9 Minuten gleich 195,463 km/h. Schliesslich liegen alle drei W 196 R in Führung. "Und genau so wären wir auch ins Ziel gekommen", erinnert sich Hans Herrmann. Da ereilt ihn in der siebzehnten Runde das Pech: "Der Motor brachte keine Leistung mehr und versagte schliesslich." Die Fahrzeuge von Fangio und Kling hingegen funktionieren perfekt. Sie setzen sich immer weiter vom Feld ab, kreisen schliesslich mit einer Runde Abstand zum nächsten Teilnehmer - und holen einen Doppeltriumph für Mercedes-Benz, mit Fangio als Sieger des Grossen Preis von Frankreich. Mit einem Paukenschlag meldet sich Mercedes-Benz im Grand-Prix-Geschehen zurück und belebt den Mythos der Silberpfeile neu. Der Freude nicht genug: Am gleichen Tag holt die deutsche Fussballnationalmannschaft in Bern die Weltmeisterschaft. Bei sämtlichen nachfolgenden Grand-Prix-Rennen ist Hans Herrmann mit im Mercedes-Benz Team und hat Anteil an dessen Erfolg. Dabei steht er etwas im Schatten von Fangio und Kling. Doch als "Junior" bei einem Altersunterschied von rund 20 Jahren hat er sich dennoch nie zurückgesetzt gefühlt: "Es gab keinen Grund, mich zu beklagen", sagt der bescheidene Mann, "es war doch klar, ich war nun einmal der Jüngste und ich habe immer nur gedacht‚ Ich lerne ja noch’." Dass Herrmann schon gut gelernt hat, zeigt sich in Monza am 5. September 1954: Fangio und Kling erhalten Stromlinien-Autos, die für den schnellen Kurs besser geeignet sind. Der Rennwagen von Kling fällt aus, Fangio fährt auf den ersten Platz. Herrmann kommt mit einem "ungeeigneteren" Monoposto auf Rang 4 - alle Achtung. Herrmanns erster Siegertreppchen-Triumph auf einem Silberpfeil findet beim Grand Prix der Schweiz in Bern am 22. August 1954 statt: Er fährt auf Platz 3. Es ist ein typisches Monoposto-Rennen, viele Kurven gilt es zu durcheilen. Fangio belegt Platz 1, Klings Auto fällt mit defekter Maschine aus. Das Avus-Rennen am 19. September beenden die Mercedes-Benz Fahrer mit einem Dreifach-Sieg in der Reihenfolge Kling - Fangio - Herrmann. bei diesem Hochgeschwindigkeits-Wettbewerb fahren alle drei Stromlinien-W 196 R. Gleichzeitig bricht Kling mit 213,5 km/h den Rekord für das schnellste Rennen der Nachkriegszeit.
|