Sie wurden für Ihren zweiten Platz und ihre zwei Doppelüberholmanöver im Regenrennen von Silverstone gefeiert. Was ging in Ihnen dabei vor?
Heidfeld: "Es war einfach klasse. Nachdem das Qualifying endlich wieder gut gelaufen war, hat im Rennen alles gepasst. Das Team hat alles richtig gemacht, und auch ich habe keine Fehler gemacht. Wenn einem Überholmanöver gelingen, ist das immer befriedigend. Sich im direkten Kampf fair durchzusetzen, ist einfach das Höchste. Wenn einem das in einem Rennen gleich zwei Mal mit zwei Gegnern auf einmal gelingt, ist die Freude natürlich umso grösser. Vor allem, weil mir dies einmal ausgerechnet mit einem Ferrari und einem McLaren gelungen ist."
Viele jammern, dass in der Formel 1 nicht überholt werden könne. Sie beweisen regelmässig das Gegenteil, sogar unter schwierigsten Bedingungen. Wie entscheiden Sie, in eine Lücke reinzustechen? Sind Sie mutiger als andere?
Heidfeld: "Ich finde, gerade unter schwierigen Bedingen ist das Überholen am leichtesten. Im Regen sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Piloten einfach grösser. Ausserdem werden in den Kurven unterschiedliche Linien gefahren, was Überholmanöver natürlich begünstigt."
Sie sprachen Ihre Probleme im Qualifying an. Sind die vom Tisch?
Heidfeld: "Auf jeden Fall steht fest, dass sich unsere Arbeit gelohnt hat. Das Team hat mich grossartig unterstützt. Es ging um eine komplizierte Analyse und Massnahmen, damit ich die Reifen in einer einzelnen schnellen Runde besser nutzen kann. Als Aussenstehender mag man meinen, mit ein paar Burnouts kriegt man die Reifen optimal auf Temperatur. Aber so erwärmt man gerade mal die Lauffläche der hinteren Reifen. Das Thema ist komplex, und der Barcelona-Test im Juni hatte schon einen Fortschritt gebracht. Das ging in Magny-Cours aufgrund unserer insgesamt bescheidenen Performance zwar etwas unter, aber für mich war wichtig zu sehen, dass ich im zweiten Qualifyingsegment wieder gleichauf mit meinem Teamkollegen war. Das hat sich in Silverstone wiederholt. Wir werden jetzt aber nicht nachlassen, denn ich bin sicher, da steckt noch mehr Potenzial drin."
Haben Sie sich in den vergangenen Wochen um Ihren Arbeitsplatz gesorgt?
Heidfeld: "Nein, das wäre der falsche Ansatz gewesen. Ich habe mir Sorgen um meine Qualifying-Performance gemacht. Ich wusste, dass ich das Auto fahren nicht verlernt habe, dass mein Tempo im Rennen stimmt. Der entscheidende Punkt ist für mich, im Qualifying die Reifen auf Temperatur zu bringen."
Warum sind Sie im Regen so gut?
Heidfeld: "Ich bin schon im Kart gern im Regen gefahren und in den anschliessenden Klassen auch. Das Auto rutscht und reagiert ganz anders, alles muss viel sensibler geschehen - Lenken, Bremsen, Beschleunigen. Es macht irre viel Spass, das zu beherrschen. Wenn man nicht gerade in Führung liegt, kommt allerdings ein Aspekt dazu, der Regenrennen unberechenbar macht: die fehlende Sicht. Wir sitzen so tief und wirbeln derart viel Wasser auf, dass man in der Gischt wirklich kaum noch etwas sieht."
Wie liefen Ihre beiden Testtage in Hockenheim?
Heidfeld: "Wir haben Glück gehabt, dass das Wetter besser war als vorhergesagt. Dadurch konnte ich mehr Runden als erwartet im Trockenen fahren. Wir haben in Hockenheim einige neue aerodynamische und mechanische Komponenten getestet. Allerdings hätte ich gerne noch etwas mehr Zeit gehabt, ein optimales Setup für das Hockenheim-Rennen zu erarbeiten."
Was haben Sie sich vorgenommen?
Heidfeld: "Natürlich ist es für mich besonders motivierend, zum Heim-Grand-Prix mit einem Podiumsplatz aus dem vorangegangenen Rennen anzureisen. Ich will das maximal Mögliche erreichen."
|