Zwar besitzt Valencia in dem Circuito Ricardo Tormo eine permanente Rennstrecke, doch anstatt diese auf F1-Tauglichkeit auszubauen, entschied man sich für einen Parcours in der Stadt und am Hafen. Dümpelnde Yachten am Bildrand wecken Erinnerungen an den Grossen Preis von Monaco, die Streckenführung aber gehorcht eher modernen Ansprüchen als der gnadenlosen monegassischen Enge nachzuahmen. An mehreren Stellen werden die F1-Fahrzeuge um die 300 km/h schnell sein. Am letzten Juliwochenende fand in Form von Formel-3- und GT-Rennen eine Art Generalprobe für den Grand Prix statt. Die F1 hatte keine Testgelegenheit in Valencia. So hat sich das BMW Sauber F1 Team in der Simulation vorbereitet: Auf Basis der Streckendaten wurde mit Hilfe eines Computer-Programms die voraussichtliche Ideallinie bestimmt. In verschiedenen Fahrzeugkonfigurationen wurden Rundenzeiten simuliert. Für die mechanische Abstimmung wurden die Gewichtsverteilung sowie die Feder- und Dämpferkennung bestimmt. Aufgrund der errechneten Geschwindigkeiten konnte die Getriebeübersetzung festgelegt werden. Unter Berücksichtigung von Abtriebsniveau und Streckencharakteristik konnte die Rundensimulation den Belastungsgrad der Bremsen ermitteln, so wurden Bremsmaterial und Belüftung definiert. Der Grip der Asphaltoberfläche und der Reifenverschleiss dagegen lassen sich nur vor Ort erfahren. Die Strecke führt über eine Brücke, die Nord- und Südmarina miteinander verbindet. Auf der Südseite fahren die Autos nahe am Kai vorbei, passieren das Gebiet des historischen Fischmarkts in Richtung der Vorstadt Grao. Kurz folgen sie dem Flusslauf des Turia, dann wird für eine Haarnadelkurve abgebremst, und weiter schlängelt sich die Strecke zurück in Richtung Wasser. Nach einer Folge von S-Kurven biegen die Fahrzeuge nach links ab und erreichen die Start-Ziel-Gerade, womit sie wieder im Hafen und zu Hause wären, denn die Garagen der Teams sind in den Hafengebäuden untergebracht.
Nick Heidfeld: "Ich freue mich immer sehr, wenn eine neue Rennstrecke im Kalender auftaucht, und auf Valencia bin ich besonders gespannt. Es wird ein echter Stadtkurs im Sinne von Innenstadt, also anders als die Kurse von Melbourne oder Montréal. In Sachen Charme und Anspruch könnte das Rennen in Valencia dem Grossen Preis von Monaco am nächsten kommen. Valencia gefällt mir sehr gut. Ich war ja auch schon sehr häufig dort. Wir testen viel auf der permanenten Rennstrecke in Cheste und haben in Valencia auch schon mehrfach unser neues Formel-1-Auto präsentiert. Die ersten Meter mit einem brandneuen Auto sind immer ganz besondere Erlebnisse. Anfang 2008 habe ich zwischen dem Roll-out und dem nächsten Test ein paar Tage Urlaub mit meiner Familie in Valencia verbracht. Wir hatten eine gute Zeit, wir waren am Strand, und in der Stadt gibt es ein ausgetrocknetes Flussbett, in dem Parkanlagen und Spielplätze sind, das war sehr schön, speziell natürlich für die Kinder. Zum Shoppen und Essen gehen ist Valencia natürlich auch ein Tipp, mir gefällt auch der Kontrast zwischen historischen und futuristischen Bauten. Ich freue mich auf das Wochenende."
Robert Kubica: "Ich freue mich sehr auf das Rennen in Valencia, ich bin generell ein grosser Fan von Stadtkursen. Sie sind sehr anspruchsvoll, weil sie oft wellig sind und wechselnden Strassenbelag aufweisen. Wenn man einen Fehler macht, landet man schnell an der Leitplanke. Valencia wird nicht komplett Stadtkurscharakter haben, es gibt aus Sicherheitsgründen viele Auslaufzonen. Die FIA unternimmt diesbezüglich grosse Anstrengungen, und das ist gut. Auf einem Strassenkurs ist es von grosser Wichtigkeit, eine gute Basisabstimmung zu haben, mit der das Auto leicht fahrbar ist. Die Verbesserung der Rundenzeiten muss Schritt für Schritt erarbeitet werden, man kann da nicht zu wild herangehen. Auch der Ideallinie muss man sich schrittweise annähern."
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