Zu Beginn der Saison 2019 sagten sie voller Zuversicht voraus, dass Honda noch vor Saisonhalbzeit einen Sieg erringen würde. Und sie sollten Recht behalten, denn Max Verstappen gewann in seinem Red Bull RB15 den Grossen Preis von Österreich. Sie verstanden die Denkweise, mit der Honda an das F1-Engineering heranging, und während das Personal zwangsläufig gewechselt hatte, blieb die grundlegende Philosophie des Unternehmen exakt die gleiche.
Als Toro Rosso in der Saison 2018 zum Honda RA618H wechselte, stellte man fest, dass sich dieser Motor deutlich von seinem Vorgänger unterschied. Honda verwendete weiterhin das gleiche System eines kolbenbetriebenen Split-Turboladers, der seit den Anfängen der Turbo-Hybrid-Formel im Jahr 2014 erfolgreich von Mercedes eingesetzt wurde. Von Anfang an bot der Motor Volumenvorteile, obwohl dieser weiter hinten im Chassis untergebracht war, weil der Turbokompressor vorne am Zylinderblock montiert wurde, denn das hintere Ende des Triebwerks war weniger voluminös. Dies sorgte für einen kleinen aerodynamischen Vorteil bei der Formgebung der Motorhaube und beim Reinmachen des Luftstroms, bevor dieser den Heckflügel erreichte.
Während dieser Saison fanden regelmässige Meetings statt, an denen Honda, Toro Rosso und Ingenieure von Red Bull Technology teilnahmen. Red Bull sah sich die Leistungen von Toro Rosso an und gelangte zu der Überzeugung, dass eine Partnerschaft mit Honda der richtige Weg für die weitere Entwicklung ab 2019 sein werde. Besonders beeindruckt war Red Bull davon, dass die Ingenieure von Toro Rosso dermassen beflügelt wurden, zum einen durch die Bereitschaft von Honda zu einer wirklich engen Zusammenarbeit und zum anderen durch die Ermutigung von Input bei der Konfektionierung von Komponenten.
Ein weiterer Pluspunkt war, dass der RA619H-Motor im Wesentlichen mit dem RA618H sehr vergleichbar war, und noch mehr mit dem RA617H aus 2017, was eine effiziente Integrierung des Motors im Chassis des Red Bull RB15 ermöglichte. Mit der Zeit wurde Red Bull vollständig in die relevanten Informationen eingeweiht und der Teamboss Christian Horner war wirklich sehr begeistert von den Dingen, die er gesehen hatte, und verkündete, dass dieser Integrationsprozess der Beste war, den er je erlebt hatte. Das war keine Übertreibung. In Interviews offenbarte Horner auch, wie sehr seine Ingenieure die erstmalige Zusammenarbeit mit einem echten Motorpartner genossen, und nicht bloss mit einem Zulieferer.
Toro Rosso hatte bereits im Jahr 2018 bemerkt, dass der Honda RA618H ziemlich leistungsstark war, und Pierre Gasly war schon damals sehr zufrieden mit seiner Leistung. Als der neue RA619H im Winter 2018/19 erstmals auf dem hausinternen Dynamometer lief, war von Anfang an klar, dass seine Leistung vielversprechend war. Horner beschrieb den Motor als „Rakete“.
Als Max Verstappen den RA619H erstmals in seinem Red Bull RB15 beim ersten Barcelona-Test testete, war er über die Motorleistung höchst begeistert, und sagte, dass er ganz ohne Zweifel mehr Leistung als im Jahr 2018 habe, und auch, dass er nicht spitzenlastig („peaky“) sei und dass er einen breiten Leistungsbereich biete. Zudem konnte die Leistungsübertragung verbessert werden, was ein sanfteres Herunterschalten ermöglichte, wodurch das Fahrzeug sowohl beim Bremsen als auch beim Herunterschalten in Kurven stabiler wurde.
Beim Formel-1-Auftaktrennen in Melbourne zeigte sich, dass gegenüber Mercedes und Ferrari noch Defizite bei der Höchstleistung bestanden, doch im Laufe der Saison wurden im Triebwerk drei separate Weiterentwicklungen integriert und jede von ihnen stellte eine Verbesserung dar.
Angesichts eines so starken ersten gemeinsamen Jahres sind Honda und Red Bull der festen Überzeugung, dass sie in der Saison 2020 grosse Dinge erreichen können – sofern so etwas wie eine Saison in Gang kommt.
|