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Dienstag, 4. September 2018 Aston Martin Rapide S: Der Unsichtbare

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Aston Martin Rapide S.  Foto: Auto-Medienportal.Net/Axel F. BusseAston Martin Rapide S. Foto: Auto-Medienportal.Net/Axel F. Busse

Für Pierce Brosnan alias James Bond war es in „Stirb an einem anderen Tag“ die perfekte Tarnung: Sein Aston-Martin-Dienstwagen vom Typ Vanquish ließ sich per Knopfdruck unsichtbar machen. Diesseits der Leinwand so gut wie unsichtbar ist auch der Aston Martin Rapide S. Nur extrem wenige Exemplare wurden an Kunden ausgeliefert. Genau deshalb haben wir ihn getestet.

Um überlegene Motorleistung zu erzeugen, braucht heute niemand mehr zwölf Zylinder. Dass es allein in Deutschland vier Hersteller gibt, die acht Marken mit den erlesenen Aggregaten versorgen, hat andere Gründe. Es ist eine Status- und eine Imagefrage – für die Produzenten der Triebwerke ebenso wie für die Kunden der Autos. Mercedes, BMW und der Volkswagen-Konzern leisten sich den Luxus, die großvolumigen Triebwerke im Programm zu behalten. Und der vierte Hersteller? Der sitzt in Köln, auf dem Gelände der Ford-Werke.

 

Aston Martin lässt seine Zwölfender dort in zwei Varianten zusammenschrauben, was nicht despektierlich klingt, denn ebenso wie die übrige Produktion der Sportwagen in Gaydon wird das meiste in Handarbeit erledigt. Als Lieblingsprojekt des damaligen Aston-Martin-Lenkers Ulrich Bez wurde der Rapide 2009 erstmals vorgestellt. Und ebenso wie beim namensgebenden Lagonda Rapide von 1961 verkauft er sich in überschaubaren Stückzahlen. Dennoch wurde das Modell 2013 überarbeitet und blieb im Programm – denn Vergleichbares haben andere Hersteller nicht zu bieten.

Der Rapide S baut auf der Architektur des Vanquish auf, dessen Radstand um 25 Zentimeter verlängert wurde. So schuf man Raum für zwei hintere Türen und eine Gesamtlänge von 4,97 Metern. Gleichzeitig ist der Rapide S nur 1,35 Meter hoch, was die Erscheinung enorm gestreckt wirken lässt. Allein die Motorhaube ist länger als den Passagieren an Kabinenbreite zur Verfügung steht. Die von Chefdesigner Marek Reichmann geschaffene Karosserie lässt die Trennung von Limousine und Coupé verschwimmen, mit imponierenden Vorteilen in der Ästhetik, aber auch Nachteilen beim Raumangebot. Würde Aston Martin einen Viertürer heute komplett neu auflegen, wäre vieles wahrscheinlich anders als beim aktuellen Modell, doch das macht gerade den Charme des in die Jahre gekommen Luxusliners aus.

In seiner ersten Arbeit für Aston Martin stand der polnisch-stämmige Reichmann vor der spannenden Aufgabe, die vertraute Formensprache der englischen Traditionsmarke in ein bis dahin nicht vorhandenes Fahrzeugkonzept zu übertragen. Bis auf den mit dem Facelift einteilig gewordenen Frontgrill und ein paar weitere Details hat sich sein Gesamtkunstwerk über die vergangenen zehn Jahre fast unverändert erhalten. Nur würde man heute wohl keine Türen mit Schlüssellöchern mehr anbieten. An den versenkbaren Klappgriffen hält der Hersteller selbst bei Neukonstruktionen noch eisern fest, auch wenn sie nicht die beste Möglichkeit sind, ein schweres Türblatt zu bewegen.

Die rund 1,40 Meter lange Motorhaube ist kein Imponiergehabe, denn so ein Zwölfender braucht seinen Platz, zumal, wenn er wegen der besseren Gewichtsverteilung leicht hinter der Vorderachse eingebaut werden soll. In einem melodischen Schwung wächst über eine flache Frontscheibe die Kabine und wirft einen gespannten Harmonie-Bogen bis zum steil abfallenden Heck, auf das als Schlussakkord noch eine schmale Spoilerlippe gesetzt ist. Doch sind zwei Auspuff-Endrohre angesichts von zwölf Brennräumen nicht ein bisschen zu viel des Understatements?

Die erste Sitzprobe zerstreut alle Zweifel, man habe es mit etwas anderem zu tun, als mit einem reinrassigen Sportwagen. Ein Neoprenanzug könnte nicht anschmiegsamer sein als die fein belederten Sitze. Das gilt auch für die beiden hinteren Schalensessel, auf denen im Unterschied zu den so genannten 2+2-Sitzern der Marke tatsächlich Erwachsene auskömmlichen Platz genießen.

Man kann Aston Martin nur wünschen, dass es den 6,0-Liter-V12 noch lange pflegt und nichts aufs Altenteil schickt. Der seidige Lauf und die orchestrale Klangfülle überzeugen auf Anhieb. 560 PS leistet er in der aktuellen Ausbaustufe und katapultiert den Viertürer in früheren Tests in 4,4 Sekunden auf 100 km/h. Dass auch der Testwagen diese Marke erreicht hätte, darf man getrost unterstellen, denn auf der Waage erwies er sich noch um 55 Kilogramm leichter als laut Zulassung vorgesehen. Mit 345 kg ist allerdings die maximale Zuladung etwas knapp bemessen, da vier Norm-Insassen à 75 kg schon 300 Kilo mitbringen. Der Acht-Gang-Wandlerautomat von ZF ist von 630 Newtonmetern Drehmoment nicht zu überfordern, gibt die gewaltige Schubkraft mit 130 Millisekunden währenden Gangwechseln weiter. Mit offiziellen 327 km/h Höchstgeschwindigkeit ist der Rapise S einer der schnellsten Viertürer auf dem Globus. Wer mit 560 PS nicht auskommt, kann übrigens neuerdings noch draufsatteln: Mit dem Rapide S AMR und 603 Pferdestärken. (ampnet/afb)

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